Susanne Bock

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Bock, Susanne
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Hakl, Susanne; Lipscher, Susanne
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr.phil.
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  371063
GNDGemeindsame Normdatei 122053745
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 13. Mai 1920
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 30. Juli 2022
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Anglistin, Zeitzeugin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Ehrenmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung (Verleihung: 2011)


Susanne Bock, * 13. Mai 1920 Wien, † 30. Juli 2022 Wien, Anglistin, Zeitzeugin.

Biografie

Susanne Bock, geborene Hakl, war die Tochter assimilierter jüdische Eltern, die sich trennten, als sie noch klein war. Sie wuchs bei ihrer Mutter Rosa Hakl auf, die es schwer hatte, für den Lebensunterhalt aufzukommen.

Bereits in der Volksschule besuchte Bock eine Singgruppe der Kinderfreunde und als Jugendliche war sie ab 1932 Mitglied der sozialistischen Jugendorganisation "Rote Falken". Da die sozialdemokratische Partei nach den Februarkämpfen 1934 in Österreich verboten worden war, betätigte sie sich aktiv im Widerstand gegen das austrofaschistische Regime: Sie verstreute aus Papier gebastelte sozialistische Parteiembleme in den Straßen, beschmierte Wände und nahm an Demonstrationen teil. Nach dem sogenannten Anschluss wurde sie gemeinsam mit ihren jüdischen Schulkamerad*innen am 12. April aufgefordert, die Schule zu verlassen. Ende April 1936 (wenige Tage vor ihrem 16. Geburtstag) wurde sie im Gefangenenhaus auf der Elisabethpromenade einige Tage inhaftiert.

In einer provisorischen Schule für jüdische SchülerInnen im 20. Bezirk konnte sie im Juni 1938 ihre Matura absolvieren. Sie erhielt jedoch lediglich eine formlose Bestätigung über die bestandene Matura; das eigentliche Maturazeugnis holte später ihr damaliger Freund und späterer Ehemann Wolfgang Bock ab und bewahrte es bis zu ihrer Rückkehr aus dem Exil auf. Wolfgang Bock war "Arier", die Beziehung des Paares verboten, weswegen sie sich heimlich in den Morgenstunden trafen.

Exil

Nach der Matura erfuhr Bock, dass Menschen, die auf Polizeilisten aus der Zeit des Austrofaschismus gefunden worden waren, verhaftet werden sollten. Da sie 1936 "polizeibekannt" geworden war, entschloss sie sich zur sofortigen Flucht. Über Mailand und Frankreich floh sie im Februar 1939 nach England. Ihrer Mutter gelang nach den Novemberpogromen 1938 ebenfalls die Flucht nach England.

In England wurde Bock als Mitglied der "Roten Falken" auf das "Austrian Centre", eine Dachorganisation aller österreichischen Flüchtlingsorganisationen in England, aufmerksam gemacht, wo sie sich mit alten Freunden und Freundinnen treffen konnte. Sie begann ihre Ausbildung als "nurse trainee" in Surrey und anschließend in Bristol, weshalb sie zunächst auch aufgrund finanzieller Nöte keine Möglichkeit hatte, nach London zu fahren, um an den Treffen teilzunehmen. Zudem wurde sie nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges aus Bristol ausgewiesen und nach Llangollen gebracht. Dort lernte sie den Tschechoslowaken Ivan Lipscher kennen, den sie 1940 heiratete. Das Paar übersiedelte nach London, wo sie sich Arbeit suchte. Nachdem ihr Mann eingerückt war, übersiedelte sie zu ihrer Mutter nach Oxford. Dort arbeitete sie als Fabriksarbeiterin und besuchte einen Kurs für Physik und Chemie, der ihr dazu verhalf, in Langley eine Stelle als chemische Laborantin zu finden. Aufgrund der Nähe zu London konnte sie nun regelmäßiger an den Treffen des "Austrian Centre" teilnehmen.

Rückkehr nach Wien

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging sie gemeinsam mit Lipscher 1945 zunächst in die Tschechoslowakei nach Zilina, wo sie trotz Kriegsende aufgrund ihrer jüdischen Herkunft Repressalien ausgesetzt war. Nach Erhalt des Briefes ihres damaligen Freundes Wolfgang Bock Ende 1945 verließ sie ihren Mann und kehrte Anfang 1946 nach Wien zurück. Nachdem sie sich am 9. Mai 1949 von Lipscher scheiden ließ, heiratete sie Bock am 23. Juni 1949. 1954 wurde der gemeinsame Sohn Peter geboren.

Eine Wohnung und eine Anstellung zu finden, gestaltete sich schwierig, da sie keine abgeschlossene Berufsausbildung hatte. In Wien konnte sie dank ihrer Fremdsprachenkenntnisse eine Anstellung als Lektorin bei der britischen Nachrichtenagentur finden, hatte allerdings mit dem Unverständnis der österreichischen Bevölkerung für die Nöte der zurückgekehrten jüdischen Exilant*innen zu kämpfen. 1978 begann sie ein Studium der Angewandten Linguistik und Anglistik an der Universität Wien, das sie 1993 mit der Promotion abschloss.

Bock vertrat vehement die Forderung, das Exil auch all jener Menschen zu beleuchten, die nicht berühmt geworden waren, aber durch ihren Mut und ihr Engagement das Exil mitgeprägt haben. Ihr war es ein Anliegen, die vielen unsichtbaren und unbekannten Exilant*innen sichtbar zu machen. 2011 wurde sie Ehrenmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung.

Bock verstarb im hohen Alter von 102 Jahren.


Publikationen

  • Susanne Bock: Mit dem Koffer in der Hand. Leben in den Wirren der Zeit 1920–1946. Wien: Passagen 1999
  • Susanne Bock: Heimgekehrt und fremdgeblieben. Eine alltägliche Geschichte aus Wien 1946 bis 1954. Strasshof: Vier-Viertel-Verlag 2003
  • Susanne Bock: Peter sprang und Pjotr überlebt. Geschichte einer Integration. Wien: Morawa 2017
  • Susanne Bock: Was nicht vergessen werden soll. Wien: Österreichische Kinderfreunde Bundesorganisation 2023

Literatur

  • Sonja Frank (Hg.): Young Austria. ÖsterreicherInnen im britischen Exil 1938–1947. Theodor Kramer Gesellschaft: Wien 2014, S. 76–80


Susanne Bock im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks