Wallnerstraße 8
1, Wallnerstraße 8
Im 14. Jahrhundert stand hier das Haus der Herren von Losenstein, den Herren der Schallaburg südöstlich von Melk. Bis 1558 blieb das Haus im Besitz dieses Geschlechtes. 1687 erwarb das Haus Aeneas Graf von Caprara. Er errichtete an dieser Stelle den heutigen Palastbau (siehe Caprarapalais). Auf einem Stich von Salomon Kleiner um 1729 wird das Gebäude als „Spanische Cantzley in der Wallnerstraßen“ bezeichnet. Graf von Caprara entstammte einem italienischen Adelsgeschlecht. 1785 erwarb das Palais Fürst Karl von und zu Liechtenstein. Nach dem Tod des Fürsten verkaufte man das Palais 1797 dem Oberstleutnant Jakob von Wimmer, von dem es dann Bernadotte (der nachmalige König von Schweden) als Gesandter der französischen Republik 1798 mietete. Bernadottes Verhalten erregte unter der Wiener Bevölkerung Anstoss. Ein Grund hierfür war unter anderem die Veranstaltung eines Festes nach 7 Uhr abends, bei welcher eine große dreifarbige Fahne vom Balkon des Hauses tief in die Straße hing. Die Bevölkerung Wiens fühlte sich durch diesen Akt in ihrem Patriotismus verhöhnt. Es kam zu einem Tumult, wobei ein Mann die Fahne abriss und zur Hauptwache in Burg brachte. Die Meute stürmte daraufhin das Palais und konnte nur mit Mühe abgehalten werden in die Wohnung des Botschafters einzudringen. Bernadotte verließ am 15. April Wien. Damals glaubte man, dass die Franzosen diesen Skandal absichtlich herbeigeführt haben, um die Ausführungen des Friedens von Campo Formio (17. Oktober 1797) zu hintertreiben und Grund zum neuen Bruch zu haben.
1798 verkaufte Baron Wimmer sein Palais an die angesehenen Bankiers Johann Heinrich und Jakob Geymüller. In ihrem Gasthaus versammelte sich in Wien damals alles was Rang und Namen hatte. Im Palais Geymüller begegnete Grillparzer zum ersten Mal Kathi Fröhlich. Unter dem Neffen Geymüllers folgte der tiefe Absturz des „Hauses“. Er gab sich einer wahren Verschwendungssucht hin. Seine Frau Rosalie galt zudem auch als eine der damals verschwenderischsten Frauen Wiens im Jahr 1834. Zehn Jahre später stellte das Bankhaus Geymüller seine Zahlungen ein und musste liquidieren. Johann Heinrich Geymüller-Falkner starb 1848 „im Elend“.
Im Trennungsgesetz von 1921 wurde das Haus dem Bundesland Niederösterreich(-Land) zugeschlagen. Mit Kaufvertrag wurde das Haus 1922 von der Anglo Austrian Bank Limited erworben.
Quellen
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 7, Wien ²1957 (Manuskript im WStLA), S. 90-93