Suppe
Die warme Suppe ist die Ouvertüre der klassischen Wiener Speisenfolge, findet sich in den verschiedensten Varianten bereits auf den ältesten Speisekarten und war fixer Bestandteil des bereits im 19. Jahrhundert in den Gaststätten angebotenen mehrgängigen Menüs. Bevorzugt wird heute die klare Rindsuppe mit Einlage (Fleischstrudel, Frittaten, Grießnockerln, verschiedene Knöderln, Nudeln, Schöberln und so weiter), daneben gebundene Suppen aus einem oder mehreren Gemüsen. Tellerfleisch ist eine Rindsuppe aus Suppennudeln und Rindfleischeinlage. Der Alt-Wiener Suppentopf erinnert an die Ursprungsform der Olla podrida (spanisch: faulender Topf), in den frühesten österreichischen Kochbüchern auch als Ohly, Oley, Ollio und Allapatrida zu finden. Dieser (ursprünglich spanische) Eintopf aus vielerlei Fleisch- und Gemüsesorten ist am besten für viele Esser zuzubereiten und wegen der Vielfalt der Zutaten sehr variabel. Er wurde zuletzt ohne jede Einlage als hochkonzentrierte Bouillon um Mitternacht den Gästen des Hofballs zur „Restauration" (daher Restaurant!) serviert; neuerdings wurde die Ollio zum Opernball 1987 eingeführt. Nach „normalen" Bällen sind die Ungarische Gulaschsuppe und die Serbische Bohnensuppe beliebte Mageneinrenker. Suppe bedeutete niederdeutsch ursprünglich „alles, was mit dem Löffel zu essen war", mittelhochdeutsch hingegen bedeutet „supen" soviel wie saufen.
Literatur
- Kluge: Etymologisches Wörterbuch (Bln.1983), S. 715
- Ein Koch- und Arzneybuch. Grätz 1686
- Walther Havelka: Leckeres aus der Wiener Küche, Salzburg 1984, S. 11
- Hans Ottomeyer: Olla podrida und Pot d'oille: Leitfossile europäischer Tafelkultur (Vortrag beim Symposion „Tafeln bei Hofe", Wien 1995).