Zu den drei Hacken (Renngasse)
48° 12' 43.43" N, 16° 21' 58.46" E zur Karte im Wien Kulturgut
1, Renngasse 1, (Konskriptionsnummer 138), erstmals erwähnt im Jahre 1304 (Stiftung zu Gunsten der Schottenkirche).
Gasthof "Zu den drei Hacken"
Der Schildname des Hauses "Zu den drei Hacken", den auch der dort befindlich gewesene Gasthof führte war bereits 1667 erstmals genannt worden. Wilhelm Radlmayer (ab 1660 Wirt im Matschakerhof) bewirtete im Gasthaus "Zu den drei Hacken" hauptsächlich sächsische und böhmische Cavaglieri und verschaffte sich dort lebhaften Zuspruch. 1667 hatte es der kaiserliche Kammermaler Franz Leux von Luxenstein besessen (Grabstein im Schottenmausoleum). 1679 erwarb es Wilhelm Radlmayer (der Wirt des Hauses).
Das Haus wurde durch den großen Brand, der am 14. Juli 1683 (verursacht von osmanischen Geschossen) im Schottenhof ausgebrochen war, stark beschädigt. Willhelm Radlmayer verstarb im selben Jahr und vermachte das Haus seinen Kindern die das Gastgewerbe weiter führten. Das Objekt gelangte 1769 in den Besitz von Graf Abensberg-Traun, kam 1802 an Freiherr von Arnfeld.
Bis 1803 befand sich hier eines der letzten Marionettentheater ("Spektakelbuden" genannt).
Hotel "Zum römischen Kaiser"
Zur Zeit des Wiener Kongresses 1814/1815 befand sich an der Stelle des früheren Einkehrgasthofes das wesentlich vornehmere Hotel "Zum römischen Kaiser". Es galt als eines der vornehmsten Absteigequartiere von Diplomaten und Staatsmännern aus den österreichischen Provinzen. Im Hotel wohnte 1816 auch Ludwig van Beethoven, 1818 trat Franz Schubert hier erstmals mit "Schäfers Klagelied" als Komponist an die Öffentlichkeit. Außerdem fanden hier die Kammermusikabende des berühmten Schuppanzigh-Quartetts statt (Schuppanzigh, der auch Beethovens Violinlehrer war, spielte als erster dessen Streichquartette). Das Hotel besaß einen bekannten Tanzsaal, sein literarischer Ruf wurde durch die zwischen 1812 und 1827 veranstalteten Lesungen Friedrich Schlegels begründet.
1816-1819 befand sich Franz Gräffers Buchhandlung im Haus, 1826 gab es mechanisch-optische Darbietungen.
Nachdem Salomon Mayer Freiherr von Rothschild 1844 das Haus und später das Nachbarhaus erworben hatte, wurde das Hotel umgebaut. Das Gebäude wurde von der Unionbank erworben, die darin 1887 ihre Direktionskanzleien unterbrachte. Um 1918 waren Unionbank und Bankhaus Rothschild im Gebäude untergebracht, 1927 bezog die Bundesländerversicherung das Gebäude, nach deren Auszug wurde es für das Bankhaus Schoeller & Co. renoviert und von diesem 1953 bezogen.
Kriegsschäden
Bei dem Angriff vom 12 März 1945 wurde fast ein Drittel des Gebäudes zerstört. Dessen rechter Flügel stürzte in einer Ausdehnung von fünf Fensterachsen bis zum ersten Stockwerk herab ein. Die daran anschließenden Räume der Direktion wiesen große Zerstörungen auf. Das Gebäude wurde zur Gänze wiederhergestellt.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
- Gasthaus "Zu den drei Hacken" (1667-1814)
- Hotel "Zum römischen Kaiser" (1814-1887)
- Franz Gräffers Buchhandlung (1816-1819)
- Unionbank (1887)
- Unionbank und Bankhaus Rothschild (1918)
- Bundesländerversicherung (1927-1953)
- Bankhaus Schoeller & Co. (ab 1953)
Literatur
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 648
- Josef Bergauer: Das klingende Wien. Erinnerungsstätten berühmter Tondichter. Wien: Günther 1946, S. 61
- Franz Gräffer: Kleine Wiener Memoiren und Wiener Dosenstücke. In Auswahl hg. von Anton Schlossar unter Mitwirkung von Gustav Gugitz. München: G. Müller 1918-1922 (Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich, 13/14), Band 1, S. 318
- Wiener Tagblatt, 3.11. 1887 (Auflassung als Gasthof)
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 366 f.
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 4. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 693-698