Zimenter

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Letzte Änderung am 14.11.2018 durch WIEN1.lanm08su4


Landesfürstlicher Beamter (nachweisbar ab circa 1450), der in Wien und in anderen Städten des Herzogtums Österreichs Waagen, Gewichte und Längenmaßstäbe periodisch zu "teichen" (= eichen), das heißt auf ihre Übereinstimmung mit Urmodellen zu überprüfen hatte; er unterstand anfangs dem Obersten Kämmerer von Österreich, ab 1507 dem Hansgraf.

Das entsprechende Amt hieß Zimentierungsamt. Ein Urmodell für Gewichte, genannt "Vater", wurde 1435 auf Kosten der Stadt Wien hergestellt und im Rathausturm verwahrt, ein neuer "Vater" entstand 1555.

Der Zimenter amtierte im Waaghaus; nach der Prüfung brachte er ein amtliches Zeichen an. Immer wieder, so noch 1694, brachten landesfürstliche Befehle in Erinnerung, dass im ganzen Land nur vom Zimenter überprüfte und markierte Gewichte und Maße verwendet werden durften; Verstöße wurden mit Geldstrafen geahndet.

Für die Überprüfung von Hohlmaßen (hauptsächlich für Wein und Getreide) war der Zimenter grundsätzlich nicht zuständig; das gängige Weinmaß, der Eimer, wurde von einem "Weinfechter" überprüft, der seinen Sitz im "Fechtturm" beim Roten Turm hatte, die für die Weinlese benötigten Eimer wurden auf einer Stange (angefertigt 1435) zum "Fechten" ins Rathaus transportiert (Fächtturm).

Das Hohlmaß für Getreide (Metzen) überprüften die Metzenleiher. 1777 ordnete Maria Theresia im "Zimentierungspatent" die Überprüfung von Längenmaßen, Gewichten und Waagen alle zwei Jahre an.

Mit Reichsgesetz vom 23. Juli 1871 (Umstellung aller Maße und Gewichte auf das metrische System) und Verordnung des Handelsministeriums vom 17. Februar 1872 wurde die "Normal-Aichungs-Commission" als oberstes Organ für die Monarchie mit Sitz in Wien geschaffen; ihr unterstanden die in Gemeinden bestehenden Eichämter, die gemäß des Gesetzes vom 31. März 1875 (wirksam ab 1. Jänner 1876) verstaatlicht wurden. An die Stelle der Kommission trat in der Republik (wirksam ab 1. Jänner 1924; Bundesgesetzblatt 613/1923) das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen.

Literatur

  • Otto Brunner: Die Finanzen der Stadt Wien. Von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1929 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 1/2 ), S. 210 ff.
  • Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen: 60[Sechzig] Jahre Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen. Wien: Bundesamt für Eich- u. Vermessungswesen [1984], S. 71
  • Arnold Luschin von Ebengreuth: Münzwesen, Handel und Verkehr im späteren Mittelalter. In: Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen 1897-1918. Band 2/2,1905, S. 741 ff.
  • Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 160
  • Karl Schalk: Zur Geschichte der älteren Wiener Maße im 15. und 16. Jahrhundert. In: Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich, Neue Folge. Wien: Verl. des Vereines 1867 - lfd. Band 20,1886, S. 454 ff.
  • Elfriede Sheriff: Die Ämter der Stadt Wien von 1783-1848 in verwaltungsgeschichtlicher und personeller Hinsicht. Diss. Univ. Wien. Wien 1977, S. 105-111
  • Karl Weiss [Hg.]: Geschichts-Quellen der Stadt Wien. Band 1/2: Johann Adolph Tomaschek: Die Rechte und Freiheiten der Stadt Wien. Wien: Hölder 1879, S. 62-63