Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein
Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein (eigentlich Waldstein) (1623 Fürst, 1628 Herzog von Friedland [seine 1622 erworbene Herrschaft in Nordböhmen], 1629 Herzog von Mecklenburg; aus der nach Arnau benannten Linie der Waldstein), * 24. September 1583 Herschmanitz, Böhmen (Heřmanice, Tschechei), † 24./25. Februar 1634 (in der Nacht von Hauptmann Walter Deveroux im Pachelbelschen Haus [heute Museum der Stadt Cheb] ermordet) Eger, Böhmen (Cheb, Tschechei); bestattet Pilsen, 1636-1785 Kartause Walditz [Valdice] bei Gitschin [Jičin], Böhmen, nach deren Aufhebung Schlosskapelle Münchengrätz [Mnichovo Hradiště], Böhmen), Feldherr, erste Gattin (1609) Lukrezia Nekeš von Landeck, verwitwete Pružinovsky († 1614), zweite Gattin (1623) Isabella († 1656), Tochter des kaiserlichen Geheimrats Karl Graf Harrach († 1628; Harrachpalais [1]).
Biografie
Wallenstein trat in die kaiserliche Armee ein und konvertierte 1606 zum Katholizismus (1607 Hauptmann). Nach dem Prager Fenstersturz (23. Mai 1618) wechselte er als Oberst der mährischen Landstände zur kaiserlichen Armee und traf am 5. Mai 1619 mit Kriegskasse und Munition in Wien ein (1619/1620 Kampf gegen Bethlen Gábor, nach der Schlacht am Weißen Berg [8. November 1620] ab 18. Jänner 1622 Kommandant von Prag). Er erhielt 1621-1623 zahlreiche konfiszierte Güter (Wirtschaftszentrum Gitschin). Ab 7. April 1625 war er Capo (Oberbefehlshaber) aller kaiserlichen Truppen im Heiligen Römischen Reich und in den Niederlanden (militärische Erfolge).
Sein letztmaliger Aufenthalt in Wien erfolgte von 20. April bis 13. Mai 1628. Dass Wallenstein vom Turm des großen Federlhofs (1., Lugeck 7) als Gast des Astronomen Andrea Argoli die Sterne beobachtet habe, ist durch nichts beweisbar.
Das von Wallenstein durch Vorfinanzierung aus Privatmitteln und Krediten aufgestellte Heer umfasste 100.000 Mann und verlieh ihm und Ferdinand II. eine Machtstellung, die von den deutschen Reichsfürsten als bedrohlich empfunden wurde. Unter ihrem Druck enthob der Kaiser am 14. August 1630 Wallenstein vom Oberkommando, beließ ihm aber alle Titel und Güter; die Armee wurde auf 40.000 Mann reduziert und Feldmarschall Tilly unterstellt. Der Siegeszug König Gustav Adolfs von Schweden (Siege über Tilly 1631/1632 und Eroberung von Augsburg und München) veranlasste Ferdinand II., Wallenstein wieder das Oberkommando anzubieten, wozu sich Wallenstein am 23. April 1632 gegen Zusicherung unbeschränkter Vollmacht bereit erklärte. (Abwehrerfolg bei Nürnberg [3./4. September 1632]; Tod Gustav Adolfs in der Schlacht bei Lützen [16. November 1632]). Fortan verhielt sich Wallenstein auffallend passiv und verhandelte ab Juni 1633 heimlich mit den Schweden wegen eines Friedenschlusses, wobei auch die Ausschaltung des Kaisers und die Wahl Wallensteins zum König von Böhmen erwogen wurde. Durch Ottavio Piccolomini davon unterrichtet, beschloss der geheime Rat am 24. Jänner 1634 Walllensteins Absetzung; am 18. Februar 1634 erging der Befehl, ihn zu töten oder gefangenzunehmen.
Statue (von Ludwig Schimek) im Vestibül des Heeresgeschichtlichen Museums; Erstaufführung von Schillers "Wallenstein-Trilogie" im Burgtheater 1796/1799 (jeweils mit Genehmigung des Kaisers).
Siehe auch: Ferdinand Ernst Waldstein, Maximilian Waldstein, Wallensteinstraße, Wallensteinplatz
Literatur
- Peter Broucek / Walter Hummelberger [u.a.]: Wallensteins Werden und Streben, Wirken und Sterben. Wien: Gesellschaft für Österreichische Heereskunde 1984 (Materialien zum Vortragszyklus)
- Hellmut Diwald: Wallenstein. Esslingen: Bechtle ³1984
- Golo Mann: Wallenstein. Sein Leben. Frankfurt: Fischer 1986
- Josef Pekař: Wallenstein. 1630-1634. Tragödie einer Verschwörung. Berlin: Metzner 1937
- Heinrich von Srbik: Wallensteins Ende. Ursachen, Verlauf und Folgen der Katastrophe. Wien: Seidel 1920, Salzburg: Müller ²1951
- Georg Wagner: Wallenstein. Der böhmische Condottiere. Ein Lebensbild mit zeitgenössischen Dokumenten. Wien: Bergland-Verlag 1958