Weinheberdenkmal
48° 12' 8.18" N, 16° 21' 56.79" E zur Karte im Wien Kulturgut
Weinheberdenkmal (1., Schillerplatz), Marmorsockel (von Heribert Rath) mit Bronzebüste Josef Weinhebers (von Josef Bock, 1940), gestiftet und errichtet von der Josef Weinheber-Gesellschaft, feierlich enthüllt am 21. Mai 1975. 2019 wurde das Denkmal auf Initiative der Plattform Geschichtspolitik, die sich bereits seit 2010 für eine Umgestaltung eingesetzt hatte, in einem von der KÖR -"Kunst im öffentlichen Raum GmbH" unterstützten Projekt dauerhaft künstlerisch umgestaltet und kontextualisiert. An der Projektumsetzung beteiligt waren: Eduard Freudmann, Chris Gangl, Gabu Heindl, Tatiana Kai-Browne, Katharina Morawek und Philipp Sonderegger. Auf einem von der Gemeinde Wien errichteten ergänzenden Wienkl wird die Person Weinhebers und die Geschichte des Denkmals in englischer und deutscher Sprache aufgearbeitet. Der Text lautet:
"WEINHEBER-
Denkmal
Bronze-Abguss nach eienr Büste von Josef Bock (1940)
Sockel aus Granit
1975 durch die private Weinheber-Gesellschaft errichtet und in die
Obhut der Stadt Wien übernommen. Mehrfach durch Unbekannte
beschädigt, infolgedessen in den 1990er Jahren umgestaltet: neuer
Sockel und Befestigung durch ein nicht sichtbares Betonfundament.
2013 unbewilligte künstlerische Intervention durch Freilegung dieses
Fundaments als Hinweis auf den Konflikt um das Denkmal; auf be-
hördliche Anweisung Wiederherstellung des ursprünglichen Zustan-
des. Nach jahrelangen Diskussionen 2019 permanente Umgestaltung.
Josef Weinheber (1892-1945), Romancier und Lyriker. Wie viele seiner
Zeitgenossen machten auch Weinheber sein antimodernes Genius-
Ideal, seine übersteigerte Männlichkeit, sein Antisemitismus und
die mythische Verklärung der deutschen Sprache empfänglich für
völkischen Nationalismus. Er trat der NSDAP erstmalig 1931 bei und
betätigte sich aktiv in ihren Kulturorganisationen. Innerhalb weniger
Jahre stieg Weinheber zu einem der wichtigsten Schriftsteller Nazi-
Deutschlands auf. Seinen Ruhm verdankte er maßgeblich seiner Be-
reitschaft, sich in den Dienst des NS-Regimes zu stellen, u. a. durch
das öffentliche Hetzen gegen politisch unliebsame Schriftsteller-
kollegen und das Verfassen von Propagandagedichten. Im April 1945
nahm er sich das Leben. Sein literarisches Andenken wurden in den
darauffolgenden Jahren vor allem von befreundeten Schriftstellern
gepflegt, die wie er dem Nationalsozialismus nahe gestanden hatten.
Konzept der Umgestaltung: Plattform Geschichtspolitik"
Literatur
- Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 151
- Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 139