Wilhelm von Braumüller
Wilhelm Braumüller (3. März 1867 erblicher Adelsstand, 1. Februar 1871 Ritter von), * 19. März 1807 Zillbach bei Meiningen, Thüringen, † 25. Juli 1884 im eigenen Haus (Besitzer ab 1857) Wien 8, Wickenburggasse 13 (Dornbacher Friedhof), Buchhändler, Verleger, Gattin Maria Anna Lechner (* 1817, † 2. November 1880).
Als Sohn eines Pastors früh verwaist (1820), kam er 1821 zu Bäreke nach Eisenach in die Buchhandelslehre; 1831 übersiedelte er nach Wien und arbeitete bei Gerold, der ihm die Prokura erteilte und es ihm 1833 ermöglichte, gemeinsam mit Ludwig Wilhelm Seidel in die F. L. Hallersche Buchhandlung in Brünn als Anteilsinhaber einzutreten (Fa. Seidel & Comp., 10. März 1833).
Am 5. Dezember 1835 schloss Braumüller mit Seidel einen Gesellschaftsvertrag, wonach sie ab 1. Jänner 1836 die Buchhandlung "Ritter von Mösles Witwe." übernahmen (Braumüller als öffentlicher, Seidel als stiller Gesellschafter); 1840 erwarben die beiden Gesellschafter das gesamte Unternehmen. Am 8. Oktober 1840 erhielt Braumüller das Bürgerrecht, am 28. November 1846 wurde ihm die Bezeichnung "k.k. Hofbuchhandlung" verliehen.
1848 trennten sich die Gesellschafter; Braumüller machte sich selbständig. Als Verleger förderte er besonders die rechtswissenschaftliche und medizinische Literatur (er unterstützte vor allem Skoda, Hyrtl und Rokitansky), führte aber auch landwirtschaftliche Literatur und Fachzeitschriften. Der Verlag befand sich damals 8, Wickenburggasse 13 und durfte sich seit 13. Jänner 1865 "k.k. Universitäts-Buchhandlung" nennen. 1867 trat Braumüllers Sohn Wilhelm (* 19. Februar 1838, † 30. Dezember 1889) in die noch heute bestehende Firma ein (1, Graben 21).
Am 1. Februar 1871 verlieh Franz Joseph Braumüller für seine Verdienste um den österreichischen Buchhandel, dem er zu Weltruf verholfen hatte, den Orden der Eisernen Krone; die medizinische Fakultät der Universität Würzburg verlieh ihm das Ehrendoktorat, auf verschiedenen internationalen Ausstellungen errang er Preise.
1875 umfasste der Verlagskatalog bereits 750 Titel. 1915 wurde das Sortiment vom Verlag getrennt, 1919 schied Rudolf von Braumüller aus. Der Inhaber der Druckerei Jasper, Friedrich Jasper, wurde Gesellschafter und Präsident des Aufsichtsrats (bis zur Liquidierung der Druckerei blieb der Verlag mit dieser über gemeinsame Eigentümer verbunden). Nach dem Ersten Weltkrieg traten im Verlag geisteswissenschaftliche Werke in den Vordergrund, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine Schulbuchproduktion aufgebaut. 1984 ging die Verlagsführung an Brigitte Pfeifer (geschäftsführende Gesellschafterin; Tochter von Erich Leithe-Jasper) und Renate Piffl (Prokuristin) über. 1992 wurde die Buchhandlungsfirma aufgelöst; der Verlag besteht weiter.
Quelle
Literatur
- Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bände. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
- 200 Jahre Wilhelm Braumüller. Wien: Braumüller 1983
- Rudolf von Granichstaedten-Cerva / Josef Mentschl / Gustav Otruba: Altösterreichische Unternehmer. 110 Lebensbilder. Wien: Bergland-Verlag 1969 (Österreich-Reihe, 365/367), S. 21 f.
- Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 459 f.
- Die Presse, 26.07.1884