Engelbert Pernerstorfer

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Pernerstorfer, Engelbert
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  6950
GNDGemeindsame Normdatei 119148331
Wikidata Q875141
GeburtsdatumDatum der Geburt 27. April 1850
GeburtsortOrt der Geburt Roßau
SterbedatumSterbedatum 6. Jänner 1918
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Politiker, Journalist, Volksbildner
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) Sozialdemokratische Arbeiterpartei
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Teil-Nachlass VGA
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 9.10.2024 durch WIEN1.lanm09ua2
BestattungsdatumDatum der Bestattung  12. November 1950
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 24, Reihe 5, Nummer 1A
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  ehrenhalber gewidmetes Grab
  • 8., Lange Gasse 15 (Sterbeadresse)
  • 9., Servitengasse 17 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Engelbert Pernerstorfer, * 27. April 1850 Wien, † 6. Jänner 1918 Wien, Politiker, Journalist.

Herkunft und Familie

Engelbert Pernerstorfer wurde als zweites Kind des Schneidermeisters Engelbert Pernerstorfer und seiner Frau Agnes, geb. Karnleitner, geboren. Seine Eltern waren aus Oberösterreich nach Wien gezogen, wo sein Vater starb und seine Familie in Armut zurückließ, als sein Sohn erst vier Jahre alt war. Die Witwe führte mit einem Gesellen die Schneiderwerkstatt in der Dreimohrengasse fort.

1878 heiratete Engelbert Pernerstorfer Anna Weber, die Tochter eines Kunstschlossers. Die Ehe blieb kinderlos.

Bildungsweg

Nach dem Abschluss der Volksschule weigerte sich der zehnjährige Engelbert, eine Lehrstelle anzunehmen. Er besuchte zunächst eine zweiklassige Realschule und wurde dann ins Schottengymnasium aufgenommen, wo ihn eine enge Freundschaft zu seinem Mitschüler Viktor Adler verband, die sein ganzes Leben lang andauern sollte.

Nach der Matura am Piaristengymnasium (1870) wurde er Mitglied des 1869 gegründeten Arbeiterbildungsvereins, wo er den Arbeitern Elementarunterricht erteilte.

Im Herbst 1870 inskribierte er an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien. Um sein Studium (das er nie abschließen sollte) zu finanzieren, gab er Nachhilfestunden, war Hofmeister für die Kinder des Baron Neuhaus in Kattau bei Eggenburg und unterrichtete an verschiedenen Schulen.

Politiker, Redakteur, Herausgeber

Dem Trend der Zeit folgend, schloss sich Pernerstorfer der nationalen Studentenverbindung Arminia an und war Vorstandsmitglied des 1871 gegründeten Lesevereins der deutschen Studenten Wiens. Nach dem Verbot des Vereins gab Pernerstorfer mit Georg Schönerer die Halbmonatsschrift "Deutsche Worte" heraus.

1882 war er an der Ausarbeitung des Linzer Programms beteiligt, das die Stärkung des "deutschen Charakters" der westlichen Hälfte der österreichisch-ungarischen Monarchie zum Ziel hatte. Er wurde Obmann des neu gegründeten, von Schönerer geführten Deutschnationalen Vereins. Als Schönerer jedoch zunehmend zum Antisemitismus aufrief, legte Pernerstorfer 1883 sein Amt zurück und gab die "Deutschen Worte" allein heraus, die er in eine Monatsschrift umgestaltete, die sich nicht nur mit Politik, sondern auch mit Literatur, Kunst und Wissenschaft befasste. (Schönerer gab daraufhin eine Gegenzeitschrift unter dem Titel "Unverfälschte Deutsche Worte" heraus.)

1885 wurde Pernerstorfer vom Wahlbezirk Wiener Neustadt-Neunkirchen als unabhängiger Abgeordneter in den Reichsrat gewählt. Hier setzte er sich als Mitglied der Fabier-Gesellschaft für die Interessen der sozial Schwachen und für das allgemeine Wahlrecht ein. Ein Jahr später verlor er sein Parlamentsmandat. 1896 trat er schließlich der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei. Als die Sozialdemokraten bei den Reichsratswahlen 1901 in Wien zwei Mandate erobern konnten, zog Engelbert Pernerstorfer gemeinsam mit Franz Schuhmeier wieder ins Parlament ein. Er gehörte dem Reichsrat bis zu seinem Tod am 6. Jänner 1918 an.

1897 übernahm Pernerstorfer das Feuilleton und die Theaterkritik in der Arbeiter-Zeitung.

1906 gründete er mit Stefan Großmann und Leopold Winarsky die Wiener Freie Volksbühne, deren Ziel es war, der Arbeiterschaft anspruchsvolles und erschwingliches Theater zu bieten. Ab 1911 war Pernerstorfer Mitherausgeber der kulturpolitischen Monatsschrift "Der Strom", des Organs der Volksbühne.

1907 wurde Pernerstorfer zum Obmann des sozialdemokratischen Parlamentsklubs und als erster Sozialdemokrat zum Vizepräsidenten des Reichsrates gewählt. In der Partei war er wegen seines sozialen Engagements und seiner Erfahrung als Parlamentarier hoch geschätzt, wegen seiner betont deutschnationalen Haltung jedoch auch umstritten.

Ehrungen

Engelbert Pernerstorfer wurde am 12. November 1950 in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt (Gruppe 24, Reihe 5, Grab 1A; Adlergrabmal).

Die Eugengasse in Favoriten wurde 1919 in Pernerstorfergasse umbenannt. Der über die Grenzackerstraße in Wien Favoriten führende Radweg erhielt 1989 den Namen Pernerstorfersteg.

Der in den 1920er Jahren in Wien Favoriten, Troststraße 68-70, errichtete Wohnbau trägt den Namen Pernerstorferhof.

Teil-Nachlass

Engelbert Pernerstorfers umfangreiche Büchersammlung bildete, gemeinsam mit der von Leopold Winarsky und Viktor Adler, den Grundstock der Sozialwissenschaftlichen Studienbibliothek bei der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, die 1921 gegründet und am 18. September 1922 eröffnet wurde. 1961 wurde der Bestand dem Verein für Geschichte der Arbeiter/innenbewegung übergeben: Kartons 1-2, Mappen 1-8. Inhalt: Kopien persönlicher Dokumente, Korrespondenz (u. a. mit Schönerer), Manuskripte, Notizen, Zeitungsausschnitte, Reden, Beiträge in österreichischen und deutschen Zeitungen, Nachrufe.

Werke (Auswahl)

  • Reden der Reichsrathsabgeordneten Dr. F. Kronawetter und Engelb. Pernerstorfer gehalten in der Budget-Debatte zum Titel "Staatspolizei" am 26. und 27. März 1886. Wien: Jacobi 1886
  • Die Zustände im Wiener Allgemeinen Krankenhause. Reden des R.-R.-Abg. Engelbert Pernerstorfer … (u. a.) am 6. Mai 1887. Wien: Selbstverlag 1887
  • Die "Staatspolizei" vor dem Oesterreichischen Parlament. Reden der Abgeordneten Dr. Kronawetter und Pernerstorfer am 12., 13. und 14. März 1889. Wien: Bretschneider 1889
  • Reden der Abgeordneten Kronawetter und Pernerstorfer gehalten im Abgeordnetenhause am 23. April 1890. Reichenberg: Karl Schiller 1890
  • Reden der Abg. Pernerstorfer gehalten in den Versammlungen in Villach, Klagenfurt und St. Veit. Villach: Selbstverlag 1896
  • Friedrich Schiller. Gedenkrede zur 100. Wiederkehr des Todestages Schillers. Wien: Wiener Volksbuchhandlung Ignaz Brand 1905
  • Emil Vandervelde: Alkohol, Religion, Kunst. Drei sozialistische Untersuchungen. Übersetzt aus dem Französischen von Engelbert Pernerstorfer. Jena: Gustav Fischer 1907
  • Friedrich Schiller. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1911 (Die junge Welt, 3)
  • Der Wert der antiken Bildung. In: Sozialistische Monatshefte 1911, H. 18-20, S. 1186-1196 (auch als Sonderdruck: Für das humanistische Gymnasium. Wien 1911)
  • Einführung. In: Jean Jaurès: Vaterland und Proletariat. Jena: Eugen Diederichs 1916, S. 1-12
  • Zeitfragen. Wien: Urania 1917

Literatur

  • Wolfgang Maderthaner: Pernerstorfer, Engelbert. In: Neue Deutsche Biographie. Band 20. Berlin: Duncker & Humblot 2001
  • Madeleine Wolensky: Pernerstorfers Harem und Viktor Adlers liebster Besitz oder zwei sozialistische Bibliophile, ihre Bücher und die Arbeiterkammerbibliothek. Wien: Kammer für Arbeiter und Angestellte 1994
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u. a.]: Jugend und Volk 1988, S. 220-221
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987, S. 391
  • Madeleine Wolensky: Engelbert Pernerstorfer und David Josef Bach als Theaterkritiker der Arbeiter-Zeitung. Diss. Univ. Wien. Wien 1979
  • E. K. Herlitzka: Pernerstorfer Engelbert. In: Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950. Band 7. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1978, S. 427
  • Alfred Magaziner: Die Wegbereiter. Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung. Wien: Volksbuchverlag 1975, S. 60-63
  • Claudie Weill: Pernerstorfer, Engelbert. In: Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971, S. 222-224
  • Günther Steinbach: Engelbert Pernerstorfer. In: Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 274-284
  • Alois Modl: Die politische Entwicklung Engelbert Pernerstorfers. Diss. Univ. Wien. Wien 1947
  • Kurt Rotter: Engelbert Pernerstorfer und die Geschichte der "Deutschen Worte". Diss. Univ. Wien. Wien 1943
  • Robert Arthaber: Engelbert Pernerstorfer. In: Neue österreichische Biographie 1815-1918. Band 2. Wien [u. a.]: Amalthea 1925, S. 97-116
  • Karl Leuthner: Engelbert Pernerstorfer [zum 60. Geburtstag]. In: Deutsche Worte. Monatshefte, hg. von Engelbert Pernerstorfer 30 (1910), H. 27
  • Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Pernerstorfer, Engelbert. 8 Bände [Sign.: TP-037758]


Engelbert Pernerstorfer im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks