Vorlaufstraße 3
48° 12' 45.13" N, 16° 22' 21.32" E zur Karte im Wien Kulturgut
1., Vorlaufstraße 3, (Konskriptionsnummer: 451 und 452).
Haus Stadt 451
Der erste sichere Nachweis über das Haus ist in einer Urkunde aus dem Jahr 1444 zu finden, wonach der Stadtkämmerer Nutz und Gewer des halben Hauses erhielt. Die andere Hälfte hatte Hanns Piber, von Beruf Kartenmaler, inne.
Zum blauen Hecht
1568 wird erstmal der Schildname des Hause "Zum blaben (blauen) Hechten" genannt. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges war der blaue Hecht ein stark frequentiertes Einkehrgasthaus, das durch einen (für die damalige Zeit bezeichnenden) Schwedenbesuch in die Lokalgeschichte einging. Der schwedische Feldherr Lennart Torstenson, der im Jahr 1645 Wien belagerte, hatte damals Austauschverhandlungen der beiderseitigen Kriegsgefangenen vorgeschlagen. Torstensons Entgegenkommen erwiderte der Kaiser dadurch, dass er ihn einlud, Vertraute nach Wien zu senden, denen gestattet war, hier unbehelligt Einkäufe zu besorgen. Das wurde gerne angenommen. Torstenson selbst schickte seinen Kammerdiener mit mehreren Begleitern, geschützt durch einen Freipass des Kaisers, am 10. Mai in die Stadt, wo die Schweden im Gasthof Zum blauen Hecht abstiegen. Der Kammerdiener nützte die Zeit zu reichlichen Einkäufen aus, wobei er sehr gut zu handeln verstand, so dass die Bezeichnung "alter Schwede" für einen erfahrenen, durch nichts in Verlegenheit zu bringenden, Mann auf jenen Vorfall zurückzuführen sein soll.
Nach vielfachem Besitzerwechsel wurde das Haus 1885 samt dem Nachbarhaus Stadt 452 abgebrochen.
Haus Stadt 452
Dieses Gebäude bildete das letzte Haus des als Sackgasse hier abschließenden Sterngassels. Dem Schildnamen des Hauses "Zum finsteren Stern" verdankte das Gassel seine Benennung. Der erste Nachweis des Hauses fällt in das Jahr 1444.
1818 wurde das Haus neu erbaut. Die Häuserkataster von 1859 und 1875 weisen als Eigentümer des Hauses "Zum blauen Hechten" Karl Feukal aus, der Häuserkataster von 1885 führt sowohl Stadt 451, als auch Stadt 452 ("Zum weißen Stern"), als "demoliert" an.
Neubau
An Stelle der beiden abgebrochenen Häuser wurde 1889, durch den Architekten Wilhelm Stiassny, ein vier Stock hoher Neubau errichtet. Am 4. April 1944 wurde das Eigentumsrecht an dem Hause dem Deutschen Reich (Reichsfinanzverwaltung) einverleibt. Mit Bescheid der Finanzlandesdirektion vom 25. Februar 1948 wurde das Haus wieder seinen eigentlichen Besitzern zugesprochen.
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 4. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 866-870