Café Zum weißen Ochsen
48° 12' 37.34" N, 16° 22' 39.46" E zur Karte im Wien Kulturgut
Café Zum weißen Ochsen (1, Fleischmarkt 28)
Das Café Zum weißen Ochsen war in einem Eckhaus am alten Fleischmarkt, im Haus Zum weißen Ochsen, ursprünglich das Einkehrwirtshaus der Raaber Viehtreiber und Viehhändler, untergebracht. Als das Hansgrafenamt, welches im 18. Jahrhundert im Eckhaus untergebracht war, aufgehoben wurde, wurde in einem Teil des Hauses ein Kaffeehaus eingerichtet. Das Café wartete mit einer besonders prachtvollen Ausstattung auf, sodass es im Jahr 1776 sogar von Kaiser Joseph II. und seinem Bruder Leopold besucht worden sein soll. Ein Gemälde im Kaffeehaus erinnerte später an dieses Ereignis. Im auslaufenden 18. Jahrhundert wurde es von Anton Illaire betrieben. In der Inneneinrichtung stachen vor allem die Marmor-Wände und die kostbaren Spiegel hervor. Das Café zum Weißen Ochsen war eines der bestbesuchten der Zeit. Die Gäste waren verschiedensten Nationalitäten und Ständen zuzuordnen, unter anderem hielten sich Studenten gerne im Kaffeehaus auf. Aufgrund der enormen Sprachenvielfalt der Gäste wurden Zeitungen aller möglichen Sprachen und Länder aufgelegt. Auch das Billardspiel wurde im Café betrieben, wobei vor allem professionelle Spieler mit hohen Einsätzen spielten und die Zuschauer Wetten auf sie abschließen konnten, so ein Reisebericht des Deutschen Johann Baptist Fuchs.[1]
Seit 1788 war das Café im Besitz der Johanna und des Andreas Losert und blieb bis in die 20er Jahre des 19. Jahrhunderts in Familienbesitz. 1823 übersiedelte das Café in das neu erbaute "Sinaische Haus", oder Drachenhaus genannt, am Fleischmarkt 22, während das alte Lokal von Katharina Eckmayer bezogen wurde. 1827 ging das Café Zum weißen Ochsen in den Besitz eines Herrn Kappelmayer über. Schon im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert erhielt es große Bekanntheit unter dem Namen "Griechisches Kaffeehaus". Griechen und Türken machten einen großen Teil der Kundschaft aus, die teilweise Brett- oder Kartenspiele aus ihrer Heimat in das Kaffeehaus einführten. Generell galt das Café zum Weißen Ochsen als beliebter Treffpunkt für Spieler, die verschiedenen Spielen, wie Schach, Domino, russisches Billard u.a. nachgingen. Während der Kammerhandel bereits 1863 gelöscht worden war, wurde das Kaffeehaus offiziell erst nach dem Ersten Weltkrieg, im Jahr 1921, geschlossen.
Literatur
- Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 60-62
- Das Wiener Kaffeehaus. Von den Anfängen bis zur Zwischenkriegszeit (Katalog zur 66. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien), Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1980, S. 65
Einzelnachweise
- ↑ Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 60