Maria Enzersdorf am Gebirge
Maria Enzersdorf am Gebirge (Niederösterreich).
Der ursprüngliche Name "Engelschalkesdorf" (um 1130) leitete sich von einem Personennamen ab; die Ansiedlung gehörte zu den ab der Jahrtausendwende im Wiener Raum entstehenden Dörfern der Neukolonisation nach den Ungarneinfällen des 10. Jahrhunderts. Die Ortschaft entstand an der "Gebirgsrandstraße", die von Hietzing über Mauer, Rodaun und Perchtoldsdorf hierher führte; der älteste Ortskern lag wohl im Zuge des gekrümmten Verlaufs der Mariazeller Gasse.
Abseits bestanden schon frühzeitig Hausberg- beziehungsweise Burganlagen, die Burg Liechtenstein bot Zufluchtsmöglichkeiten. Ab dem frühen 13. Jahrhundert war der Weinbau der zentrale Wirtschaftszweig, ab dem 14. Jahrhundert sind Ansätze zu einer Gemeindeselbstverwaltung erkennbar; grundherrschaftlich war das Gebiet (1590/1591 86 Häuser) stark aufgesplittert (etwa die Hälfte gehörte zur Herrschaft Liechtenstein/Mödling, die restlichen 37 Häuser verteilten sich auf 25 Grundherrschaften.
Um die Mitte des 15. Jahrhunderts entstand mit dem Franziskanerkloster ein religiöses Zentrum. Nach starkem Wachstum im Spätmittelalter verwüsteten 1529 die Osmanen Ort und Kloster, während der Reformation kam es zum Vordringen des Protestantismus (Auflösung des Klosters) und erst in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zur Rekatholisierung (Wiederherstellung des Franziskanerklosters 1632). 1683 gab es neuerlich starke Verwüstungen durch die Osmanen, doch entwickelte sich der Ort im 18. Jahrhundert infolge der Stiftung eines Mariengnadenbilds zu einem bedeutenden Wallfahrtszentrum; damit war ein wirtschaftlicher Aufschwung des Orts verbunden, der damals die Bezeichnung "Maria" Enzersdorf annahm (1783/1784 Erhebung der Wallfahrts- und Klosterkirche zur Pfarrkirche).
Ab dem Ende des 18. Jahrhunderts mehren sich die Anzeichen, dass Maria Enzersdorf als Sommerfrische beliebt wurde; kulturhistorische Bedeutung erhielt das biedermeierliche Maria Enzersdorf durch den "Romantikerkreis" um Clemens Maria Hofbauer ("Romantikerfriedhof", Grenzgasse 7), doch wurde das kulturelle Leben auch durch die Fürsten Liechtenstein gestaltet, die das Bild der Umgebung mit romantischen Bauten und künstlichen Ruinen stark prägten.
Ein Anschluss an die Südbahnstrecke kam (wohl infolge des Fehlens industrieller Entwicklung) nicht zustande; eine Verkehrsverbindung mit Wien ergab sich erst 1887 durch die Dampftramway, später (bis zur Einstellung 1967) durch die Straßenbahnlinie 360 (Mauer - Mödling). Ab 1889 wurde das Missionshaus St. Gabriel errichtet. 1938 wurde Maria Enzersdorf von der nationalsozialistischen Diktatur nach Groß-Wien eingemeindet (Teil des 24. Bezirks, Mödling), doch 1954 auf Grund zwischen Wien und Niederösterreich 1946 getroffener Vereinbarungen (Gebietsänderungsgesetz) wieder selbständig und am 11. August 1955 zur Marktgemeinde erhoben.
Die jüngere Entwicklung wird durch das Entstehen des neuen Ortsteils "Südstadt" bestimmt, wodurch sich die Einwohnerzahl zwischen 1961 und 1971 verdoppelte. Die Niederösterreichische Landesregierung veranlasste, dass für die landeseigenen Gesellschaften NEWAG und Niogas neue Zentralen in der Südstadt errichtet wurden, die von Reihenhaussiedlungen umgeben sind. Die Südstadt wird von der Lokalbahn Wien-Baden bedient. Außerdem verkehren Autobuslinien zur südlichen Endstation der Wiener U-Bahn-Linie U6 in Siebenhirten.
Einwohner
- 1869: 1.086
- 1910: 3.169
- 1981: 9.148
- 2011: 8.627
Literatur
- Ferdinand Opll: Maria Enzersdorf am Gebirge 1986. In: Czeike (Hg.): Niederösterreichischer Kulturführer
- Historisches Ortslexikon Niederösterreich (http://www.oeaw.ac.at/fileadmin/subsites/Institute/VID/PDF/Publications/diverse_Publications/Historisches_Ortslexikon/Ortslexikon_Niederoesterreich_Teil_3.pdf)