Theodor Schmidt (Sportfunktionär)

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Schmidt, Theodor
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  58159
GNDGemeindsame Normdatei
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 3. August 1891
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 18. Oktober 1873
SterbeortSterbeort Wien;
BerufBeruf Großindustrieller, Sportfunktionär
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
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RessourceUrsprüngliche Ressource 
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BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
  • 13., Wattmanngasse 34 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Theodor Schmidt, * 3. August 1891 Wien, † 18. Oktober 1973 Wien, Großindustrieller, Sportfunktionär, Honorarkonsul.

Biografie

Theodor Schmidt wuchs in großbürgerlichen Wiener Verhältnissen auf: Sein Vater Theodor Edmund und dessen Bruder waren Eigentümer der Süßwarenfabrik Victor Schmidt & Söhne, die durch die Ehe des Vaters mit der Erbin des jüdischen Bankhauses Pontzen finanziell abgesichert war. Doch die Industriellenkarriere reizte Theodor Schmidt wenig. Er studierte gegen den Willen des Vaters Jus in Innsbruck, Oxford und Paris, wobei er fließend Englisch, Französisch und Spanisch lernte.

Im Ersten Weltkrieg diente er im Dragonerregiment Nummer 4. 1918 wurde Theodor Schmidt ohne großes Engagement Gesellschafter der Firma. Lieber engagierte er sich politisch, sei es im Hauptverband der Industrie oder als Arbeitgeber-Vertreter Österreichs im Völkerbund. Im Gesellschaftsleben Wiens spielte er eine bedeutende Rolle, seine Villa wurde zu einem Treffpunkt von Adel und Politik.

1928 begann Schmidts intensives Engagement im Sport, als er Vertreter des Internationalen Olympischen Komitees für Österreich wurde. Im Jahr darauf ernannte man ihn zudem zum Präsidenten des nationalen Hauptverbands für Körpersport. Bei den Olympischen Sommer- und Winterspielen 1928 und 1932 fungierte er als Organisator, trieb das Geld für die Entsendung der Athleten auf, informierte die Öffentlichkeit und war als Delegationsleiter auch vor Ort. Die Erfolge österreichischer Sportler bei Olympia waren nicht zuletzt diesem Engagement Schmidts zu verdanken. Der Gewinn für ihn selbst bestand in der großen gesellschaftlichen Anerkennung und internationalen politischen und sportpolitischen Kontakten auf höchster Ebene, vom Papst bis zu Mussolini und Miklós Horthy. Im Juni 1933 war es Schmidt gelungen, die 32. Sitzung des IOC nach Wien zu holen. Auch aus diesem Treffen machte er ein glanzvolles gesellschaftliches Ereignis.

Auch bei den Olympischen Winterspielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen war Theodor Schmidt, der sich mit der austrofaschistischen Sportführung bestens verstand, führend beteiligt. Für die Sommerspiele in Berlin wurde er allerdings kurzfristig durch Theobald Seyfferitz ersetzt. Ob das auf Schmidts jüdische Mutter zurückzuführen war, muss allerdings offen bleiben. Der "Anschluss" 1938 war für Theodor Schmidt jedenfalls in dreifacher Weise gefährlich: Als "Halbjude" und Homosexueller schien sein Verbleib in Wien ebenso unmöglich wie aufgrund der Tatsache, dass er eng mit dem austrofaschistischen Regime kooperiert hatte. Im Mai 1938 emigrierte er über Mailand und Rom in die USA und reiste von dort dann − vermutlich − in die Dominikanische Republik weiter, wo Rafael Leónidas Trujillo ein diktatorisches Regime aufgebaut hatte.

1955 kehrte er jedenfalls als Honorarkonsul der Dominikanischen Republik nach Wien zurück. Er lebte von einer Leibrente auf der Basis seines Firmenanteils und schließlich vom Verkauf seiner Villa, was wegen seines aufwändigen Lebensstils kaum ausgereichte. Er verkehrte in Diplomatenkreisen und hatte beste Kontakte zur Politik, von Otto Habsburg bis zu Franz Olah. Seinen großbürgerlichen Habitus und seine monarchistische Weltsicht legte er bis zu seinem Tod 1973 nicht ab. Und auch seine Homosexualität lebte er bis zuletzt, während er sich mit seinem "Judentum" nie identifizierte.

Literatur

  • Bernhard Hachleitner / Matthias Marschik / Georg Spitaler [Hg.]: Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus − Wien 1918 bis 1938. Berlin: de Gruyter 2018
  • Matthias Marschik / Theodor Schmidt. Ein jüdischer "Apostel der olympischen Idee" (Jüdische Miniaturen, Band 215). Hentrich & Hentrich: Berlin 2018
  • Matthias Marschik: "Der Herr Kommerzialrat". Theodor Schmidt und Rudolf Klein. Sporträume als Orte jüdischer Selbstvergewisserung in der Ersten Republik. In: Wiener Geschichtsblätter 71, Heft 4/2016, S. 299–324