Wipplingerstraße 15
1, Wipplingerstraße 15 (Konskriptionsnummern 349 und 350).
Hier standen einst zwei Häuser:
Haus Stadt 349
Dieses Haus ist das älteste sicher nachweisbare Haus der (späteren) Judenstadt. In einer Urkunde vom 1. September 1294 stiftet es der Stadtrichter Pilgrim, Sohn des Paltram, dem Kloster Heiligenkreuz. Danach verliert sich die Spur des Hauses bis zu den Jahren 1379 und 1381, in denen es im Kaufbuch 101 erwähnt wird und Rotlein dem Juden gehörte, der auch im Plan von Albert Camesina als letzer jüdischer Besitzer verzeichnet ist. Nach der Judenvertreibung des Jahres 1421 (siehe Geserah) kam es in den Besitz der Stadt, die es am 7. Juni 1424 dem Besitzer des Nachbarhauses Stadt 344 (Wipplingerstraße 13), das dieser erst am Vortag erworben hatte, verkaufte. Nach 1467 gehörte es dem Bürgerspital, wobei die Erwerbsart (Widmung?) nicht bekannt ist. 1485 verkaufte es das Spital an den Bürgermeister Stefan Een.
Haus Stadt 350 "Das alte Futter-Amt"
Dieses Haus lässt sich ab 1472 urkundlich belegen. Da Steuern nicht bezahlt worden waren, wurde es von der Stadt beschlagnahmt und 1527 verkauft. In den Jahren 1624 bis 1638 stand es im Mittelpunkt eines langwierigen Erbschaftsstreits. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde es "Das alte Futter-Amt" genannt. Eventuell leitet sich hiervon der Name Fütterergasse ab. 1801 wurde hier der Maler Joseph Martin Höger geboren. 1843 erwarb der Bankier Leopold Edler von Wertheimstein einen Anteil am Haus.
Neubau 1887
Im Jahr 1887 wurden die beiden oben genannten Gebäude niedergerissen und durch das heutige Haus nach Plänen von Carl Schlimp ersetzt, das mit den Kaufverträgen vom 27. und 30. Juli sowie 11. August 1903 in den Besitz des Schottenstifts kam.
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 3. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 522-526