DENK-Mal Marpe Lanefesch
48° 13' 4.00" N, 16° 21' 14.00" E zur Karte im Wien Kulturgut
Am 20. Oktober 2005 wurde das ehemalige jüdische Bethaus auf dem Areal des Campus der Universität Wien als begehbares Denkmal wiedereröffnet. Das Bethaus, das 1938 von Nationalsozialisten geschändet und nach dem Krieg bis ins Jahr 2000 als Transformatorstation genutzt wurde, ging mit der Übergabe des Alten AKH der Stadt Wien in den Besitz der Universität Wien über. Das Rektorat der Universität Wien beauftragte die Künstlerin Minna Antova mit der Umgestaltung des Bethauses.
Das Bethaus wurde soweit als möglich in der ursprünglichen Form wiederhergestellt. Vor Ort zu finden ist ein in den Boden eingelassener Text, der über die Geschichte des Gebäudes informiert (hebräisch, deutsch, englisch, zum Teil Blindenschrift). Der Text ist außerdem auf einer Metallplatte zu finden.
Die Inschrift lautet:
"1903 Der Betpavillon für die Kranken jüdischen Glaubens im Wiener
Allgemeinen Krankenhaus wird mit Spendengeldern der Israelitischen
Kultusgemeinde nach den Plänen von Max Fleischer (1841-1905) errichtet.
In der historischen Architektur der österreichisch-ungarischen
Monarchie tritt Fleischer besonders mit dem Einsetzen der Neugotik für
Synagogenbauten hervor, die Ausdruck seiner Überzeugung von der
Gleichwertigkeit der kultischen Bauten verschiedener Konfessionen sind.
Von den im Habsburgerreich nach Plänen Fleischers errichteten
Synagogenbauten existiert keiner mehr.
1938 In dem Novemberpogrom wird das Bethaus von den
Nationalsozialisten geschändet.
1953 Der Bau wird in einen Transformatorraum umgebaut.
Dabei werden die Dachkonstruktion, der Eingangs- sowie der
Torahschreinvorbau zerstört.
1999-2002 Die Universität Wien als neue Eigentümerin veranlasst einen
intensiven Diskurs und die Neugestaltung der erhalten gebliebenen Reste
des Gebäudes als Denk-Mal Marpe Lanefesh/Heilung für die Seele.
2005 Eröffnung"
Der Boden des Bethauses ist transparent und legt mehrere Zeitschichten frei: Die Planzeichnung des Bethauses, ein Schreiben der GESTAPO aus 1938 sowie eine Planzeichnung des Transformatorraums. Glaselemente repräsentieren das zerstörte Dach, den zerstörten Vorbau sowie die zerstörte Thora-Nische. An der Wand finden sich Freskomalereien.
Seit 2009 wird im DENK-MAL Marpe Lanefesch das "Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938" aufbewahrt.
Die Namensgebung erfolgte in Zusammenarbeit mit der Israelitischen Kultusgemeinde. "Marpe Lanefesch" bedeutet auf Hebräisch "Heilung für die Seele".
Literatur
- DENK-MAL Marpe Lanefesch, ehemaliges jüdisches Bethaus [Stand: 01.08.2017]
- Denk-Mal Marpe Lanefesch (Datenbankeintrag) [Stand: 01.08.2017]
- Johann Werfring: Transparentes Erinnern. In: Wiener Zeitung, 03.04.2014 [Stand: 01.08.2017]