Del-Ka
48° 11' 57.72" N, 16° 21' 17.05" E zur Karte im Wien Kulturgut
Gründungsphase
Das Schuhwarenhaus Del-Ka (aus Dora und Ella Klausner) wurde 1907 von den Brüdern Ludwig (Geschäftsführer) und Julius Klausner (Kaufmann in Berlin) als G.m.b.H. mit der Geschäftsadresse 4, Rainerplatz 3 gegründet. Geworben wurde mit einem Angebot an Schuhen zu Einheitspreisen von 12,50 und 16,50 Kronen. 1910 eröffnete ein zweites Geschäft in 1, Rotenturmstraße 12. Im Jahr darauf kam eine Filiale in 9, Alser Straße 9 hinzu, Zentrale und Versand wurden nach 6, Mariahilfer Straße 47 verlegt. Bis zum Ersten Weltkrieg wurde das Filialnetz um vier weitere Standorte ausgebaut: 10, Keplerplatz 15, 9, Nußdorfer Straße 14, 2, Taborstraße 21 und 7, Neubaugasse 28. 1915 existierten Filialen in Budapest, Triest, Bielitz (Bielsko) und Czernowitz. Durch Beteiligung an Schuhfabriken, beispielsweise der Goldschmied & Schanzer Goodyear-Schuhfabrik G.m.b.H., wurde schon während des Krieges die Schuhproduktion in die Geschäftstätigkeit integriert. 1922 erfolgte die Gründung der “Del-Ka Schuhindustrie- und Handels-Aktiengesellschaft“, die unter Beteiligung der Anglo-Austrian Bank Ltd. die Schuhwarenhaus GmbH übernahm. Dem Verwaltungsrat gehörte u. a. der Finanzfachmann und Berater Ignaz Seipels Gottfried Kunwald an. Das Aktienkapital betrug nach der Schillingeinführung 960.000 S.
Zwischenkriegs- und NS-Zeit
In den 1920er Jahren besaß die Firma Filialen in Linz, Salzburg, Graz, Klagenfurt, Wr. Neustadt, St. Pölten, Agram, Bielitz, Budapest, Czernowitz, Krakau, Lemberg, Triest. Die Firma betrieb Schuherzeugung, -handel und -reparatur. Del-Ka zählte neben der Aeterna Schuhfabriks-A.-G. zu den größten Unternehmen der österreichischen Schuhbranche und war nach Humanic der zweitgrößte “Filialkonzern“ im Schuhhandel. Als Tochterunternehmen gehörte ihr die Schuhvertriebsfirma Alfaco AG. Die Mehrheit des Aktienkapitals befand sich im Besitz der Familie Klausner bzw. von Unternehmen, an denen diese mitbeteiligt war, so an der Hausschuhfabrik KG Alfred Friedmann (14, Pfeiffergasse 3) und der Aeterna, dem zweitgrößten Schuhproduzenten des Landes. Del-Ka wurde unmittelbar nach dem “Anschluss“ “arisiert“, die Aktien kamen 1940 in den Besitz der Creditanstalt-Bankverein (Institut). Del-Ka und Aeterna wurden zusammengelegt.[1] Die Restitutionsverhandlungen endeten 1948 mit einem Vergleich zwischen der Creditanstalt und dem in New York lebenden Vorbesitzer Ludwig Klausner, der in den Verhandlungen auch die Ansprüche der übrigen durch "Arisierung" geschädigten Aktienbesitzer vertrat.[2]
Firmensitz: Wien-Graz-Wien
In der Nachkriegszeit wurde das Filialnetz stark ausgebaut und das Unternehmen hatte auch an ausländischen Unternehmen Anteile. Im Jahr 1957 betrug das Filialnetz bereits 63 Geschäfte. 1975 bis 1978 stieg die deutsche Bahner-Gruppe ("HAKO") als Mehrheitsaktionär ein. Im Jahr 1978 kaufte das Unternehmen Stiefelkönig alle Aktien der Gesellschaft. Der Sitz wurde im Jahr 1988 von Wien nach Graz verlegt. 2001 wurden die beiden Unternehmen zusammengelegt, Delka blieb aber eine eigene Vertriebslinie des Konzerns. 2003 ging Delka mit der gesamten Stiefelkönig-Gruppe in das Eigentum der BAWAG über. Im Jahr 2011 trennte sich die BAWAG von ihren Anteilen; neuer Eigentümer wurde die deutsche Salamander Austria. So kam das Unternehmen wieder nach Wien.[3] Hier bestehen 13 Filialen (Stand 2015).[4]
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B78/1: C 1/125: "Del-Ka" Schuhwarenhaus Gesellschaft mit beschränkter Haftung; "Del-Ka" Schuhwarenhaus Gesellschaft m.b.H.
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B77/12: B 12/156: Del-Ka Schuhindustrie- und Handels-Aktiengesellschaft
Literatur
- Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungsanzeiger (mehrere Jahrgänge)
- Industrie-Compass und Compass, Finanzielles Jahrbuch (mehrere Jahrgänge)
- Ulrike Felber, Arisierung und Liquidierung von Betrieben der österreichischen Schuhindustrie, in: Ökonomie der Arisierung, Teil 2: Wirtschaftssektoren, Branchen, Falldarstellungen, Oldenbourg: Wien-München 2004, S. 104-210.
- Delka Unternehmensgeschichte, http://www.delka.at/geschichte.html (03.08.2016)
- http://wirtschaftsblatt.at/Suche Delka (03.08.2016)
Einzelnachweise
- ↑ Ulrike Felber, Arisierung und Liquidierung von Betrieben der österreichischen Schuhindustrie, in: Ökonomie der Arisierung, Teil 2: Wirtschaftssektoren, Branchen, Falldarstellungen, Oldenbourg: Wien-München 2004, S. 122-131.
- ↑ Felber, Arisierung, S. 169-172.
- ↑ Delka Unternehmensgeschichte, http://www.delka.at/geschichte.html (03.08.2016)
- ↑ http://wirtschaftsblatt.at/Suche Delka (03.08.2016)