Arbeitertheater
Arbeitertheater. 1908 wurde unter der Patronanz von Engelbert Pernerstorfer und Stephan Großmann die Wiener „Freie Volksbühne" gegründet, die als Theaterverein ohne festes Haus einem Arbeiterpublikum den Zugang zur dramatischen Literatur erschließen sollte. Das Vereinsorgan „Der Strom" formulierte hochgesteckte Ziele. Insbesondere sollte den bei der Arbeiterschaft so beliebten vorstädtischen Volkssängern und Pawlatschenbühnen sowie „den französischen Zoten, den lüsternen Ehebruchshandlungen und unwürdigen Albernheiten" des bürgerlichen Boulevards und der Operette entgegengewirkt werden. Dem stellte die „Freie Volksbühne" (Arbeiterheim Favoriten) die dramatische Dichtung der deutschen Klassik als Erbe der „aristotelischen Katharsis der Griechen" und die zeitgenössische Moderne gegenüber. Der „Strom" druckte Beiträge von Molnár, Polgar, Shaw, Ehrenstein, Wildgans, Morgenstern und so weiter ab. Dieser durchaus ehrenwerte, wenngleich aus offensichtlichen Gründen nur bedingt erfolgreich Versuch wurde in der Zwischenkriegszeit durch eine interessante Facette erweitert: die Kleinkunst und das Agit-Prop-Theater der „Roten Spieler", die sich vornehmlich aus den Reihen der sozialistischen Arbeiterjugend rekrutierten; unter anderem zählte Jura Soyfer zu den Autoren dieser Kleinkunstbühne.
Literatur
- Alfred Pfoser: Literatur und Austromarxismus. Wien: Löcker 1980
- Friedrich Scheu: Humor als Waffe. Politisches Kabarett in der Ersten Republik. Wien [u.a.]: Europaverlag 1977