Österreichischer Alpenverein
Am 19. November 1862 wurde der Alpenverein in Wien als erster alpiner Verein auf dem europäischen Festland gegründet (zuvor 1857 der britische Alpine Club; Alpenklub), wurde er zum Vorbild für alle europäischen alpinen Vereine (zu den Gründungsmitgliedern gehörte Paul Grohmann).
Die erste Hütte wurde 1868 errichtet (Rainerhütte, Kapruner Tal). Zahlreiche Erstbesteigungen wurden von den Mitgliedern des Alpenvereins durchgeführt. 1873 vereinigte sich der Österreichische mit dem 1869 in München gegründeten Deutschen Alpenverein zum DuÖAV, dem Deutschen und Österreichischen Alpenverein. 1874 entstand in Wien die Sektion "Austria", 1887 entstand eine Akademische Sektion Wien.
Die Wiener Sektion "Austria" gehörte zu jenen Institutionen, die schon in den 1920er Jahren den "Arierparagraphen" einführten (1924 hatte ihn aufgrund der Initiative des radikal antisemitischen Eduard Pichl bereits fast die Hälfte der 110 österreichischen Sektionen in ihren Statuten), worauf sich jüdischen Wiener Alpinisten 1924 in der neuen Sektion "Donauland" zusammenschlössen, deren Mitglieder jedoch auf Alpenvereinshütten oft als "unerwünscht" galten (1938 aufgelöst).
1938 wurde das Wort Österreich aus dem Vereinsnamen des Alpenvereins entfernt. Bis 1945 hieß der Verein nur mehr Deutscher Alpenverein. Die Neuerrichtung des Österreichischen Alpenvereins nach dem zweiten Weltkrieg diente weniger der nationalen Abgrenzung als vielmehr dem Wunsch, den Hüttenbestand in Österreich nicht als "Deutsches Eigentum" an die Alliierten zu verlieren.
Der Österreichische Alpenverein wurde 1946 neu organisiert (1947 entstand die Sektion Edelweiß des Österreichischen Alpenvereins); er gehört mit dem 1869 gegründeten Österreichischen Touristenklub, dem 1878 gegründeten Österreichischen Alpenklub, dem 1890 gegründeten Österreichischen Gebirgsverein [heute österreichische Alpenvereinssektion], dem 1895 gegründet Touristenverein "Die Naturfreunde" [TVN] und einigen kleineren Vereinen) dem 1949 als Dachverband gegründeten "Verband Alpiner Vereine Österreichs" (VAVÖ) an.
Sitz des Verwaltungsausschusses des Österreichischen Alpenvereins ist in Innsbruck (Wilhelm-Greil-Straße 15); er umfaßt 170 Sektionen mit rund 223.000 Mitgliedern (davon 200.000 in Österreich) und betreut 274 Hütten; er publiziert die "Wissenschaftlichen Alpenvereins-Hefte", alpine Lehrschriften, wissenschaftliche Einzelpublikationen, verschiedene Kartenwerke (gemeinsam mit dem Deutschen Alpenverein) und in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Alpenverein und dem AVS (Alpenverein Südtirol) die Alpenvereinsjahrbücher.
Literatur
- Rainer Amstädter: Der Alpinismus. Ideologie - Organisation - Politik. Wien: WUV 1996
- Hans Hanke: 100 Jahre Österreichischer Alpenverein 1862-1962. Wien: Eigenverlag 1962
- Peter Csendes [Hg.]: Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs I. Österreich 1848-1918. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1989, S. 78 f.
- Profil, 21.10.1996, S. 94