Singerstraße 8
1, Singerstraße 8 (Konskriptionsnummer 898), Liliengasse 2, Weihburggasse 7.
Die erste urkundliche Erwähnung eines Hauses auf diesem Grundstück stammt aus dem Jahr 1395, als es von den geistlichen Herren zu Gaeminckh (aus der Karthause Gaming) angekauft wurde. Um das zu finanzieren, wurde ein Gehölz veräußert, das ursprünglich der Dotation einer Jahrestagsstiftung des Bischofs Johann von Gurk im Dom zu St. Stephan (Stephansdom) gedient hatte (Der Stifter hatte die Transaktion genehmigt). Nur zwei Jahre später erwarben der Dechant Johann von Kranperch und das Domkapitel zu St. Stephan das Haus. Diese verpflichteten sich gegenüber der Stadt, es in den folgenden zehn Jahren an "jemanden, der mit der Stadt leidet und dient wie andere Bürger" zu verkaufen.
Als 1586 oder 1587 der damalige Besitzer mit "merklich viel Schulden" starb, kam das zweistöckige Haus in die Hände der Gläubiger. Diese versuchten mehrfach, es zu versteigern, was aber misslang, da es sehr baufällig war. Daher wurde der an der Weihburggasse gelege Teil ("Stock") abgetrennt und einem der Kreditoren allein überlassen. Danach (1601) fand man einen Käufer für den andern Teil. Zwischen 1636 und 1649 kam wieder das gesamte Gebäude in eine Hand. Zwischen 1664 und 1795 wurde es auf vier Stockwerke erhöht. Im Jahr 1791 lebte hier der Komponist Franz Xaver Süßmayer. 1818 wurde das Haus durch einen fünf Stockwerke hohen Neubau ersetzt, der den Namen "Zur roten Rose" führte.
1911 wurde auch dieses Gebäude niedergerissen und durch das heutige Haus nach Plänen von Rudolf Erdös ersetzt. Es steht auf einer verringerten Grundfläche von 651 Quadratmetern, da gleichzeitig Singerstraße, Liliengasse und Weihburggasse verbreitert wurden. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs kam es zu massiven Schäden: Am 15. Jänner 1945 wurde das Dach durch die Druckwellen der in der Nähe explodierten Bomben erheblich beschädigt und im April 1945 schlugen zwei Granaten in die Feuermauer des Hauses ein.
Mit Kaufvertrag vom 23. April 1949 (Bestätigung der Apostolischen Nunitiatur vom 22. Juni 1951) erwarb der Heilige Stuhl das Gebäude.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
- Verkaufslokal für Schlafröcke und Unterwäsche der "Ignaz Bittmann, K.u.k. Hoflieferant, Kinder-Garderobe- und Wäsche-Fabrik"
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 1. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 9-12