Simon Friedrich Koberwein
Simon Friedrich Koberwein, * 26. September 1733 Wien, † 1808 (schon 1806?) Breslau (Wrocław/Polen), Schauspieler, Sänger und Theaterprinzipal.
Biografie
Der Sohn eines Wiener Weinhändlers erlernte das Juwelierhandwerk. Auf dem Weg nach München, wo er eine Stelle im Kupferstichkabinett antreten sollte, schloss er sich in Linz 1753 der reisenden Schauspielergesellschaft von Anton Jakob Brenner an. 1756 spielte er in München bei der Gesellschaft von Joseph Felix (von) Kurz (1690–1760 oder 1762), dessen Tochter Edmunda († 1770) er im Juni desselben Jahres in Brünn heiratete. Kurz übergab ihm seine Truppe und seit November 1756 war Koberwein selbständiger Prinzipal. 1760 assoziierte er sich in Prag mit seinem Schwager Joseph Felix von Kurz (genannt Bernardon), 1763 übernahm er in München die Truppe von Franz Gerwald Wallerotti (Wallerotty) und bespielte den süddeutschen Raum. Seine eben begonnene Tätigkeit in Linz mußte er wegen der Landestrauer nach dem Tod von Kaiser Franz I. (18. 8. 1765) beenden. Später führte er seine Gesellschaft zusammen mit Franz Joseph Hellmann und spielte unter anderem in Brünn (Brno), Olmütz (Olomouc), Kremsier (Kroměříž), während der Sommermonate 1771–1773 in den Schlössern Schönbrunn und Laxenburg sowie 1772–1774 im Wiener Vorort Penzing, wo er am 18. Juli 1773 seine zweite Frau Franziska, geborene Sartory, heiratete.
Vorübergehend von Hellmann getrennt, unternahm Koberwein 1775/76 eine erfolgreiche Tournee durch Sachsen, 1779 trennte er sich in Linz endgültig von Hellmann. 1780–89 spielte er mit seiner Truppe in Straßburg, während der Sommermonate auf Tournee. Danach bespielte er unter wechselnden Konstellationen Köln, Düsseldorf, Aachen und Bonn. 1790 mit Johann Heinrich Böhm assoziiert, trat er in Frankfurt/Main zur Kaiserkrönung von Leopold II. auf. 1796 übergab Koberwein in Mainz seine Gesellschaft an Friedrich Wilhelm Hunnius. Zusammen mit seiner Gattin wurde er Ende August 1797 Mitglied des Breslauer Theaters. 1803 veröffentlichte er "Meine Biographie", anlässlich seines 50-jährigen Direktions-Jubiläums und seines 70. Geburtstag.
Koberwein spielte anfänglich Liebhaber, später ernste und komische Väter sowie Bufforollen in Singspielen. Als Direktor war er umsichtig, zum Repertoire seiner Gesellschaft zählten unter anderem Friedrich Schillers "Die Räuber " und "Kabale und Liebe", William Shakespeares "Hamlet" und "Macbeth", sowie italienische Buffo-Opern und deutsche Singspiele.
Seine beiden Töchter Katharina Horschelt und Franziska Karly stammen aus seiner ersten und der Sohn Joseph Koberwein aus seiner zweiten Ehe.
Literatur
- Eike Pies: Prinzipale. Zur Genealogie des deutschsprachigen Berufstheaters vom 17. bis 19. Jahrhundert. Ratingen / Kastellaun / Düsseldorf: Henn 1973
- Gallerie von Teutschen Schauspielern und Schauspielerinnen nebst Johann Friedrich Schinks Zusätzen und Berichtigungen. Mit Einleitung und Anmerkungen herausgegeben von Richard Maria Werner. Berlin: Gesellschaft für Theatergeschichte 1910
- Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig: Paul List 1903 (im Artikel Josef Koberwein)
- Allgemeine Deutsche Biographie Online: Koberwein, Simon Friedrich [Stand: 25.07.2022]