Erhebung Wiens zum Erzbistum 1722
Die Erhebung Wiens zur Erzdiözese erfolgte durch eine Bulle Papst Innozenz XIII. vom 1. Juni 1722, die jedoch erst am 14. Februar 1723 in Wien eintraf. Der feierliche Festakt zur Erhebung wurde am 24. Februar 1723 veranstaltet.
Vorgeschichte
Pläne, Wien zum Erzbistum zu erheben, wurden erstmals mit Sigismund Kollonitschs Einzug in Wien thematisiert, denn das Wiener Bistum war exemt und unterstand keinem Metropoliten. Für die Erhebung Wiens zum Erzbistum sah man jene Voraussetzungen - das Ansehen der Stadt, die Frömmigkeit ihrer Bewohner und die Verdienste um die Türkenabwehr - als erfüllt an. Ebenso konnte der Papst ein Gesuch Karls VI. nicht ausschlagen. Ein drittes Argument bezog sich auf die Größe der Diözese Passau und die Überforderung eines einzigen Bischofs in der Seelsorge. Einigkeit herrschte auch in der Idee, dem neuen Wiener Erzbistum auch Suffraganbistümer zu unterstellen, so etwa Wiener Neustadt, den Propst von Klosterneuburg, die Äbte von Melk und Göttweig sowie den österreichische Teil der Grafschaft Görz.
Ablauf
Das kaiserliche Schreiben langte im Dezember 1719 in Rom ein. Die kaiserlichen Botschafter in Rom erwirkten, dass sich die Konsistorialkongregation im Jänner 1721 des Themas annahm. Durch Intervention des Agenten des Salzburger Erzbischofs wurde am 6. März 1721 über einstimmigen Beschluss der Mitglieder der Kongegration Wien zum Erzbistum erhoben, doch wurden die Bullen erst nach einem Jahr ausgefertigt. Die Kongregation genehmigte auch die Unterstellung des Bistums Wiener Neustadt unter das neue Erzbistum Wien. Das Konsistorium der Kardinäle stimme am 1. Juni 1722 den Beschlüssen formell zu. Am 14. Februar 1723 erwirkte Karl VI. die Erhebung zum Erzbistum (als Metropolie über Wiener Neustadt) mittels der an diesem Tag nach Wien gebrachten Erhebungsbulle "Suprema dispositione" (Festakt im Stephansdom als neue Metropolitankirche am 24. Februar).
Ausgliederung der Pfarren aus Diözese Passau
Trotz scharfer Proteste der Diözese Passau erfolgte nach jahrelangen Streitigkeiten schließlich am 5. März 1729 die Angliederung u.a. dieser Pfarren des Viertels Unter dem Wienerwald an die Erzdiözese Wien:
- Dekanat Bruck an der Leitha: Mannswörth, Himberg, Kaiserebersdorf, Schwechat.
- Dekanat Baden: Baden, Traiskirchen, Vöslau, Guntramsdorf, Inzersdorf, Kleinmariazell, Stift Heiligenkreuz, Hütteldorf, Purkersdorf, Mauerbach, Sievering, Heiligenstadt, Kahlenberg und Klosterneuburg).
Der Passauer Ordinarius Graf Lamberg entließ jedoch Klerus und Gläubige erst am 12. März 1729 formell aus der alten Diözese, die am 15. März vom Wiener Erzbischof offiziell in Besitz genommen wurde, indem sich Kollonitsch schriftlich den kanonischen Gehorsam der neuen Kirchenvorsteher zusichern ließ.
Literatur
- Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien [u.a.]: Herold 1983, S. 122-127.