Alois Thomas Raymond Graf Harrach
Alois Thomas Raymond (Raimund) Graf Harrach, * 7. März 1669, † 7. November 1742 Wien, Diplomat, Unternehmer.
Biografie
Alois Thomas Raimund von Harrach stammte aus dem österreichisch-böhmischen Hochadelsgeschlecht Harrach, das seit dem 12. Jahrhundert nachweisbar ist. Sein Vater Ferdinand Bonaventura I. von Harrach war Obersthofmeister in Wien, wo Alois 1669 auch zur Welt kam, seine Mutter Johanna Theresia war eine Gräfin aus der Familie Lamberg. Sein ebenfalls in Wien geborener älterer Bruder Franz Anton von Harrach bekleidete von 1709 bis 1727 das Amt des Fürsterzbischofs von Salzburg.
Alois von Harrach kam im September 1694 als kaiserlicher Gesandter an den Hof in Dresden. 1696 als Gesandter in Madrid, folgte er 1698 seinem Vater als Botschafter am spanischen Hof nach und war in dieser Funktion maßgeblich in die diplomatischen Verhandlungen um die spanische Erbfolge involviert. Dabei verhielt er sich aber recht ungeschickt, sodass sich die französische Diplomatie durchsetzen und der bourbonische Thronkandidat im Testament König Karls II. bedacht werden konnte. Unter Protest kehrte Harrach Madrid den Rücken und wurde nach seiner Rückkehr in Wien zum Geheimen Rat bestellt.
Nach dem Tode Josephs I. ging er 1711 in diplomatischer Mission nach Dresden, Berlin und Hannover, um für die Wahl Karls VI. zum deutschen König zu werben. Von 1715 bis 1742 wirkte Alois von Harrach als Landmarschall von Niederösterreich, von 1728 bis 1733 bekleidete er das Amt des Vizekönigs im Königreich Neapel. Dort erwarb er auch einen großen Teil seiner Kunstsammlung, die heute im Schloss Rohrau ausgestellt ist. Von 1734 bis zu seinem Tod im Jahr 1742 war Harrach Mitglied der Geheimen Staatskonferenz in Wien. Ende der 1730er Jahre agierte er erneut in diplomatischen Erbfolgeangelegenheiten, als es nunmehr galt, die bevorstehende österreichische Erbfolge im Sinne Maria Theresias zu sichern.
Als böhmischer Grundherr veranlasste Harrach die Neugründung der aus Mangel an Brennholz aufgelassenen Glashütte im "neuen Wald" in Nordböhmen. Das durch Konzession an den Glasmeister Elias Müller entstandene Unternehmen entwickelte sich um die Mitte des 18. Jahrhunderts zu einem Zentrum von Glasindustrie und -export. Die um die Glashütte entstandene Arbeitersiedlung wurde nach der Grundherrenfamilie Harrachsdorf (heue Harrachov) benannt.
Alois Thomas Raimund von Harrach war dreimal verheiratet. Am 22. April 1691 ehelichte er die Gräfin Maria Barbara von Sternberg (1674−1694), die jedoch bereits nach drei Ehejahren und ebenso vielen Geburten im Alter von nicht einmal zwanzig Jahren verstarb; nur eine Tochter aus dieser Ehe erreichte das Erwachsenenalter. Aus seiner zweiten Ehe mit Anna Cäcilie von Thannhausen (1674−1721) stammten zehn Kinder, von denen vier noch im Kindesalter starben. Nach dem Tod seiner zweiten Frau heiratete Harrach 1721 Gräfin Ernestine von Dietrichstein (1683−1745), Witwe des Johann Wenzel von Gallas. Die Ehe blieb kinderlos, jedoch initiierte das bereits im vorangerückten Alter stehende Paar ein ambitioniertes Bauprojekt vor den Stadtmauern Wiens: Auf einem von der Gräfin erworbenen Grundstück auf der Landstraße beauftragte Harrach den damals wohl prominentesten Baumeister, Johann Lucas von Hildebrandt, mit dem Bau eines prächtigen Gartenpalais, von dem heute allerdings nur mehr die Januariuskapelle erhalten ist.
Alois Thomas Raimund von Harrach starb am 7. November 1742 in Wien. Sein Erbe trat sein ältester Sohn aus zweiter Ehe, Friedrich August von Harrach-Rohrau (1696−1749), an.
Literatur
- Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Herausgegeben im Auftrag des Collegium Carolinum (Institut). Band 1: A−H. München / Wien: Oldenbourg 1979, S. 53
- Neue Deutsche Biographie (NDB). 7. Band. Berlin: Ducker & Humblot 1966, S. 697-698 (Hermann Kellenbenz)
- Allgemeine deutsche Biographie (ADB). 10. Band. Leipzig: Ducker & Humblot 1879, S. 627-629 (Anton Victor Felgel)
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 7. Theil. Wien: Hof- und Staatsdruckerei 1861, S. 371-373