Januariuskapelle
48° 11' 46.69" N, 16° 23' 13.70" E zur Karte im Wien Kulturgut
Januariuskapelle (3., Ungargasse 69).
Als Alois Thomas Raimund Graf Harrach (ehemals Statthalter von Neapel) 1727 Johann Lukas Hildebrandt den Auftrag zum Umbau des Palais Quarient erteilte (das seine dritte Gattin in diesem Jahr erworben hatte), war zunächst nicht an den Einbau einer Kapelle gedacht. 1730 wurde ein Ausbau samt Kapellenbau ins Auge gefasst, doch kam es infolge eines eingetretenen Zerwürfnisses zwischen dem Bauherrn und Hildebrandt erst 1734/1735 zur Ausführung. Da bei dieser Gelegenheit nördlich des Palais ein zweiter Ehrenhof angefügt wurde, kam die (mit ihrer Schmalseite zur Ungargasse stehende) Kapelle in den mittleren Flügel.
Die große Hauskapelle, die an der Ungargasse ein reich gestaltetes Portal und einen kleinen Turmaufbau erhielt, wurde am 12. November 1735 durch Kardinal Sigismund Kollonitsch zu Ehren des heiligen Januarius geweiht. Das Hochaltarbild (Enthauptung des heiligen Januarius) schuf Martino Altomonte. Die Wahl des Patroziniums bezeugt die Verbindung des Bauherrn zur Stadt Neapel (Januarius Stadtpatron Neapels).
Ausstattung der Kapelle: beiderseits drei mit barockisierten Kapitälen versehene Pilaster, darüber Kämpfergesims, seitlich des Hochaltars durch Säulen getragene Emporen, Seitenaltar mit Darstellung ds Heiligen Antonius von Padua (von Carlo Maratta, 1778), Heiliger Michael über der linken Sakristeitür, Dreifaltigkeitsgruppe über dem Hochaltar, Heiliger Johannes Nepomuk über der rechten Sakristeitür, Reliquienbüste des Heiligen Januarius (um 1735, wahrscheinlich von Georg Raphael Donner)
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Palais durch Bomben schwer beschädigt und daraufhin (bis 1968) mit Ausnahme der (ebenfalls schwer beschädigten und daraufhin entweihten) Hauskapelle abgetragen. Die am 9. April 1945 vollständig ausgebrannte Kapelle wurde 1987 restauriert und in den Neubau der Höhere Technische Lehranstalt für Behinderte integriert (allerdings ohne Wiederherstellung des Portals und des Türmchens).
Da die Inneneinrichtung während des Kriegs geborgen war, hat sie sich teilweise erhalten (neben dem Hochaltarbild Seitenaltarbilder [Heiliger Antonius von Padua, Heiliger Aloysius], Bronzekruzifix des Tabernakels [um 1735], Reliquienbüste des heiligen Januarius und anderes).
Quelle
Literatur
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 124 ff.
- Felix Czeike: III. Landstraße. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 3), S. 69
- Géza Hajós: Die Kunstdenkmäler Wiens 1. Die Kirchen des III. Bezirks. Mit einer Einleitung über die topographische Entwicklung des Bezirks. Wien: Schroll 1974 (Österreichische Kunsttopographie 41), S. 146 ff.
- Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag 1948, S. 150 f.