Bil Spira
Wilhelm (Bil) Spira, *25. Juni 1913 Wien, † 1. August 1999, Illustrator, Karikaturist.
Biografie
Wilhelm (Bil) Spira wurde am 25. Juni 1913 als Sohn des Beamten Hugo Spira und dessen Frau Else in Wien geboren. Nach dem Gymnasium in der Diefenbachgasse studierte Bil Spira bei Wilhelm Müller-Hofmann an der Kunstgewerbeschule. Schon während des Studiums arbeitete er als Zeichner und Karikaturist für "Das kleine Blatt", die "Arbeiterzeitung" und den "Jugendlichen Arbeiter".
Nach dem Februar 1934 zeichnete er für die Wochenendausgabe des "Wiener Tag", den "Sonntag" und für die "Stunde". Manche Texte zu Bil Spiras Zeichnungen stammten von Jura Soyfer. Neben seiner Arbeit für Zeitungen war Bil Spira auch als Bühnenbildner für Wiener Kleinkunstbühnen tätig. 1935 reiste er nach Paris, um einen Zeichentrickfilm vorzubereiten.
Nach dem "Anschluss" 1938 war Spira vier Wochen lang in der Volksschule Karajangasse interniert, bevor er nach Frankreich emigrieren konnte. Hier nahm er den Namen Bil Freier an und zeichnete für Zeitungen wie "Le Rive" und den Basler "Nebelspalter". Er traf andere österreichische Exilanten wie Joseph Roth oder Egon Erwin Kisch. Mit Friedrich Torberg arbeitete er für die österreichische Exilzeitschrift "Österreichische Post" zusammen.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde Spira 1939 als "feindlicher Ausländer" interniert. 1940 floh er nach Marseille, wo er Mitarbeiter von Varian Fry, des Leiters des "Emergency Rescue Committees" wurde. Hier konnte Bil Spira sein Zeichentalent dazu nützen, Pässe und andere Identitätspapiere für verfolgte Emigranten zu fälschen. 1941 wurde Spira von einem Spitzel verraten, verhaftet und vom Vichy-Regime ans Deutsche Reich ausgeliefert. Der Zeichner überlebte einige Konzentrationslager und kehrte nach seiner Befreiung aus Theresienstadt durch die Rote Armee 1945 nach Paris zurück. Wegen seiner Arbeit für das "Emergency Resue Committee" wurde er als Widerstandskämpfer anerkannt und vom französischen Staat unterstützt. Unter dem Künstlernamen Bil konnte er seine Arbeit für die Presse wieder aufnehmen und zeichnete für französische Zeitschriften wie "Combat" und "Action", den Schweizer "Nebelspalter" und illustrierte auch Bücher österreichischer Verlage. 1983 veröffentlichte Spira seine Memoiren unter dem Titel "Ridiculum vitae".
2019 wurde der Bil-Spira-Park nach dem Zeichner benannt.
Literatur
- Bil Spira: Die Legende vom Zeichner. Wien: Döcker 1997
- Bil Spira: Pariser Impressionen (1935 – 1939), München [u. a.]: Ed. Kappa 1998
- Eckart Früh: Bil Spira. Wien: Eigenverlag 1999
- Oliver Bentz: Bil Spira. Künstler, Fälscher, Menschenretter, Pariser Impressionen. Speyer: Stadtarchiv 2013
- Claude Winkler-Bessone: Bil Spira. Vom Roten Wien zu den französischen Internierungslagern. Berlin [u. a.]: Erich Schmidt Verlag 2016
- Literaturhaus Wien: Bil Spira