Amalienbad

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Amalienbad (1926)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Bad
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1926
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Amalie Pölzer
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  21654
GNDGemeindsame Normdatei 4799092-2
WikidataIDID von Wikidata Q453248
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Zwischenkriegszeit
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Rotes Wien
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Letzte Änderung am 4.11.2022 durch WIEN1.lanm08jan
BildnameName des Bildes Amalienbad 1926.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Amalienbad (1926)
  • 10., Reumannplatz 23

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48° 10' 27.38" N, 16° 22' 44.64" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Das Amalienbad (10., Reumannplatz 23) ist eines der größten städtischen Volks- und Schwimmbäder Wiens. Es steht in Favoriten und beherrscht optisch den Reumannplatz.

Amalienbad: Eingang mit Aktplastik von Karl Stemolak (1926)

Historischer Hintergrund

Im Jahr 1919 beschloss der Wiener Gemeinderat ein großes Programm zum Bau 20 städtischer Badeanstalten. Das "Bäderprogramm" machte Wien innerhalb eines Jahrzehnts tatsächlich zur "Bäderstadt". Das Programm stand im Zeichen einer präventiven Gesundheitspolitik. Da nur wenige Wiener Wohnungen mit eigenen Bädern ausgestattet waren und auch die kommunalen Wohnbauten über keine Innenduschen oder -bäder verfügten wurde der Propagierung des Badens große Bedeutung für die Körperhygiene und körperliche Fitness beigemessen. Prunkstück des Bäderprogramms war der Bau des multifunktionalen Amalienbades. Über seine gesundheitspolitische Bedeutung sollte es Akzente im Stadtbild setzten und als Monument der Arbeiterkultur im "Roten Wien" verstanden werden.

Architekt und Namensgebung

Das Bad wurde nach Plänen von Karl Schmalhofer und Otto Nadel erbaut und unter Bürgermeister Karl Seitz am 8. Juli 1926 eröffnet. Es ist nach der sozialdemokratischen Gemeinderätin Amalie Pölzer (* 27. Juni 1871 Wien, † 8. Dezember 1924 Wien) benannt, die in Favoriten 1919 als erste Frau in den Gemeinderat gewählt worden war.

Ausstattung

Die Errichtung eines Kommunalbades in Favoriten, das 1874 zum Bezirk erhoben wurde, war ab 1875 angestrebt worden. Das Bad, nach dem 1914 eröffneten Jörgerbad das zweite städtische Hallenbad Wiens und das erste im Roten Wien, wurde für den europäischen Bäderbau richtungweisend und erregte internationales Aufsehen. Die 14 Meter hohe Schwimmhalle besitzt ein Sportbecken mit Sprungturm, Tribünen und ein Kinderbecken (das bewegliche Glasdach ließ sich öffnen); Wannen- und Brausebäder, Kaltwasserbecken und Luftbadeabteilungen auf den Flachdächern ergänzten die Anlage, die rund 1300 Besuchern gleichzeitig Bademöglichkeiten bot.

Amalienbad: Innenraum (1928)
Amalienbad: Schwimmbecken (1926)
Amalienbad: Wannenbad (um 1926)
Das Amalienbad nach Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg (21.2.1950)
Amalienbad: Wannenkabinen (1926)
Amalienbad: Eingangshalle (1926)
Amalienbad: Schwimmhalle (1926)
Amalienbad: Heizanlage, Außenansicht (1926)
Amalienbad: Hauptfassade (1926)

Eingang, Vestibül und Hallenbad hatten qualitativ hochwertigen, künstlerischen Schmuck (farbige Wandverfliesungen [rund 24.000 Quadratmeter] und Mosaikarbeiten). Die überlebensgroßen Figuren an der Fassade schuf Karl Stemolak. Während des Zweiten Weltkriegs durch Bomben schwer beschädigt (Betriebseinstellung 5. November 1944), wurde das Amalienbad 1945 - 1952 wiederaufgebaut (teilweise Betriebsaufnahme 6. Februar 1948, Vollbetrieb 9. April 1952); die Kosten des Wiederaufbaus beliefen sich auf rund zehn Millionen Schilling (etwa der gleiche Nominalbetrag wie seinerzeit der Bau selbst).

1981 - 1986 erfolgte nach Plänen von Erich Mülbacher und Erich Schlöss (Statik Günter Appel) eine Generalsanierung und denkmalpflegerische Restaurierung: Das Amalienbad erhielt eine zweite Schwimmhalle und wurde zu einem Bade- und Heilzentrum ausgestaltet (Eröffnung 22. November 1986). Während der Umbauarbeiten wurde das funktionslos gewordene historische Kesselhaus abgerissen und beide Schlote abgetragen. Auf dem Dach der neuen Schwimmhalle wurde eine Parkfläche errichtet. Auf dem Reumannplatz befand sich 1978 bis 2017 die südliche Endstation der U-Bahn-Linie U1, die am 2. September 2017 zur Therme Wien in Oberlaa verlängert wurde. Der über den Bezirk hinaus bekannte Eissalon Tichy ist ebenfalls auf dem Platz zu finden.

Videos

Schillers Räuber - Das Moorbad hat seine Schuldigkeit getan (1926), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 763 (Ausschnitt)
Warmbadeanstalten II (1927), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 051B (Ausschnitt)
MediaWien, Lerne Schwimmen (1927), Zitat: WStLA, Filmarchiv der media wien, 056 (Ausschnitt)

Quellen

Literatur

  • Das Amalienbad der Gemeinde Wien im 10. Bezirk. 1926
  • Klemens Dorn: Favoriten. Ein Heimatbuch des 10. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1928, S. 111 ff., 295ff.
  • Werner Schubert: Favoriten. Wien: Mohl 1980, Register
  • Herbert Tschulk: X. Favoriten. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1985 (Wiener Bezirkskulturführer, 10), S. 56 ff.
  • Das neue Wien. Städtewerk. Hg. unter offizieller Mitwirkung der Gemeinde Wien. Band 3. Wien: Elbemühl 1926-1928, S. 130 ff.
  • Verwaltungsbericht der Stadt Wien 1923/28 2, S. 1057 ff.
  • Statistische Mitteilungen der Stadt Wien. 1926, S. 121 ff.
  • Das Bäderwesen der Gemeinde Wien, S. 8 ff.
  • Erich Schlöss: Das Amalienbad der Gemeinde Wien. In: Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien. Wien: Compress / Jugend & Volk 42 (1987), S. 285 ff.
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. Jänner-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 284 f.
  • Neue Wirtschaft 8.04.1926, S. 2 f.
  • Helmut Weihsmann: Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934. Wien: Promedia 2002, S. 249 f.
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 515 f.
  • Baden und Bäder in Wien. 1987, S. 62 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 2: Die Gemeinde, ihre Verwaltung und sozialen Belange, Wirtschaftsleben, Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft, Volkskunde, Naturwissenschaft, Klimatologie, Meteorologie, Naturereignisse, Varia und Kuriosa. Wien: Jugend & Volk 1955, S. 56