Ateliertheater an der Rotenturmstraße
48° 12' 37.80" N, 16° 22' 25.13" E zur Karte im Wien Kulturgut
Das Ateliertheater an der Rotenturmstraße existierte von Oktober 1953 bis April 1954 an der Adresse 1., Lichtensteg 4 (Ecke Rotenturmstraße).
Am 29. Oktober 1953 eröffnete der Schauspieler Herbert Lenobel das Ateliertheater an der Rotenturmstraße an jenem Ort, an dem sich zuvor das Kabarett Alraune befunden hatte und kurze Zeit vor der Neueröffnung auch das Cocteau Theater Wien für drei Tage existiert hatte. Kaufmännischer Berater war Ferry Köppler, Unterstützer bei der Errichtung der neuen Bühne G. W. Perz, Bruder des Bühnenbildners Peter Perz, der ebenfalls hier tätig war.
Das neue Theater war "vorteilhaft umgebaut" worden mit dunkelgrünen Vorhängen, die sich vom Hintergrund der kleinen Bühne bis auf die weit in den Zuschauerraum ragende Vorbühne ziehen ließen, und einem roten Hauptvorhang im ebenfalls ganz in Rot gehaltenen kleinen Zuschauerraum. Lenobel bemühte sich wie alle "Kellertheater" dieser Zeit um einen zeitgenössischen, wenn auch ansprechenden Spielplan, vor allem aber um ein Ensemble, das genug Publikum in die "theatralische Nussschale" (Herbert Lederer) bringen sollte.
Zu den Schauspielerinnen und Schauspielern, die in den zwei Jahren des Bestehens der Bühne hier spielten, zählten unter anderen Heinz Röttinger (der bald schon an der Tribüne inszenierte), Herbert Kersten, Johannes Ferigo, Maria Kilga, Anton Mitterwurzer, Maria Kestranek, Luise Prasser, Herbert Andl, Mario Turra, Kurt Müller, Ferry Köppler, Ilka Bernet sowie in den letzten Wochen die Tanzgruppe Rosalia Chladek.
Für die Eröffnungsinszenierung – Marcel Archards Oh, diese Geschichte, eine Neuübersetzung von dessen Erfolgsstück Marlborough zieht in den Krieg – holte sich Lenobel mit Oskar Wegrostek einen Gast des Volkstheaters. Weitere damals prominente Gäste waren Marta Dangl, Henriette Ahlsen, Hansi Stork, Roswitha Brix, Hermi Niedt und Friedl Hofmann. Weitere Stücke waren Enzo Biagis "trübes Schauspiel" (Lederer) Wir sterben im Regen, José André Lacours "existenzialistischer Reißer" (Lederer) Unsere Haut, Walter Konstantins Märchen Der verlorene Groschen und Moralitätlichkeiten mit Texten von Cocteau, Kästner, Kiesling, Reinhardt, Wildgans und anderen. Herbert Lenobel selbst verfasste mit Abenteuer im Puppenland ein weiteres Märchen; die letzte Produktion war bereits ein Gastspiel: Rolf Halwich präsentierte Trude Payers Die Verwandlung der Iris Delorme. Die letzte Vorstellung fand im April 1954 statt.
Nach der Schließung des Theaters musste Lenobel noch mehrere Jahre lang die verbleibenden Schulden beim Kaffeehausbesitzer abbezahlen, bei dem man sich für das halbe Jahr eingemietet hatte. Perz ging nach Kanada, Köppler nach Zypern. 1985 meinte Lenobel rückblickend in einem Gespräch mit Herbert Lederer: "Das Ateliertheater an der Rotenturmstraße war eine Wahnsinnsgründung!"
Schauspielerinnen und Schauspieler
Im Wien Geschichte Wiki gibt es 1 Einträge von Personen, die im Ateliertheater an der Rotenturmstraße engagiert waren.
BildName des Bildes | Name | BerufBeruf | GeburtsdatumDatum der Geburt | SterbedatumSterbedatum |
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Herbert Lenobel | Schauspieler Radiosprecher Schriftsteller | 4 November 1923 | 1990 |
Literatur
- Herbert Lederer: Bevor alles verweht … Wiener Kellertheater 1945 bis 1960. Wien: ÖBV 1986, S. 135–139