Benedikt Schack
Benedikt Schack, * 7. Februar 1758 (Taufdatum) Mirotitz/Böhmen (Mirotice/Tschechien),[1] † 10. Dezember 1826 München, Sänger (Tenor) und Komponist.
Biografie
Seine erste musikalische Ausbildung erhielt der junge Schack bei seinem Vater, der Schulrektor und Kantor war, später bei J. Chmel in Altsattel (Staré Sedlo/Tschechien). Von 1769 bis 1773 war er Schüler und Sängerknabe im Kloster Heiliger Berg (Svatá Hora) bei Pribram/Böhmen (Příbram/Tschechien), anschließend bis 1775 Sänger im Chor am Veitsdom in Prag, wo er Kompositionsunterricht beim Domkapellmeister Anton Laube erhielt.
1775 ging er nach Wien und studierte Kontrapunkt, verschiedene Blasinstrumente und vor allem Gesang bei Karl Friberth. Gleichzeitig absolvierte er seit 1776 philosophische Studien an der Universität Wien, die er 1780 vollendete. Kurz nach Beginn eines Medizinstudiums erhielt er 1780 die Stelle als Musikdirektor an der Kapelle des Prinzen Heinrich Carl Graf von Schönaich-Carolath in Großglogau/Niederschlesien (Głogów/Polen). Dort lernte er auch seine spätere Gattin, die Sängerin Eva Elisabeth Weinhold, kennen. 1784 mußte der Fürst seine Kapelle auflösen und Schack versuchte vergeblich Mitglied der Truppe Bondinis zu werden. Die nächsten zwei Jahre verbrachte er als wandernder Musikalienhändler. 1786 lernte er Emanuel Schikaneder kennen, der ihn als Sänger und Komponist in seine Operntruppe verpflichtete. Schack debütierte als Nardone in Giovanni Paisiellos "La Frascatana" in Salzburg, wo er mit Michael Haydn und Leopold Mozart bekannt wurde. Nach Auftritten in Augsburg und am Hoftheater in Regensburg (1787–1789) folgte er 1789 Schikaneder an das Freihaustheater in Wien. Wegen Unstimmigkeiten mit Schikaneder verließ er 1793 Wien und nahm ein Engagement am Theater in Graz an. Seit 1796 war er Mitglied der königlichen Hofbühne in München, wegen stimmlicher Probleme konnte er ab 1810 nur noch in kleinen Rollen auftreten. Als bayerischer Kammersänger wurde er 1814 pensioniert und lebte danach in München als Musikpädagoge und Komponist, vornehmlich von Kirchenmusik.
Während seiner Jahre in Wien war er unter anderem mit Wolfgang Amadeus Mozart befreundet, der ihn förderte und sich unter anderem an der Oper "Der Stein der Weisen" mit dem Duett "Nun liebes Weibchen" (KV 625/582a) beteiligte. In der Uraufführung (30.09.1791) von Mozarts Oper "Die Zauberflöte" interpretierte Schack die Rolle des Tamino, die Mozart für ihn komponiert hatte; Schacks Gattin sang die dritte Dame. Im Laufe seiner Karriere trat Schack über 100 mal als Tamino auf. Im November bzw. Dezember 1792 wirkte er auch in den ersten deutschsprachigen Aufführungen von Mozarts "Don Juan" ("Don Giovanni") als Don Ottavio und "Die Hochzeit des Figaro" als Graf Almaviva am Freihaustheater mit.
Schack komponierte oft zusammen mit Franz Xaver Gerl zu Texten von Schikaneder. Ob Schack an den späteren (insgesamt sieben) Teilen der "Anton-Singspielen" mitgearbeitet hat und welche Komponisten noch beteiligt waren, ist nicht geklärt.
Seine Tochter Antonia (1784–1851) bildete er zur Sängerin und Schauspielerin aus. Sie stand bereits als Kind (1793) auf der Grazer Opernbühne. 1796 kam sie mit ihrem Vater nach München und wirkte von 1800 bis 1806 als Soubrette an der dortigen Hofoper. 1804 heiratete sie den Stadtgerichts-Aktuar Michael Sti(e)wel, den späteren Sekretär beim Königlichen Generalkommissariat der Stadt Augsburg.
Werke mit Datum der Ur- oder Erstaufführung (Auswahl; Zuschreibung zum Teil unsicher)
- Der Luftballon oder Man ertappt ihn nicht. Lustspiel mit Gesang und Tänzen (Text: Emanuel Schikaneder), 4. (8.?) 6. 1784 Leopoldstädter Theater
- Die Wilden und Gesitteten oder Fernando und Yariko. Singspiel (Text: Karl von Eckartshausen), 3. 12. 1784 Leopoldstädter Theater
- Der Krautschneider. Komisches Singspiel (Text: Schikaneder), 21. 4. 1785 Leopoldstädter Theater
- Die drey Ringe oder Kaspar der Mundkoch. Komische Oper (Text: Schikaneder), 1786 Salzburg oder 1788 Regensburg
- Lorenz und Suschen, 1788 Regensburg
- Liebrecht und Horwald (zusammen mit Gerl), 1789 Freihaustheater
- Die beyden Anton. Der dumme Gärtner aus dem Gebirge oder Die zween Anton. Singspiel (zusammen mit Gerl, Text: Schikaneder), 12. 7. 1789 Freihaustheater
- Jakob und Nannerl oder Der angenehme Traum. Oper (Text: Schikaneder), 25 7. 1789 Freihaustheater
- Die verdeckten Sachen. Komische Oper (zusammen mit Gerl und Johann Georg Lickl, Text: Schikaneder), 26. 9. 1789 Freihaustheater
- Was macht der Anton im Winter? (zusammen mit Gerl, Text: Schikaneder),6. 1. 1790 Freihaustheater
- Der Fall ist noch weit seltener oder Die geplagten Ehemänner (als 2. Teil zu "una cosa rara" von Martin y Soler; Text: Schikaneder), 10. 5. 1790 Freihaustheater
- Der Frühling oder Der Anton ist noch nicht tot. Singspiel (Text: Schikaneder), 18. 6. 1790 Freihaustheater
- Der Stein der Weisen oder Die Zauberinsel. Heroisch-komische Oper (zusammen mit Gerl, Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Baptist Henneberg, Text: Schikaneder), 11. 9. 1790 Freihaustheater
- Die Wienerzeitung (zusammen mit Gerl, Text:. Karl Ludwig Giesecke), 12. 1. 1791 Freihaustheater
- Anton bei Hofe oder Das Namensfest. Singspiel (Text: Schikaneder), 4. 6. 1791 Freihaustheater
- Die Antwort auf die Frage: Was begehrt alles Frauenzimmer, arm und reich, jung und alt, ohne Ausnahme am heftigsten? (Text: unbekannt), Mai 1792 Theater auf der Landstraße
- Das Schlaraffenland. Heroisch-komische Oper (zusammen mit Gerl, Text: Giesecke), 23. 6. 1792 Freihaustheater
- Der Renegat oder Anton in der Türkei. Singspiel (Text: Schikaneder), 15. 9. 1792 Freihaustheater
- Der eifersüchtige Bauer. Die beiden Lieschen oder Der Schulmeister im Ofenloch. Oper (Text: Georg Korndorfer), 28. 1. 1793 Theater auf der Landstraße
- Der wohltätige Derwisch oder Zaubertrommel (Zaubertrommel und Schellenkappe). Singspiel (zusammen mit Gerl und Henneberg, Text: Schikaneder), 10. (19.?) 9. 1793 Freihaustheater
- Die beyden Nannerln oder Das chinesische Feuerwerk zu Ehren der Nannerln. Singspiel (Text: unbekannt), 26. 7. 1794 Freihaustheater
- Das Häuschen im Walde oder Antons Reise nach seinem Geburtsort. Singspiel (Text: Schikaneder), 6. 1. 1795 Freihaustheater
- Der Zauberbrief. Romantisch komische Oper (Text: unbekannt), 1. 1. 1799 Theater in der Josefstadt
Quellen
- Allgemeine Musikalische Zeitung, 25. 7. 1827, Nr. 30, Seite 6 f. (Spalte 519–521)
Literatur
- Rudolf Angermüller: Wenzel Müller und "sein" Leopoldstädter Theater. Mit besonderer Berücksichtigung der Tagebücher Wenzel Müllers. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2009
- Tadeusz Krzeszowiak: Freihaustheater in Wien 1787–1801. Wirkungsstätte von W. A. Mozart und E. Schikaneder. Sammlung der Dokumente. Wien u. a.: Böhlau 2009
- K. J. Kutsch/Leo Riemens: Großes Sängerlexikon (4., erweiterte und aktualisierte Auflage. Unter Mitarbeit von Hansjörg Rost) Band 6. München: K. G. Saur 2003
- Georg Kannewischer, Emanuel Benedikt Schack (1758–1826). Sein Leben und seine Werke (Dissertation München) 1932
- Österreichisches Biographisches Lexikon: Schack Benedikt Emanuel [Stand: 07.02.2023]
- Österreichisches Musiklexikon Online: Familie Schack [Stand: 07.02.2023]
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich Online: Schack (Cziak), Benedict [Stand: 07.02.2023]
- Allgemeine Deutsche Biographie Online: Schack, Benedict [Stand: 07.02.2023]
Benedikt Schack im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.
- ↑ Die in einigen Quellen angeführten Geburtsorte Mirowitz und Miritice sind falsch, da sich in Mirotice bei der Kirche ein Stein mit einer Gedenktafel befindet, der auf das Geburtshaus von Schack verweist.