Carl Jonas Mylius
Carl Jonas Mylius, * 6. September 1839 Frankfurt am Main; † 27. April 1883 Frankfurt am Main, Architekt, Gattin (1879) Rosita Moeller (* 1832 Valparaíso, Chile, † 1934).
Biografie
Mylius wurde in Frankfurt am Main als Sohn des vermögenden Kaufmanns Carl Mylius (1790-1870) und seiner zweiten Gattin Fanny Aubin (1810-1846) geboren. Sein jüngster Bruder war der Chemiker und technischer Leiter der Firma J. R. Geigy AG in Basel, Dr. Adalbert Mylius (1843-1931).
Mylius war 1856-1858 in Frankfurt am Main Schüler an der Städelschule (heute Hochschule für Bildende Kunst) bei Friedrich Maximilian Hessemer und studierte 1858-1861 am Polytechnikum in Zürich Architektur, unter anderem bei Gottfried Semper. 1863-1865 vervollständigte er seine Studien auf einer Reise durch Italien.
Zurück in Frankfurt am Main gründete er ein Architekturbüro und schloss sich 1870 mit Alfred Friedrich Blunschli zusammen, den er seit seiner Züricher Zeit kannte. Eines ihrer ersten gemeinsamen Projekte war 1870 die Teilnahme am Zentralfriedhof-Wettbewerb, bei dem sie den 1. Preis erzielen konnten. Das Projekt für den Zentralfriedhof wurde in der Folge umgesetzt, wobei aufgrund es aufgrund der fehlenden Anwesenheit der beiden Architekten zu Missverständnissen und Bauverzögerungen kam. Bei der Eröffnung 1874 war daher unter anderem die Kapelle noch nicht umgesetzt, woraufhin die beiden Architekten gekündigt und das Projekt nach einem Baustopp ohne sie fertiggestellt wurde. Die Kapelle selbst wurde erst 30 Jahre später nach den Plänen von Max Hegele errichtet, ebenso von ihm die Fertigstellungsarbeiten geleitet.
Neben dem Zentralfriedhof (1871–1874) planten und errichteten Mylius und Bluntschli zahlreiche Privatbauten und öffentliche Einrichtungen, darunter das Diakonissenhaus (1874), die Senckenbergsche Bibliothek, das Clementinen-Mädchenhospital (1875) und das Hotel Frankfurter Hof (1875/1876) in Frankfurt am Main sowie das Schloss Langenzell in Neckargemünd.
In der Architektengemeinschaft mit Bluntschli war Mylius für die kaufmännischen Belange, Bluntschli für die künstlerischen zuständig.
Im Jahr 1881 folgte Alfred Bluntschli dem Ruf der ETH Zürich als Professor. Mylius schloss sich daraufhin mit Ludwig Nehrer zu einem neuen Architektenbüro zusammen, über dessen Tätigkeit nichts bekannt ist. Bereits 1883 verstarb Mylius und wurde auf dem Frankfurter Haupfriedhof beigesetzt.
Siehe auch: Mylius-Bluntschli-Straße
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P3/5: 107907.2 - Pläne von Mylius und Bluntschli | 1871-1874 (4 Pläne und Ausführungspläne)
Literatur
- Bernd Altmann: „Mein Motto fürs Leben bleibt Renaissance“. Der Architekt Alfred Bluntschli (1842–1930). Diss. Univ. Trier, Trier 2004
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 231 f.
- Günther Berger: Sieben erhaltene Konkurrenzprojekte zur Anlage des Wiener Zentralfriedhofs (1870-1874). In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 38 (1982), S. 82-138
- Julius Mylius / Eduard Schmitt / Heinrich Wagner: Handbuch der Architektur. Vierter Teil, 4. Halbband,: Gebäude für Erholungs-, Beherbergungs- und Vereinszwecke. 2. Heft: Baulichkeiten für Cur- und Badeorte, Gebäude für Gesellschaften und Vereine, Baulichkeiten für den Sport. Red.: Josef Durm. 2. Auflage. Darmstadt: Arnold Bergsträsser 1894
- Martin Paul (Red.): Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1910
- Hans Pemmer: Der Wiener Zentralfriedhof. Seine Geschichte und seine Denkmäler. Wien 1924
Links
- Architektenlexikon. Wien 1770-1945 [Stand: 18.06.2024]