Clemens Pirquet

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Clemens Pirquet, um 1920
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Pirquet, Clemens von
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Pirquet von Cesenatico, Clemens; Pirquet von Cesenatico, Clemens Peter; Pirquet von Cesenatico, Klemens Freiherr von
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr.med, Univ.Prof., Freiherr
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  15413
GNDGemeindsame Normdatei 117689238
Wikidata Q78562
GeburtsdatumDatum der Geburt 12. Mai 1874
GeburtsortOrt der Geburt Hirschstetten
SterbedatumSterbedatum 28. Februar 1929
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Arzt, Kinderarzt
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 1.10.2024 durch WIEN1.lanm09ua2
BestattungsdatumDatum der Bestattung  5. März 1929
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32C, Nummer 9
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  Ehrengrab
BildnameName des Bildes Clemens Pirquet 01.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Clemens Pirquet, um 1920
  • 9., Alser Straße 21 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Spitalkomplex Lazarettgasse 14: Im rechten Bauteil befand sich die Kinderklink von Pirquet.
Freiherrliches Wappen, verliehen 1816 an Peter Freiherr Pirquet von Cesenatico, das die Familie Pirquet-Cesenatico bis 1919 führen durfte

Clemens Pirquet Freiherr von Cesenatico, * 12. Mai 1874 Hirschstetten bei Wien (heute 22. Bezirk), † 28. Februar 1929, Pädiater.

Biografie

Clemens Pirquet war der Sohn des Reichsratsabgeordneten Peter Freiherr von Pirquet und dessen Gattin Flora Freiin von Arnstein-Pereira. Er besuchte zunächst das Schottengymnasium, wechselte später aber zu den Jesuiten nach Kalksburg und maturierte 1892 am Theresianum in Wien. 1892/1893 studierte er katholische Theologie in Innsbruck, 1893/1894 Philosophie in Löwen, ab 1894 Medizin an den Universitäten Wien, Königsberg und Graz. Am 3. Mai 1900 promovierte er zum Doktor der Medizin.

Im Jahr 1901 arbeitete der junge Arzt als Volontär am St.-Anna-Kinderspital in Wien, 1902/1903 als Sekundararzt und von 1903 bis 1908 als Assistenzarzt am Kinderspital unter Theodor Escherich. 1908 habilitierte er sich für Pädiatrie an der Universität Wien. Er übernahm 1909 den pädiatrischen Lehrstuhl an der Johns Hopkins University in Baltimore, kam 1910 als ordentlicher Professor für Kinderheilkunde an die Universität Breslau und war ab 1911 in der Nachfolge Escherichs Vorstand der Universitäts-Kinderklinik in Wien.

Neben seiner Lehrtätigkeit schrieb er zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten, darunter "Die Serumkrankheit" (1905), "Vakzination" (1907) und "Vakzinale Allergie" (1907; er prägte den Begriff "Allergie" überhaupt). Weiters verfasste er "Allergie" (1910), "Kutane Tuberkulinreaktion" (1908) und "Das Bild der Masern auf der äußeren Haut" (1913).

Pirquet zählt zu den bahnbrechenden Befürwortern der modernen Ernährung ("System der Ernährung", 1917–1920) und erforschte viele Kinderkrankheiten. Er war Mitglied des Obersten Sanitätsrats für Österreich, Gründer der Österreichischen Gesellschaft für Volksgesundheit, Präsident der Wiener Gesellschaft für Kinderheilkunde und Vorsitzender des Völkerbundkomitees für Säuglingsfürsorge in Genf. Nach dem Ersten Weltkrieg organisierte Clemens Pirquet mit amerikanischen Freunden und Kollegen ein großangelegtes Kinderhilfswerk in Österreich, welches unzählige Kinder vor den dramatischen Folgen der Unterernährung rettete.

So erfolgreich sein Wirken als Mediziner war, so schwierig gestaltete sich das Privatleben des Arztes. Die Familie erwies sich gegenüber Pirquets Frau Maria von Husen, die er 1904 geheiratet hatte, als extrem abweisend, sie wurde psychisch krank und medikamentenabhängig. Unüberwindliche private Schwierigkeiten sowie ein belastender Gerichtsprozess, den Pirquet gegen seine Geschwister führte, dürften das Motiv für den Doppelselbstmord des Paares im Frühjahr 1929 gewesen sein.

Pirquet wurden zahlreiche posthume Ehrungen zuteil: Die Österreichische Gesellschaft für Allergologie und Immunologie vergibt an ausgezeichnete Medizinerinnen und Mediziner die Clemens-von-Pirquet-Medaille, die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde den Clemens-von-Pirquet-Preis. 2016 wurde eine Volksschule im 22. Wiener Gemeindebezirk als Pirquetschule eröffnet. Nach dem Kinderarzt benannte man im 22. Bezirk die Pirquetgasse und im 16. Bezirk den Pirquethof, auch zwei Pirquetdenkmäler wurden zu seinen Ehren errichtet. Das Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof wurde 1930 vom Bildhauer Josef Müllner geschaffen.

Quellen

Literatur

  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992
  • Hans Havelka: Der Wiener Zentralfriedhof. Wien: Jugend und Volk 1989
  • Paul Krepler: Das Kind und sein Arzt. 150 Jahre St. Anna Kinderspital. Wien: Facultas Verl. 1988, S. 87 f.
  • Helmut Wyklicky: Pirquet und die Wiener Kinderheilkunde. Hinweise zu seiner Antrittsvorlesung. In: Der Kinderarzt 18, 1987, Nr. 5, S. 710–714
  • Helmut Wyklicky: Gedanken zur Geschichte der Allergie. In memoriam Clemens von Pirquet. In: Wiener medizinische Wochenschrift 130, 1980, S. 123 ff.
  • Richard Wagner: Clemens von Pirquet. His life and his work. Baltimore: Md.: Johns Hopkins Press 1968
  • Isidor Fischer [Hg.]: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 2: Kon–Zweig. Nachträge und Berichtigungen. München: Urban & Schwarzenberg 1963
  • Erna Lesky: Clemens von Pirquet. In: Intermedica 1 (1963), S. 22–25
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 109
  • Fritz Knoll: Österreichische Naturforscher, Ärzte und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1957, S. 113 ff.
  • Clemens Freiherr von Pirquet. In: Oesterreichischer Wappenkalender 1957. Wappen bedeutender Österreicher. Hg. v. d. Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft "Adler" in Wien. Wien: [u. a.]: Fromme, S. 26f.
  • Erna Lesky: Clemens von Pirquet. In: Wiener klinische Wochenschrift 35/36 (1955), S. 638–639
  • Leopold Schönbauer: Das medizinische Wien. Geschichte, Werden, Würdigung. Wien: Urban & Schwarzenberg 1947, S. 359 ff.
  • Hugo Glaser: Wiens große Ärzte. Wien: Wiener Volksbuchverlag 1947, S. 207 ff.
  • Neue österreichische Biographie. 1815–1918. Band 8. Wien [u. a.]: Amalthea-Verlag 1923–1935, 1935
  • Die Feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1929/30. Wien: Selbstverlag der Universität 1929, S. 25 ff.
  • Münchener medizinische Wochenschrift. Organ für amtliche und praktische Ärzte 76, 1929, S. 581 ff.
  • Professor Dr. Clemens Pirquet †. In: Wiener medizinische Wochenschrift 10 (1929), S. 331–332,
  • Clemens Pirquet †. In: Wiener klinische Wochenschrift 10 (1929), S. 311–312


Clemens Pirquet im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks