Wilhelm Karl Haidinger
Wilhelm Karl Haidinger (ab 1865 Ritter von), * 5. Februar 1795 Wien, † 19. März 1871 Wien (Dornbacher Friedhof, später Zentralfriedhof, Ehrengrab Grab 0, Nummer 7), Mineraloge, Geologe.
Biografie
Wilhelm Karl Haidinger war der Sohn des Bergrats in der k. k. Hofkammer für Münz- und Bergwesen Carl Haidinger. Besuchte die Normalschule zu St. Anna und das Akademische Gymnasium, ging im Herbst 1812 ans Joanneum Graz zu Professor Mohs und begleitete diesen 1817 auf den Reisen bis Freiberg, Sachsen; die Zusammenarbeit dauerte bis 1822. Mit Graf Breuner bereiste er 1822-1827 weite Teile Europas und bearbeitete in Edinburgh die Sammlung des Bankiers Thomas Allan. Danach war er bis 1840 Leiter der Porzellanfabrik seiner Brüder in Elbogen an der Eger, anschließend folgten lange Reisen mit Allans Sohn durch Skandinavien, Deutschland, Italien und Frankreich, während derer 40 Arbeiten entstanden.
1840, nach dem Tode Mohs', kehrte er nach Wien zurück, wo er dessen Nachfolger und damit Leiter der Mineraliensammlung der k. k. Hofkammer im Münz- und Bergwesen wurde. Er entwickelte eine rege Vortragstätigkeit und gründete 1845 die „Gesellschaft der Freunde der Naturwissenschaft"; im selben Jahr schrieb er auch das „Handbuch der bestimmenden Mineralogie" und schuf eine Übersichtskarte der österreichischen Monarchie in neun Blättern. Haidinger setzte sich für die Gründung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien ein, deren Mitglied er bereits im Gründungsjahr 1847 wurde. Als größter Erfolg gelang ihm jedoch die Gründung der k. k. Geologischen Reichsanstalt am 15. November 1849 (Geologische Bundesanstalt), deren Direktor er 1849-1866 war (Büste 3, Rasumofskygasse 23-25). 1855 rief er mit Freunden geographischer Forschung die Geographische Gesellschaft in Wien ins Leben (erster Präsident derselben). Haidinger war nicht nur am Zustandekommen der ersten geologischen Übersichtskarte Österreichs maßgeblich beteiligt, sondern wandte sich auch der Sammlung von Meteoriten zu. Haidinger ist auch Erfinder einer nach ihm benannten Lupe. Zahlreiche in- und ausländische Auszeichnungen, Benennung eines Gebirgszugs der australischen Alpen östlich von Melbourne („Haidinger-Kette"). 1866 trat er krankheitshalber in den Ruhestand.
Die Haidingergasse ist nach dem Geologen benannt.
Quelle
Literatur
- Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974 - lfd.
- Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954 - lfd.
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891
- Österreichische Naturforscher und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1951, S. 66 ff.
- Ignaz Hoffinger: Zur Erinnerung an Wilhelm Ritter von Haidinger, 1873
- Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 21, 1871, S. 159
- Jahrbuch der Geologischen k. k. Reichsanstalt. Wien: Hof- und Staatsdruckerei, Jg. 21, 1871, S. 31 ff.
- Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft, 1871, S. 157 ff.
- Zeitschrift der deutschen Geologischen Gesellschaft 23, 1871, S. 449 ff.
- Hans Pemmer / Franz Englisch: Landstraßer Häuserchronik (WStLA). Band 3, S. 63
- Das Landstraßer Heimatmuseum. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Landstraßer Heimatmuseums 6, 1969, Heft 12, S. 15
- Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 5