Stadtplan, Hofquartierkarte (1748)
Überblick
Dieser lange Zeit unbekannte Stadtplan aus dem Jahr 1748 steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Wiener Hofquartierwesen. Die Requirierung dieser Quartiere oblag dem Obersthofmarschall und dem kaiserlichen Hofquartiermeisteramt, das zu diesem Zweck in Zusammenarbeit mit Vertretern der Bürgerschaft umfangreiche Verzeichnisse aller Häuser und Quartiere in Wien anlegte ("Hofquartierbücher"). All diese Hausbeschreibungen flossen bis dahin jedoch nicht in eine Plandarstellung ein. Die vorliegende Karte hat der damalige Hofquartiermeister Franz Anton Joachim von Joachimsburg im Auftrag seines Vorgesetzten, des Obersthofmarschalls Karl Maximilian Philipp von Dietrichstein (1702-1784, Wappen rechts oben), ausgeführt.
Inhalte
Der Stadtplan stellt die erste Aufnahme Wiens mit einer vollständigen Häusernummerierung dar. Allerdings erfüllten die Nummern über den Plan hinaus keine Funktion, stimmen sie doch weder mit den in den Hofquartierbüchern verwendeten Nummern noch mit den Steuernummern der Stadt noch mit den Konskriptionsnummern (die ab 1771 auch im Quartieramt Verwendung fanden) überein. Die Nummerierung diente somit allein dem Verweis auf die beigefügte Legende, die jeweils den Eigentümer / die Eigentümerin und den Rechtsstatus des Hauses anführt. Auch die Farbgebung markiert die Gebäude nach ihrem Rechtsstatus: Nur die dem Magistrat der Stadt unterstellten Häuser waren hofquartierpflichtig (grünlich), während kaiserliche beziehungsweise staatliche Gebäude (rot), adelige Freihäuser (hellgrün / grau und gelb) sowie Gebäude im Besitz der Geistlichkeit (blau) befreit waren. Auffallend ist, dass der Plan auf die Darstellung der Stadtbefestigung praktisch verzichtet.
Quelle
Literatur
- Sándor Békési / Maximilian Maurer: Die Durchnummerierung der Stadt, in: ders. / Elke Doppler [Hg.]: Wien von oben. Die Stadt auf einen Blick (Katalog zur 414. Sonderausstellung des Wien Museum). Wien: Metro-Verlag 2017, S. 156f.
- Maximilian Maurer: Das Hofquartierwesen am Wiener Hof in der Frühen Neuzeit. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 2013