Sigismund Kollonitsch

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Sigismund Kollonitsch, Portraitgemälde, Erzdiözese Wien.
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Kollonitsch, Sigismund
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Kollonitz, Sigismund
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Graf, Dr. theol., Kardinal
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  13611
GNDGemeindsame Normdatei 118049844
Wikidata Q85031
GeburtsdatumDatum der Geburt 30. Mai 1677
GeburtsortOrt der Geburt Großschützen (heute: Veľké Leváre, Slowakei)
SterbedatumSterbedatum 12. April 1751
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Erzbischof von Wien
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Frühe Neuzeit, Erzdiözese Wien, Bischof, Katholische Kirche, Katholiken, Bistum, Erzbischof, Erzbistum
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 27.10.2024 durch DYN.biancaburger
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Grabmal St. Stephan
Grabstelle
BildnameName des Bildes Kollonitz_EDW.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Sigismund Kollonitsch, Portraitgemälde, Erzdiözese Wien.
  • 1., Rotenturmstraße 2 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Wappen von Sigismund Kollonitsch

Kollonitsch (Kollonitz) Sigismund Graf, * 30. Mai 1677 Großschützen (Ungarisch Nagylévárd, Slowakisch Velké Leváry; heute Slowakei) † 12. April 1751 Wien, Erzbischof von Wien.

Biografie

Werdegang

Kollonitsch wurde am 30. Mai 1677 auf dem Familiengut der Grafen von Kollonitsch in Groß-Schützen (ungarisch Nagylévárd, slowakisch Velké Leváry; damals Ungarn, heute Slowakei) als Sohn des Johann Sigismund Graf Kollonitsch und dessen Gattin Regina, geborene Freiin von Speidl, geboren. Da er der letzte Angehörige der Grafen von Kollonitsch war, erlaubte ihm Kaiser Karl VI., seinen Cousin, den Baron Ladislaus von Zug, zu adoptieren. Dieser führte nun die Familiengeschäfte weiter.

Auf Initiative seines Onkels Leopold Graf Kollonitsch, Erzbischof von Gran (Esztergom, Ungarn) und Primas von Ungarn (1695-1707), trat Kollonitz 1688 in das Gymnasium der Jesuiten zu Neuhaus in Böhmen ein. In den Jahren 1693 bis 1699 studierte er in Rom als Alumnus des Collegium Germanicum Theologie und Philosophie (Dr. theol.). Noch während seines Romaufenthaltes verlieh ihm sein Onkel ein Kanonikat an der Domkirche zu Gran, das er aber erst 1700 antrat.

Im Jahr 1699 zum Priester geweiht, feierte er am 15. Oktober desselben Jahres in Anwesenheit von Kaiser Leopold I. und dessen Gemahlin Eleonore die Primiz in der Karmeliterkirche in Wien.

1704 wurde Kollonitsch Archidiakon von Sasvár (Ungarn) und außerdem zum Mitglied des Ungarischen Locumtenentialrates ernannt. 1705 erfolgte die Nominierung zum Bischof von Skutari, einem Bistum der ungarischen Krone.

Bald darauf, im Dezember 1708, wurde er für das Bischofsamt von Waitzen (Vác, Ungarn), die päpstliche Verleihung erfolgte am 14. Oktober 1709. Dort kümmerte er sich um den Wiederaufbau der von den Osmanen befreiten Diözese und erreichte die Konversion zahlreicher Personen zur katholischen Konfession. Durch Einrichtung eines Alumnates und Stiftung eines Priesterkollegs (1712) förderte er die Priesterausbildung. Er erhöhte außerdem die Zahl der Domherren und verbesserte deren Einkünfte.

Bischof und Erzbischof von Wien

Am 16. April 1716 nominierte Kaiser Karl VI. Kollonitsch zum Fürstbischof von Wien. Am 1. Juli 1716 verlieh ihm Papst Clemens XI. das Bistum. Am 13. Mai 1717 taufte Kollonitsch Maria Theresia.

Auf Empfehlung Kaiser Karls VI. (Eingabe aus dem Jahr 1719) erhob Papst Innozenz XIII. durch die Bulle “Suprema dispositione” das Wiener Bistum mit Wirkung am 1. Juni 1722 zum Erzbistum. Der neuen Metropolie Wien wurde mit Wiener Neustadt ein Suffraganbistum unterstellt. Kollonitsch wurde somit zum ersten Erzbischof Wiens. 1723 wurde Kollonitsch mit großem Zeremoniell das Pallium überreicht.

Am 26. November 1727 wurde er auf Wunsch von Kaiser Karl VI. von Papst Benedikt XIII. zum Kardinal erhoben. In seiner Funktion als Kardinal nahm er an den Konklaven 1730 und 1740 teil, er wurde 1728 Generalinquisitor für Spanien und Sizilien und 1734 Generalprotektor des Paulanerordens in Österreich.

Vergrößerung des Diözesangebietes

In Zusammenhang mit der bevorstehenden Vergrößerung seines Verantwortungsbereiches erreichte Kollonitsch mit Dompropst J.H. von Braitenbücher 1728 die Einsetzung eines ständigen Weihbischofs. Trotz scharfer Proteste der Diözese Passau erfolgte nach jahrelangen Streitigkeiten schließlich am 5. März 1729 die Angliederung der Pfarren des Viertels Unter dem Wienerwald an die Erzdiözese Wien (das sind die damaligen Dekanate Bruck an der Leitha und Baden mit den Pfarren Hütteldorf, Purkersdorf, Mauerbach, Sievering, Heiligenstadt, Kahlenberg und Klosterneuburg).

Außerdem wurde die Wiener Neustadt Wien als Suffraganbistum unterstellt. Der Wiener Erzbischof erhielt den Titel "Protector Germaniae", um den Titel des Salzburgischen Erzbischofs ("Primas von Deutschland") nicht zu gefährden.

Weitere Tätigkeiten

Um diese Zeit wurde auch der Streit mit dem Domkapitel beigelegt, welches wurde durch Entscheidung von Papst Benedikt XIII. direkt der Autorität und Jurisdiktion des jeweiligen Bischofs unterstellt wurde.

Kollonitsch war in die Regierungsgeschäfte des Hauses Habsburg einbezogen, seit 1719 war er kaiserlicher Rat, zwischen 1723 und 1732 Mitglied des Geheimen Rates und als solcher mit der Führung von Staatsgeschäften betraut. Andererseits suchte er, Einmischungen der Regierung in kirchliche Angelegenheiten hintanzuhalten und setzte 1726 durch, dass kirchliche Stiftungen nur mehr mit Zustimmung des Bischofs errichtet werden durften.

Kollonitsch suchte etwa durch eine neue Klerusordnung (1716) Bildung und Disziplin bei katholischen Geistlichen zu verbessern. Er ließ zudem eine „Deputation“ einrichten, ein Gremium zur Prüfung von auswärtigen Priestern und Weihekandidaten.

Der Erzbischof förderte die allgemeinen Katechese (katholische Glaubenslehre) zur Sicherung der katholischen Konfession in der Wiener Bevölkerung. Dazu wurden katholische Missionierungsmaßnahmen innerhalb der Stadt Wien betrieben, an denen sich nsbesondere der Jesuit Ignaz Parhamer beteiligte. Neben zahlreichen weiteren Maßnahmen zur Implementierung des katholischen Glaubens in Wien (z. B. Predigttätigkeit, Religionsprüfung aller neuen Schullehrer ab 1749) förderte Kollonitsch auch den Kult um den böhmischen Heiligen Johannes Nepomuk. Unter Kollonitz ist auch eine umfassende Visitationstätigkeit (mindestens zweimalige Visitation aller Pfarren seines Wirkungsgebietes).

Aufgrund der raschen Zunahme der Bevölkerung wurde das Pfarrnetz verdichtet, mit Schwerpunkt auf die Vorstädte Wiens (neue Pfarren in Lichtental und Maria Treu). Ebenso wurden Kapellen zunehmend mit Seelsorgeaufgaben betraut.

Kollonitsch wirkte auch karitativ: Er stiftete ein Armeninstitut im Erzbischöflichen Palais, das Spanische Spital (1718), ein Spital in seiner Herrschaft in Obersiebenbrunn (1743) ließ arme und kranke Priester im ausgebauten Churhaus versorgen und beteiligte sich an der Gründung des Johannes-Nepomuk-Spitals auf der Landstraße (1726).

Orden

Der Dritte Orden des Heiligen Franziskus erhielt die Oberaufsicht über die Eremiten (Einsiedler oder Waldbrüder genannt). Kollonitz förderte außerdem die Piaristen, deren Kirche Maria Treu die Pfarrrechte erhielt. Ebenso wurde ihnen die Aufgabe zugeteilt, das Konvikt für Jünglinge aus österreichischem und ungarischem Adel, das Löwenburgkonvikt in der Josefstadt, zu betreuen. Das Revolutionäre an ihrem Unterrichtskonzept bestand darin, auch naturwissenschaftliche Fächer in ihren angebotenen Fächerkanon einzubeziehen.

Die Ansiedelung von Salesianerinnen im Jahre 1717, die sich der Erziehung adeliger Mädchen annahmen, geht auf Kaiserin Wilhelmine Amalie zurück. Sie erhielten die Genehmigung für den Bau von Kirche und Kloster am Rennweg (Salesianerinnenkirche). Die Kreuzherren mit dem roten Stern betreuten ab 1736 die Karlskirche.

Für die Betreuung der immer zahlreicher werdenden Wallfahrer an der Kirche am Kalvarienberg (dem Endpunkt des Kreuzweges, der von der Innenstadt zum Heiligen Grab am Hernalser Kalvarienberg führte) wurde der Orden der Pauliner zur Betreuung abgestellt, eine Kongregation von Eremiten nach der Regel des Heiligen Augustinus. Die Orden blieben weiterhin die Grundpfeiler des Schulwesens.

Bautätigkeit

In der Amtszeit Kollonitschs wurden in Wien bedeutende Barockkirchen errichtet, darunter die Mariahilfer Kirche der Schwarzspanier (Schwarzspanierkirche, 1730), die Peterskirche (1733), St. Rochus und Sebastian auf der Landstraße (Rochuskirche, 1727), die Salesianerinnenkirche am Rennweg (1728), die Piaristenkirche (1735), die Karlskirche (1737) und die Ober-St.-Veiter Kirche (1745). 1742 ließ Kollonitsch sich das an die letztgenannte Kirche anschließende Erzbischöfliche Schloss als Sommerresidenz einrichten. Kollonitsch gründete außerdem 1718 das "Spanische Spital" (Weihe der Kirche Santa Maria de Mercede 1724), 1724 das Invalidenhaus und ließ 1738-1740 auch das Churhaus erbauen. Weitere Kirchen unter Kollonitsch: die Kirche "Zur Vermählung der seligsten Jungfrau" im Schloss Schönbrunn (1745) sowie die Kirchen in Matzleinsdorf (Florianikirche), Lainz, Oberlaa und Obersiebenbrunn (Bezirk Gänserndorf). Renoviert wurde auch das Erzbischöfliches Palais.

Wappen über dem Haupttor der Kirche Maria Treu (8. Bezirk).

1725 verkaufte Kollonitsch dem Kaiser das sich seit 1643 im Besitz seiner unmittelbaren Vorfahren befindliche Schloss Obersiebenbrunn im Marchfeld (Bezirk Gänserndorf), der es noch im selben Jahr Prinz Eugen schenkte. Dieser ließ es umbauen (berühmter Gartenpavillon mit Fresken von Jonas Drentwett, 1728) und vererbte es seiner Nichte Viktoria (1736), die es wiederum an Kardinal Kollonitsch verkaufte (bis 1874 in Familienbesitz).

Wallfahrtswesen

Kollonitz förderte unterschiedliche Ausprägungen des Barockkatholizismus in Österreich: So entstanden beispielsweise in Purkersdorf, Kaltenleutgeben, Brunn am Gebirge, Maria Enzersdorf und Maria Schutz am Semmering neue Wallfahrtsorte.

Tod und Nachfolger

Am 8. September 1750 erbat Kollonitz von Papst Benedikt XIV. einen Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge. Der Passauer Offizial in Wien, Johann Josef Trautson, wurde zum Koadjutor bestellt und erhielt von Kollonitz selbst in der Weihnachtsmette des Jahres 1750 die Bischofsweihe gespendet. Kollonitsch starb am 12. April 1751 im 75. Lebensjahr in Wien (Wien 1., Rotenturmstraße 2 (Erzbischöfliches Palais) und wurde im Stephansdom beigesetzt (Grabmal St. Stephan, ursprünglich an einem Pfeiler zwischen Mittel- und Nordchor von Johann Nikolaus Moll [1743], 1861 mit Ausnahme der Bildnisbüste und Inschrifttafel zerstört, diese seither Nordwand des Nordchors).

Quellen

Diözesanarchiv Wien, Bischofsakten.

Literatur

  • Georg Raphael Donner. Katalog Österreichische Galerie; 108. 1993, Nr. 108
  • Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien [u.a.]: Herold 1983, S. 114 ff., 337
  • Franz Loidl / Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Vierzig Biographien. Wien: Schendl 1983, S. 26-27, 62 f.
  • Rudolf Büttner: Vom Marchfeld bis Falkenstein. Wien: Birken-Verlag 1982, S. 27 ff. (Burgen und Schlösser in Niederösterreich, 13)
  • Alfred A. Strnad: Wann und wo wurde Siegmund Kardinal Graf von Kollonitz geboren? In: Beiträge Wiener Diözesengeschichte. Band 13, 1972, Nr. 1, S. 1 f.
  • Christine Kitzler: Die Errichtung des Erzbistums Wien 1718-29. Diss. Univ. Wien. Wien 1968
  • Ernst Tomek: Das Zeitalter der Aufklärung und des Humanismus. Innsbruck - Wien - München: Tyrolia 1959 (Kirchengeschichte Österreichs 2), S.138-143, 152-153, 155,160, 162-164, 241, 274
  • Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891
  • Joseph Kopallik: Regesten zur Geschichte der Erzdiöcese Wien. Band 1: Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Klöster Wiens. Wien: Gorischek 1890, Nr. 1-54 (1716-1751)
  • Johann Weißensteiner: Sigismund Graf von Kollonitz. In: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon, Bd. 3: 1785/1803 bis 1945. Hg. von Erwin Gatz. Berlin: Duncker & Humblot, S. 236-239


Sigismund Kollonitsch im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.