Stadtplan, Werner Arnold Steinhausen (1710)
Entstehungsgeschichte
1704/1705 führten der Militäringenieur Leander Anguissola und der Hofmathematiker Johann Jakob Marinoni unter Mitarbeit des späteren Hofarchitekten Johann Lucas von Hildebrandt und des Ingenieurs Werner Arnold von Steinhausen die erste detaillierte Vermessung der Vorstädte und des Donaubereichs bei Wien durch (Kupferstich 1706). Damals wurde die eigentliche Stadt jedoch ausgespart, für deren Darstellung griff man auf ein Holzmodell zurück, das der Ingenieur Daniel Suttinger 1680 fertig gestellt hatte. Wenige Jahre später, 1710, legte Werner Arnold von Steinhausen (1655 Wien – 1723 Wien) einen eigenständig angefertigten Stadtplan genau dieses Innenstadtbereichs samt Glacis und den angrenzenden Teilen der Vorstädte von höchster Genauigkeit vor.
Dieser Plan erschien nie im Druck. Von ursprünglich vermutlich drei angefertigten Reinzeichnungen haben sich zwei erhalten: das Kaiser Joseph I. gewidmete Exemplar (Österreichische Nationalbibliothek, Kartensammlung AB 7 A 56[1]) und das der Stadt Wien ausgefolgte (Wien Museum, Inv. Nr. 105.500), während die den Niederösterreichischen Landständen übergebene Ausfertigung schon im 19. Jahrhundert verschollen gewesen sein dürfte. Der Plan wird hier nach einer durch Gustav Adolph Schimmer angefertigten Kopie aus 1847 gezeigt.
Inhalt
Die Grundstücksgrenzen und Baukörper sind sehr genau wiedergegeben, bis hin zu Einfahrten und Gewölbegängen. Im Inneren von Kirchen sind nicht nur die Säulenanordnung, sondern auch Altäre dargestellt. Viele Gebäude und die Straßennamen sind beschriftet, die Rechtseigenschaften der Gebäude sind nach zehn Kategorien durch unterschiedliches Kolorit ausgewiesen. Auch unbebaute Flächen werden differenziert dargestellt. So sind etwa Gärten mit Weggestaltung, aber auch Bäume oder Weingärten anhand von Signaturen, die den modernen ziemlich entsprechen, deutlich erkennbar. Am unteren Ende des Planes finden sich eine kurze lateinische Geschichte der Stadt, eine Legende zur Erklärung der Rechtseigenschaften, ein Transversalmaßstab und ein Häuserindex, der auf ein mit Buchstaben am linken und unteren Kartenrand gekennzeichnetes Suchgitter verweist.
Trotz - oder vielleicht gerade wegen - seiner Genauigkeit und seinem Detailreichtum blieb der Plan ungedruckt und hatte somit keinerlei Auswirkungen auf die späteren Darstellungen der Stadt.
Quellen
- Wien Museum, Inv.Nr. 105500: Original
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Kartographische Sammlung, Sammelbestand, P5: 6467: Kopie des Stadtplans von Steinhausen durch Zöglinge der Chaosschen Stiftung (1724)
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Kartographische Sammlung, Sammelbestand, P1: 234: Reproduktion von Gustav Adolph Schimmer , 1847
Literatur
- Historischer Atlas von Wien, 13. Lieferung (2010)