Anita Koessler

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Kössler, Anita
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Koessler, Anita
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  366742
GNDGemeindsame Normdatei
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 19. Juli 1897
GeburtsortOrt der Geburt Budapest
SterbedatumSterbedatum 4. November 1979
SterbeortSterbeort Stockholm (Schweden)
BerufBeruf
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Karl Kraus (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource 
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 27.10.2023 durch WIEN1.lanm09ua1
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Anita Emilie Sarolta Kössler, * 19. Juli 1897 Budapest, † 4. November 1979 Stockholm, Retterin des Karl Kraus-Archivs.

Biografie

Anita Kössler kam 1897 als Tochter des Rechtsanwalts Alexander Morgenstern (1847-1898) und seiner Frau Antonie Regina Morgenstern, geborene Classen (1866-1952) in Budapest auf die Welt. Ihr Vater starb bereits im Jahr nach ihrer Geburt mit nur 51 Jahren. Seine fast zwanzig Jahre jüngere, in Dänemark geborene Frau heiratete 1903 in zweiter Ehe Adolf Pranger (1862-1910), mit dem sie vermutlich zwei weitere Kinder hatte.

Anita Kösslers Mann, Julius Kössler (1877-1929), starb wie ihr Vater mit knapp über fünfzig Jahren an einem Herzinfarkt. Auf seinem Partezettel wird er als "Gebäudeverwalter, ehemaliger Verwalter der Albumin-Werke, Berlin und Rittmeister i.d.R" ausgewiesen. Wann und wo die beiden einander kennenlernten, heirateten und in Folge lebten, konnte vorerst nicht eruiert werden. Das Paar hatte zwei Söhne - Karl und Roland Kössler (Letzterer wahrscheinlich 1923 geboren). Die große Wiener Familie von Julius Kössler dürfte der Sozialdemokratie nahe gestanden haben und viele Mitglieder traten aus der israelitischen Kultusgemeinde aus, schlossen Zivilehen und ließen sich einäschern. Anita Kösslers Schwager Felix und Robert hatten in Wien eine Anwaltskanzlei und waren politisch aktiv. Felix Kössler und seine Frau Helene (geb. Jarosy) waren offenbar mit Felix Salten und seiner Frau bekannt und korrespondieren mit ihnen bis in die 1940er.

Unklar ist, seit wann und in welcher Form Anita Kössler mit Helene Kann bekannt oder sogar befreundet war - und wie gut sie Karl Kraus kannte. Jedenfalls vertraute ihr Kann größere Teile des Karl Kraus-Nachlasses an, als sie 1938 in die Schweiz ging und blieb mit ihr im Gespräch, wie diese zu retten seien. Anita Koessler scheint noch 1939 als Gebäudeverwalterin der Schottengasse 12, 1010 Wien im Lehmann auf, dann dürfte sie mit ihren Söhnen und ihrer Mutter Wien ebenfalls in Richtung Stockholm verlassen haben. Dabei nahm sie auch sechs Archivboxen des Karl-Kraus Nachlasses mit, darunter auch 105 Fotografien von Kraus, seinen Freunden und seiner Familie, die nicht nur Kraus selbst wichtig waren, sondern auch zentral für die Forschung sind.

Ihr Sohn Roland arbeitete in Schweden als Journalist, war vermutlich Mitglied der SDAP und war jedenfalls mit Bruno Kreisky in der Österreichischen Vereinigung in Schweden. Ab 1946 redigierte er auch die Monatszeitschrift "Österreich" des ÖVS. Die Koesslers kehrten nicht nach Wien zurück. Roland Koessler wurde Chefredakteur der schwedischen Einwandererzeitung. Anita Koessler starb 1979 in Stockholm.

Die "Sammlung Karl Kraus / Anita Koessler" (ZPH 985) kam 1998 durch Ankauf an die Wienbibliothek im Rathaus.

Quellen

Literatur

  • Irene Nawrocka unter Mitarbeit von Simon Usaty [Hg.], Im Exil in Schweden, Österreichische Erfahrungen und Perspektiven in den 1930er und 1940er Jahren, Wien: Mandelbaum 2013
  • Friedrich Pfäfflin [Hg.]: "Aus großer Nähe". Karl Kraus in Berichten von Weggefährten und Widersachern. Göttingen 2008
  • Friedrich Pfäfflin: Von Karla und den roten Bücherln. Die Rettung des Karl Kraus-Archivs in den Jahren 1936 bis 1939. Marbach am Neckar 2010