Arbeiterbildungsverein Ottakring
48° 12' 34.62" N, 16° 20' 12.78" E zur Karte im Wien Kulturgut
Arbeiterbildungsverein Ottakring. Im September 1862 wurde das Statut für einen Arbeiterbildungsverein eingereicht, doch wurde dieses nicht genehmigt, weil das Vereinsgesetz von 26. November 1852 eine unüberwindliche Schranke darstellte. Erst das neue Vereinsgesetz von 15. November 1867 ermöglichte es, am 15. Dezember 1867 in Schwenders Kolosseum (15), Rudolfsheim, den Verein zu konstituieren. 1868 wurde in seinem Rahmen auch eine Arbeiterkranken-, Arbeiterinvaliden- und Unterstützungskassa gegründet, die sich 1871 selbständig machte (1878: 6, Gumpendorfer Straße 62). Bereits am 24. Juli 1870 wurde der Verein vom Innenministerium „wegen politischer und staatsgefährlicher Tätigkeit" verboten. Die in der Folge neu geschaffenen Bildungsvereine (1874: zirka 4.000 Mitglieder) wurden durch den am 31. Jänner 1884 über Wien verhängten Ausnahmezustand neuerlich zerschlagen. Franz Schuhmeier verfiel damals auf den Gedanken, „Rauchklubs" zu gründen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten entstand in 16, Grundsteingasse 25 („Rote Bretze") der von Schuhmeier und Sever gegründete Rauchklub „Apollo", aus dem ein gleichnamiger Bildungsverein hervorgegangen ist. Am 7. Februar 1889 fand beim „Goldenen Luchsen" (16, Neulerchenfelder Straße 43) dessen konstituierende Versammlung statt; der Vereinssitz wurde beim „Weißen Engel" (16, Grundsteingasse 15) eingerichtet. Schuhmeier, der 1890 Obmann des Vereins wurde, nahm außerdem bestimmenden Einfluß auf den „Unterrichtsverband der Arbeiterbildungs- und Fachvereine Wiens" (der 1891 gegründeten ersten zentralen Organisation der sozialdemokratischen Arbeiterbildung). Als Schuhmeier 1891 die Redaktion der „Volkstribüne" übernahm, stellte er auch diese in den Dienst der Arbeiterbildung.
Literatur
- Friedrich Slezak: Ottakringer Arbeiterkultur. An zwei Beispielen. Wien: Slezak 1982
- Helga Schmidt / Felix Czeike: Franz Schuhmeier. Wien [u.a.]: Europa-Verlag 1964, S. 43 ff.