Wulzendorf
48° 14' 31.50" N, 16° 30' 0.63" E zur Karte im Wien Kulturgut
Wulzendorf ist eine südlich von Breitenlee (22, nördlich der Lackenjöchelgasse und beiderseits der Schukowitzgasse) gelegene Ortswüstung.
Schriftlich überliefert ist, dass das Stift Heiligenkreuz in der Zeit um 1220 bis 1240 in Wulzendorf Einkünfte von 12 Lehen erhielt.[1] Ein späteres Urbar aus der Zeit Ottokars von Böhmen (1251–1276) registriert insgesamt 28 Lehen, von denen der Zehent je zur Hälfte dem Herzog von Österreich und dem Bischof von Passau gehörte.[2] Anhand der Auflistung der darin verzeichneten Orte ergibt sich, dass das Dorf in der Nähe von Breitenlee und Aspern gelegen sein dürfte. 1455 wurde Wulzendorf erstmals als öd bezeichnet.
Der Ort lag in einem Gebiet, dass von Donauhochwässern betroffen war.[3] So hat eine Überflutung im Jahr 1526 wohl erneut zur zeitweiligen Siedlungsaufgabe geführt. 1538 kamen Einkünfte aus Wulzendorf vom Stift Heiligenkreuz auf dem Tauschweg an das Schottenstift. Nach einem weiteren Hochwasser im Jahr 1568 wurde die Siedlung wohl endgültig aufgegeben.[4] Wirtschaftsflächen auf der Wulzendorfer Flur wurden in der Folge von den Untertanen aus Hirschstetten, Stadlau und Aspern genutzt.
Von Johann Jakob Marinoni gezeichnete Karten aus der Zeit von 1726 bis 1729 geben uns eindeutige Hinweise zum Standort der Wüstung Wulzendorf.[5] Luftbilder der MA 41 - Stadtvermessung zeigen in diesem Bereich Strukturen von Hofstellen entlang eines linsenförmigen Angers, an dessen Südwestseite ein kreisförmiges Objekt wohl als heute nicht mehr vorhandener Rest eines Hausberges interpretiert werden kann. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurden mehrmals auf diesem Areal Keramikscherben gefunden, die aus dem 14. bis 16. Jahrhundert stammen und damit das Alter der aufgelassenen Siedlung bestätigen.
Literatur
- Heike Krause, Ingeborg Gaisbauer: Zum Standort der Wüstung "Wulzendorf" im 22. Wiener Gemeindebezirk - Donaustadt. Wien: Phoibos Verlag 2016 (Fundort Wien. Berichte zur Archäologie 19), S. 74-92
Referenzen
- ↑ Klaus Lohrmann, Ferdinand Opll: Regesten zur Frühgeschichte von Wien. Wien: Jugend und Volk 1981 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte 10), Nr. 612; Alfons Dopsch [Hg.]: Die landesfürstlichen Urbare Nieder- und Oberösterreichs aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Wien, Leipzig: Braumüller 1904 (Österreichische Urbare: Abteilung 1, Landesfürstliche Urbare 1), S. 4 Nr. 8. Zu weiteren Nennungen im Mittelalter siehe Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Reihe A, Band 7. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1975, W485
- ↑ Alfons Dopsch [Hg.]: Die landesfürstlichen Urbare Nieder- und Oberösterreichs aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Wien, Leipzig: Braumüller 1904 (Österreichische Urbare: Abteilung 1, Landesfürstliche Urbare 1), S. 122 Nr. 28
- ↑ Peter Csendes: Das Werden Wiens – Die siedlungsgeschichtlichen Grundlagen. In: Peter Csendes, Ferdinand Opll [Hg.]: Wien. Geschichte einer Stadt. Band 1: Von den Anfängen bis zur Ersten Wiener Türkenbelagerung (1529). Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2001, S. 89
- ↑ ZUG - Zentrum für Umweltgeschichte der Alpen-Adria Universität Klagenfurt, Wien, Graz. URL: http://www.umweltgeschichte.aau.at/media/media/download/23777 [Stand 09. 03. 2017]: Severin Hohensinner: Historische Hochwässer der Wiener Donau und ihrer Zubringer. Wien 2015 (Materialien zur Umweltgeschichte Österreichs 1), S. 24
- ↑ Österreichische Nationalbibliothek, Kartensammlung, K I 98480: Johann Jakob Marinoni, Neuer Atlas der Kayserl.en Wildban […], Mappa Essling-Aspern 1726-1729; Archiv des Schottenstifts, Plansammlung, Alte Sign. 7: Johann Jakob Marinoni: Mappa über die dem Löbl. Stifft und Closter Schotten angehorige aufrecht Praittenleerisch und öede dorfschafft Wulzendorf dero haus und überländ grundstuckh wie auch Wisen und Viechwaiden, 1727