Walther Klingohr
Walther Klingohr, * 10. November 1902 Krems, † 29. Juni 1969 Wien, Bauingenieur, Politiker.
Biografie
Walther Klingohr wurde als Sohn eines Versicherungsangestellten in Krems geboren. Er war verheiratet. Zunächst römisch-katholisch, trat er nach 1938 aus der Kirche aus und galt dann laut nationalsozialistischer Diktion als "gottgläubig". Nach der Matura an der Staatsgewerbeschule war er von 1923/1924 bis 1927/1928 ao. Hörer im Bauingenieurswesen an der Technischen Hochschule Wien. Klingohr war als Techniker und Bauleiter tätig, vor 1938 war er zwei Jahre arbeitslos. Nach 1945 war er erneut als Bauingenieur tätig.
Wegen illegaler Tätigkeit für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) wurde Klingohr im August 1933 als Mitglied der niederösterreichischen Gauleitung nach München übersiedelt. Von Oktober 1934 bis Jänner 1938 war er Kreispropaganda- und Pressewalter der Deutschen Arbeitsfront in Wiesbaden. Von 1935 bis 1938 war er Kreisgeschäftsführer und stellvertretender Kreisleiter der NSDAP-Kreisleitung in Wiesbaden. Am 18. Oktober 1938 wurde er aus Österreich ausgebürgert.
Vom 1. April 1942 bis zum 16. März 1945 war er Ratsherr.
Klingohr wurde am 8. Mai 1945 in Liezen verhaftet. Das Volksgericht Wien klagte ihn wegen an (Vg 12 Vr 4346/1946; Akt nicht auffindbar). Das Verfahren im Landesgericht Linz (Vg Vr 4154/1947, Vg Vr 2353/1948) ist laut Oberösterreichischem Landesarchiv ebenfalls nicht dokumentiert.
Ab dem 23. Dezember 1955 war Klingohr wieder in Wien gemeldet (zuvor in Graz).
Siehe auch: Ratsherren (NS-Zeit) (mit Auflistung aller Ratsherren)
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Ratsherren, A1: Personalstandsbogen Walther Klingohr, 15.09.1944
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Gauakten, K1
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Bundespolizeidirektion Wien: Historische Meldeunterlagen
- Österreichisches Staatsarchiv - Archiv der Republik, Bundesministerium für Inneres, Gauakten: 158.633
- Archiv der Technischen Universität Wien
Literatur
- Maren Seliger: Scheinparlamentarismus im Führerstaat. "Gemeindevertretung" im Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Funktionen und politische Profile Wiener Räte und Ratsherren 1934–1945 im Vergleich. Wien [u.a.]: Lit-Verlag 2010, S. 836