Zwangsarbeiterlager Rosensteingasse 83-85
48° 13' 20.87" N, 16° 19' 41.13" E zur Karte im Wien Kulturgut
In 17., Rosensteingasse 83-85 befand sich von 1943 bis 1945 ein Reichspost-Lager für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter der nationalsozialistischen Zeit.
Die Adresse "Gemeinschaftslager Nr. 7, Wien XVII. Bezirk, Rosensteingasse 83-85" findet sich in einem im Juni 1943 für einen französischen Zwangsarbeiter ausgestellten Ausweis. Er war der Reichspost zugeteilt. Von Juli bis August 1944 war er zwei Wochen im Arbeitserziehungslager (AEL) Oberlanzendorf der Wiener Gestapo inhaftiert, danach bis Kriegsende wieder im Lager Rosensteingasse. Nach der Rückkehr wurde ihm im August 1944 neuerlich ein "Lagerausweis" der "Deutschen Reichspost" ausgestellt, diesmal allerdings mit dem Stempel "Lager ausländischer Arbeiter / der Deutschen Reichspost Wien / I, Fleischmarkt 19", wo sich jedoch nur die Verwaltung der Deutschen Reichspost befand. Zwei gleichartige Lagerausweise (vom Juni 1944 und vom September 1944) liegen auch bei einem belgischen Zwangsarbeiter vor.
In Lehmanns Adressbuch 1938 waren an der Adresse Rosensteingasse 83-85 die Standorte zweier Betriebe: Elektromotoren-Bau- und Reparaturanstalt H. Pollak & Bruder sowie „Kabe“ Kleinmotoren- und Ventilatorenfabrik A.G.; keine der beiden scheint im Industrie-Compass Ostmark 1943/1944 auf.
Weiters nennt auch eine Liste des Wilhelminenspitals[1] das Lager 17., Rosensteingasse 83 für niederländische und tschechische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.
Diese Liste des Wilhelminenspitals verzeichnet die dort zwischen 1942 und 1945 behandelten Ausländerinnen und Ausländer. Die Liste enthält Aufnahmezahl, Vor- und Zuname, Geburtsdatum, Geburtsort (Land), Eintritt, Austritt, "Bestimmungsort" mit Firma und Wohnadresse (mit den zeitgenössischen Straßennamen).[2]
Siehe auch: Zwangsarbeit, Zwangsarbeiterlager, Lager in Wien
Quellen
- Hermann Rafetseder: Aus Versöhnungsfonds-Anträgen gesammeltes Material (Kopien)
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt.209 - Wilhelminenspital, A1 – Direktionsakten: Mappe 47: "Suchaktion Ausländer"
- Brigitte Rigele: Bearbeitung der Liste des Wilhelminenspitals (1999)
Literatur
- Stefan August Lütgenau: Zwangsarbeit im "Reichsgau" Wien 1938-1945. In: Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 59 (2003), S. 167-186
- Hermann Rafetseder: Lager und lagerartige Unterkünfte der NS-Zeit in Wien für das Online-Lexikon "Wien Geschichte Wiki", auf Basis von Material des Österreichischen Versöhnungsfonds. 108 Lager-Artikel und vier "Bonus-Tracks", erstellt im Auftrag des Wiener Stadt- und Landesarchivs. Linz: Eigenverlag 2017
- Hermann Rafetseder: NS-Zwangsarbeits-Schicksale. Erkenntnisse zu Erscheinungsformen der Oppression und zum NS-Lagersystem aus der Arbeit des Österreichischen Versöhnungsfonds. Bremen: Wiener Verlag für Sozialforschung in EHV Academicpress GmbH 2014, S. 403 f., und 427
Einzelnachweise
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt.209 - Wilhelminenspital, A1 – Direktionsakten: Mappe 47: "Suchaktion Ausländer".
- ↑ Irrtümer bei den Bezirken und Hausnummern sind nicht ausgeschlossen. In die Bearbeitung aufgenommen wurden nur jene Adressen, bei denen "Lager" angegeben war, beziehungsweise nur jene Firmenlager, die als solche bezeichnet wurden.