Alfred Friedrich Bluntschli
Alfred Friedrich Bluntschli, * 29. Jänner 1842 Zürich; † 27. Juli 1930 Zürich, Architekt, Gattin (1876) Marie (Maria Anna) Kriegk (* 1856 Frankfurt am Main, † 1940 Zürich).
Biografie
Bluntschli wurde in Zürich als Sohn des Rechtswissenschaftlers und Politikers Prof. Dr. Johann Caspar Bluntschli und Emilie Vogel geboren. Johann Caspar Bluntschli war unter anderem 1861–1868, 1869/1871 sowie 1879–1881 Mitglied der badischen Ersten Kammer. Als Rechtswissenschaftler lehrte er an den Universitäten Zürich, München und Heidelberg.
Bluntschli studierte ab 1860 am Polytechnikum in Zürich Architektur, unter anderem bei Gottfried Semper, wo er Karl Jonas Mylius kennenlernte, mit dem er 1863 in Florenz war. 1864-1866 studierte er an der École nationale supérieure des beaux-arts in Paris, 1866 ging er nach Heidelberg.
1870 schloss er sich mit Karl Jonas Mylius zu einem Architekturbüro zusammen, den er seit seiner Züricher Zeit kannte. Eines ihrer ersten gemeinsamen Projekte war 1870 die Teilnahme am Zentralfriedhof-Wettbewerb, bei dem sie den 1. Preis erzielen konnten. Das Projekt für den Zentralfriedhof wurde in der Folge umgesetzt, wobei aufgrund es aufgrund der fehlenden Anwesenheit der beiden Architekten zu Missverständnissen und Bauverzögerungen kam. Bei der Eröffnung 1874 war daher unter anderem die Kapelle noch nicht umgesetzt, woraufhin die beiden Architekten gekündigt und das Projekt nach einem Baustopp ohne sie fertiggestellt wurde. Die Kapelle selbst wurde erst 30 Jahre später nach den Plänen von Max Hegele errichtet, ebenso von ihm die Fertigstellungsarbeiten geleitet.
Neben dem Zentralfriedhof (1871–1874) planten und errichteten Mylius und Bluntschli zahlreiche Privatbauten und öffentliche Einrichtungen, darunter das Diakonissenhaus (1874), die Senckenbergsche Bibliothek, das Clementinen-Mädchenhospital (1875) und das Hotel Frankfurter Hof (1875/1876) in Frankfurt am Main sowie das Schloss Langenzell in Neckargemünd.
In der Architektengemeinschaft mit Mylius war Bluntschli für die künstlerischen Belange zuständig, Mylius für die kaufmännischen.
Im Jahr 1881 folgte Alfred Bluntschli als Nachfolger von Semper dem Ruf an die Bauschule des Polytechnikums (heute ETH) in Zürich als Professor. Dort lehrte er bis 1914. Daneben war er als Architekt für zahlreiche Prachtbauten und Schlösser verantwortlich, darunter auch der reformierten Kirche Enge in Zürich.
Siehe auch: Mylius-Bluntschli-Straße
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P3/5: 107907.2 - Pläne von Mylius und Bluntschli | 1871-1874 (4 Pläne und Ausführungspläne)
Literatur
- Bernd Altmann: „Mein Motto fürs Leben bleibt Renaissance“. Der Architekt Alfred Bluntschli (1842–1930). Diss. Univ. Trier, Trier 2004
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 231 f.
- Günther Berger: Sieben erhaltene Konkurrenzprojekte zur Anlage des Wiener Zentralfriedhofs (1870-1874). In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 38 (1982), S. 82-138
- Martin Paul (Red.): Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1910
- Hans Pemmer: Der Wiener Zentralfriedhof. Seine Geschichte und seine Denkmäler. Wien 1924
Links
- [ https://www.architektenlexikon.at/de/1018.htm Architektenlexikon. Wien 1770-1945] [Stand: 10.07.2024]