BAWAG

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Die BAWAG, die 1922 als Arbeiterbank gegründet wurde.
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Firma
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1922
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Benannt nach
Prominente Personen Karl Renner (Politiker)
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  4950
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata Q379938
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 24.08.2023 durch WIEN1.lanm08jan
BildnameName des Bildes Arbeiterbank1.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Die BAWAG, die 1922 als Arbeiterbank gegründet wurde.
  • 1., Seitzergasse 2-4
  • 1., Tuchlauben 5

Frühere Adressierung
  • Bank für Arbeit und Wirtschaft (BAWAG) (1963)

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48° 12' 35.74" N, 16° 22' 9.34" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Gebäude

Sitz der 1922 gegründeten Arbeiterbank war das Gebäude des Zentralverbands des Konsumvereins (2, Praterstraße 8). Das Haus wurde 1945 durch Bomben zerstört. Die Zentrale befand sich ab 1930 in 1, Seitzergasse 2-4 und wurde 1986 um den restaurierten und revitalisierten Hochholzerhof (1, Tuchlauben 5) erweitert. Ende 2008 übersiedelte die BAWAG (inzwischen 2005 zu BAWAG P.S.K. fusioniert) in das Hauptgebäude der P.S.K. (vormals Österreichische Postsparkasse) am Georg-Coch-Platz. Dieses Gebäude wurde 2013 an die Signa Holding verkauft. Seit Ende 2018 hat die Bank ihren Hauptsitz in einem neuen Hauptgebäude ("ICON") in der Nähe des Wiener Hauptbahnhofs.

Institut

Arbeiterbank

Die Arbeiterbewegung bemühte sich von Anfang an um Selbsthilfe. Die Schaffung von Konsumgenossenschaften, die Gründung von Gewerkschaften und die Einrichtung von Hilfskassen verschiedener Art (für Kranke, Arbeitslose und so weiter) im Rahmen derselben sind einige wesentliche Beispiele. Um die Mittel wirksamer einsetzen beziehungsweise die Kapitalreserven besser verzinsen zu können, wurde über Initiative von Dr. Karl Renner 1912 ein "Kreditverband österreichischer Arbeitervereinigungen" gegründet, der jedoch nach dem Ersten Weltkrieg infolge der Inflation in eine schwierige Lage geriet. Deshalb wurde der Kreditverband 1922, wiederum auf Initiative Renners, in die "Arbeiterbank AG" umgewandelt. Damit war die Finanzkraft der sozialdemokratisch orientierten Gewerkschaften und der Konsumgenossenschaften in einem Bankinstitut zusammengefasst. Renner wurde erster Obmann. Die Arbeiterbank entwickelte sich zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor Wiens; zu den Pionierleistungen gehörte die Exportfinanzierung. Die Arbeiterbank wurde 1934 liquidiert und enteignet. Die Wiedergründung der Arbeiterbank erfolgte 1947; rasch nahm sie eine sehr positive Entwicklung und expandierte beträchtlich.

BAWAG

Die heutige BAWAG.

1963 wurde die Umbenennung in "Bank für Arbeit und Wirtschaft" (BAWAG) vorgenommen, wobei die Aktien zu 70% vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) und zu 30% von den Konsumgenossenschaft gehalten wurden. Nach der Insolvenz des Konsums fiel auch dieser Anteil nach einer kurzfristigen Beteiligung der Bayerischen Landesbank an den ÖGB. Die BAWAG verstand sich unter dem langjährigen Generaldirektor Walter Flöttl (1981-1995) als Bank des "kleinen Mannes" und konzentrierte sich auf das Spareinlagengeschäft und den Kontakt mit den Betriebsräten (Vergabe von Betriebsratskrediten). Zugleich betreute sie zahlreiche Sparvereine und Betriebssparvereine.[1] Zwischen 1979 und 1982 erweiterte sie ihr Filialnetz von 26 auf 126 Standorte.


BAWAG P.S.K.

Zwischen den Jahren 2000 und 2003 kaufte die BAWAG von der ÖIAG in zwei Schritten 100% der Anteile an der Österreichischen Postsparkasse (P.S.K.) und fusionierte 2005 beide Institute zur BAWAG P.S.K. In den Postfilialen wurden nun auch Finanzdienstleistungen der BAWAG angeboten. In den folgenden Jahren wurden fast 500 gemeinsame Standorte geschaffen, in denen Bank- und Postdienstleistungen gemeinsam angeboten wurden. Die alte BAWAG wurde in eine Finanzholding (Anteilsverwaltung der BAWAG P.S.K. – AVB) umfirmiert, in der der ÖGB seine Anteile hielt. Dabei kam es zu einer seitens des ÖGB umstrittenen Transaktion zwischen dieser Holding und der neuen BAWAG, die zu einer Schuld des ÖGB in Höhe von 1,5 Milliarden Euro bei der Holding führte.

BAWAG P.S.K. Verkauf

Im Jahr 1999 wurde die BAWAG Kooperationspartner des US-Finanzhauses Refco Group Ltd. und arbeitete auch noch nach dem Verkauf der Beteiligung 2004 weiter mit der Refco zusammen. Kurz bevor dieses Institut Ende 2005 insolvent wurde, hatte es von der BAWAG noch ein Darlehen in Höhe von 350 Millionen Euro erhalten. Kurz danach deckte die Finanzmarktaufsicht die sogenannten "Karibik-Geschäfte" der BAWAG auf, die zu einem nicht restlos geklärten Verlust von einer Milliarde Euro geführt haben sollen. Da dafür von den Organen nicht gedeckte Garantieerklärungen des ÖGB vorlagen, kam es zu zahlreichen Rücktritten, u.a. des ÖGB Präsidenten Fritz Verzetnitsch und des BAWAG Aufsichtsratsvorsitzenden Günter Weninger.[2]

Der ÖGB beschloss daraufhin seinen Totalrückzug aus der BAWAG P.S.K. Nach einem von der Investmentbank Morgan Stanley durchgeführten Bieterverfahren ging der Zuschlag noch im Jahr 2006 an ein unter der Federführung des US Private Equity Fonds Cerberus stehendes Konsortium, das sich zur Sanierung des Instituts bereit erklärte. Mit dem Verkaufserlös wurden u.a. die Schulden des ÖGB getilgt. Das Closing des Verkaufs erfolgte im Mai 2007.

2008 wurden nach einem rund einjährigen Prozess alle neun Angeklagten des Finanzdebakels schuldig gesprochen und erhielten teilweise unbedingte Haftstrafen, darunter auch der Hauptangeklagte, der ehemalige Generaldirektor Helmut Elsner. Laut Anklageschrift wurden ihm und einigen Vorstandskollegen im Zusammenhang mit den "Karibik-Geschäften" Investments mit dem Bankmanager Wolfgang Flöttl ohne ausreichende Sicherheiten und Abfederungsmaßnahmen vorgeworfen. Der Oberste Gerichtshof hob später einige Strafen auf und verwies die Urteile an das Erstgericht.

Neustrukturierung der Bank

Nach Übernahme durch den US Fonds Cerberus wurden die Auslandsbeteiligungen der BAWAG P.S.K. schrittweise verkauft. Im Oktober 2007 wurde die neue Marke der BAWAG P.S.K. in Form einer Ein-Marken-Strategie mit einheitlichem Logo vorgestellt. Im Zuge der globalen Finanzkrise erhielt die Bank 2009 von der Republik Österreich Partizipationskapital in Höhe von 550 Millionen Euro, das sie bis 2014 verzinst und vollständig zurückbezahlte. 2012 wurde ein weiterer US Investor, GoldenTree Asset Management LP, Minderheitsaktionär. 2017 erfolgte Gang an die Wiener Börse, wobei es sich um den größten Börsengang in der Geschichte Österreichs handelte. Die Aktien werden auf dem Prime Market gehandelt.

Die BAWAG P.S.K. sieht sich laut ihrer Homepage "mit mehr als 2,5 Mio. Privat- und Firmenkunden als eine der größten, ertragsstärksten und am besten kapitalisierten Banken in Österreich." Sie verfolgt laut Homepage "ein einfaches und transparentes Geschäftsmodell, das auf niedriges Risiko, hohe Effizienz sowie regional auf Österreich und andere westeuropäische Staaten ausgerichtet ist." Sie führt die easybank als Direktbank und ist im Leasinggeschäft und im Kreditkartengeschäft tätig. 2008 wurde die Sparda-Bank und 2013 die Österreichische Verkehrskreditbank auf die BAWAG P.S.K. verschmolzen.

Quellen

Literatur

  • Erwin J. Frasl: BAWAG – Von der Arbeiterbank zu Cerberus. In: Erwin J. Frasl, René Alfons Haiden, Josef Taus: Österreichs Kreditwirtschaft. Wien/Graz: Neuer wissenschaftlicher Verlag 2007, S. 47-55
  • Josef Hindels: Der lange Weg: Von der "Arbeiterbank" zur "Bank für Arbeit und Wirtschaft", 1973
  • Johann Mahler: Von der Arbeiterbank zur BAWAG, 1974.
  • Eduard Meze: Das Ende der Arbeiterbank. Diplomarbeit. Innsbruck 2007
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 81

Einzelnachweise

  1. Erwin J. Frasl: BAWAG – Von der Arbeiterbank zu Cerberus. In: Erwin J. Frasl, René Alfons Haiden, Josef Taus: Österreichs Kreditwirtschaft. Wien/Graz: Neuer wissenschaftlicher Verlag 2007, S. 49.
  2. Erwin J. Frasl: BAWAG – Von der Arbeiterbank zu Cerberus. In: Erwin J. Frasl, René Alfons Haiden, Josef Taus: Österreichs Kreditwirtschaft. Wien/Graz: Neuer wissenschaftlicher Verlag 2007, S. 52.