Verlag der Johannes-Presse

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Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Verlag
Datum vonDatum (oder Jahr) von 4. April 1924
Datum bisDatum (oder Jahr) bis unbekannt
Benannt nach Johannes Otto Nirenstein
Prominente Personen Otto Kallir
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  71099
GNDGemeindsame Normdatei
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Murray G. Hall: Österr. Verlagsgeschichte
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Letzte Änderung am 13.04.2021 durch WIEN1.lanm09lue
  • 1., Grünangergasse 1

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48° 12' 27.61" N, 16° 22' 33.07" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Verlag der Johannes-Presse. Der "Verlag der Johannes-Presse" bestand im Rahmen der "Kunsthandlung neue Galerie Ges.m.b.H." in 1., Grünangergasse 1. Diese Räumlichkeiten wurden ab 1954 von der Galerie nächst St. Stephan bezogen.

Die Gründung der "Neuen Galerie" beruhte auf einem Gesellschaftsvertrag vom 31. Dezember 1923, die handelsgerichtliche Protokollierung erfolgte am 4. April 1924. Mit einer "Egon-Schiele-Gedächtnisausstellung" fand im Frühjahr 1924 auch die Geschäftseröffnung statt. Die Konzession zum Betrieb eines Buch-, Kunst- und Musikalienhandels wurde allerdings erst am 6. August 1924 erteilt. Als Geschäftsführer fungierte Otto Nirenstein, der bereits im Rikola-Verlag verlegerisch tätig gewesen war. Benannt wurde der Verlag nach Nirensteins neugeborenem Sohn Johannes Otto.

Im März 1938 schied Otto Kallir – den alten Familiennamen Kallir nahm Nirenstein 1933 an – aus dem Unternehmen aus. Bis dahin gab es neben ihm immer wieder andere Geschäftsführer und Geldgeber. So war etwa von Juli 1928 bis Dezember 1931 der Bruder seiner Gattin Fanny, Hans Graf Löwenstein, ins Handelsregister eingetragen.

Aufgrund seiner jüdischen Herkunft konnte Otto Kallir den Betrieb nach dem "Anschluss" nicht mehr weiterführen. Unter Zurücklassung des größten Teils seiner Kunstsammlung floh er im selben Jahr mit seiner Familie aus Wien. Über die Schweiz gelangte er nach Paris und später in die USA. Die Neue Galerie und der Verlag der Johannes-Presse wurden hingegen arisiert. Kallirs Mitarbeiterin Viktoria Maria Künstler, die seit 1924 im Unternehmen tätig war, übernahm nun die Geschäftsführung. Laut ihrer Aussage geschah dies in vollem Einverständnis mit Otto Kallir.

Schriftlich niederlegt ist lediglich die Übergabe der Firma. Der Kaufvertrag datiert vom 14. Juni 1938, der vereinbarte Kaufpreis für die mit 9.531,42 Reichsmark überschuldete Firma lag bei null Reichsmark. Am 15. Juli 1938 wurde Otto Kallir aus dem Handelsregister gelöscht und Viktoria Maria Künstler als neue Geschäftsführerin eingetragen. Die bestehende Konzession für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel durfte sie allerdings nicht fortführen, da eine Ges.m.b.H. nicht Mitglied der Reichsschrifttumskammer sein konnte. Erst 1941 wurde ihr eine Kunsthandelskonzession erteilt. Außerdem musste sie laut einer Verfügung der Vermögensverkehrsstelle in Wien vom 21. November 1942 eine sogenannte Entjudungsauflage bezahlen.

Nach Angaben von Viktoria Maria Künstler erhielt Otto Kallir die Galerie, die sie bis zum Jahr 1952 als Partnerin weiterführte, bei seinem ersten erneuten Aufenthalt in Wien 1949 zurück.

Produktion

Die 1924 aufgenommene Tätigkeit des Verlags der Johannes-Presse kam im Frühjahr 1938 wieder zum Erliegen. Insgesamt wurden wohl 27 Titel hergestellt, allein 14 erschienen zwischen 1924 und 1937 als "Druck der Johannes-Presse". In der Reihe vertreten waren Veröffentlichungen von Max Beckmann, Gerhard Frankl, Andreas Gryphius, Hugo von Hofmannsthal, Bohuslav Kokoschka, Alfred Kubin, Max Mell, Max Roden, Otto Rudolf Schatz und August Strindberg. Neben einer Normalausgabe kam meist noch eine Luxusausgabe auf besonderem Papier und mit ausgesuchter Bindung heraus, die Auflagen schwankten zwischen 43 und 500 Exemplaren.

Der Schwerpunkt des Verlags lag auf Lyrik. Abseits der Drucke der Johannes-Presse finden sich aber einige Ausnahmen. Fritz Scheys Roman "Du allem ausgesetztes Herz" (1936) und Richard Beer-Hofmanns "Vorspiel auf dem Theater zu König David" (1936) gehören ebenso dazu wie Friedrich Gundolfs Vortrag "Rainer Maria Rilke" (1937) und Hugo von Hofmannsthals "Dramatische Entwürfe aus dem Nachlaß" (1936). Hervorzuheben ist auch die von Ernst Schönwiese herausgegebene Anthologie "Patmos. Zwölf Lyriker" (1935). In ihr enthalten sind Beiträge von Friedrich Bergammer, Felix Braun, Hermann Broch, Benno Geiger, Lenz Grabner, Theodor Kramer, Erika Mitterer, Robert Musil, Heinz Politzer, Ernst Schönwiese, Herta Staub und Ernst Waldinger. Von den 27 Verlagswerken stammen übrigens nicht weniger als neun von Max Roden, drei weitere von Hugo von Hoffmannsthal.

Der Verlag der Johannes-Presse hatte, was den Umsatz betrifft, nur eine geringe Bedeutung für das Unternehmen. Im Jahr 1937 entfielen lediglich knapp vier Prozent des Gesamtumsatzes auf den Buchverlag. Vor allem die teuren Luxusausgaben verkauften sich schlecht. Von der in Halbleder gebundenen, nummerierten und von allen Autoren signierten Anthologie "Patmos" waren von 50 Exemplaren bis Ende 1938 noch 41 auf Lager. Auch von den 25 Prachtausgaben von Beer-Hofmanns "Vorspiel auf dem Theater zu König David" wurden nur fünf verkauft, von den 30 Titeln "Licht und Landschaft" von Richard Götz blieben 26 auf Lager.

Im "Verlag der Neuen Galerie" erschienen außerdem weitere Werke. Dabei handelte es sich meist um Kunstbücher, die hier keine Erwähnung finden.


Literatur