Eduard Göth
Eduard Göth, * 3. Februar 1898 Wien, † 13. März 1944 Wien, Lehrer und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Biographie
Der in der Hinterbrühl in Niederösterreich lebende Oberlehrer Eduard Göth gehörte der Widerstandsorganisation der Revolutionären Sozialisten an. Diese Gruppe agierte unter der Leitung des Hauptschullehrers Johann Otto Haas in Wien, Salzburg, Tirol und im Süden Deutschlands. Zur Tarnung übernahm Göth die Funktion eines Ortswalters der DAF (Deutschen Arbeitsfront) in seiner Heimatgemeinde.
Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit als Widerstandskämpfer lag weit entfernt in Floridsdorf und in Wiener Neustadt, wo er Berichte über die Rüstungszentren verfasste. Göth wurde verraten und am 7. August 1942 verhaftet. Die Haft verbrachte er in Wien, zuerst im Gestapo-Hauptquartier am Morzinplatz, anschließend im Gefängnis des ehemaligen Bezirksgerichts Margareten (später Justizanstalt Mittersteig). Er wurde am 15. Dezember 1943 vom 1. Senat des Volksgerichtshofs unter Vorsitz von Roland Freisler wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zum Tod durch das Fallbeil verurteilt. Am 13. März 1944 wurde Göth im Landesgericht Wien hingerichtet.
Eduard Göth wurde in der Schachtgräberanlage der Gruppe 40 des Wiener Zentralfriedhofes bestattet, in Reihe 22, Grab 47. Die Gräberanlage ist heute als Ehrenhain den hingerichteten Widerstandskämpfern gewidmet.
Denunziant freigesprochen
Am 20. Dezember 1945 begannen beim Volksgericht Wien gerichtliche Voruntersuchungen gegen Karl Slanina. Das Volksgericht war zur Verfolgung der Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten und deren Verbrechen im Landesgericht für Strafsachen eingerichtet worden. Karl Slanina war Angestellter der Gemeinde Wien und Nachfolger Göths als Ortswalter bei der Deutschen Arbeitsfront in der Hinterbrühl. Er wurde wegen Denunziation von Eduard Göth nach § 7 des Kriegsverbrechergesetzes vor dem Volksgericht angeklagt. Slanina konnte nichts Konkretes nachgewiesen werden. Er wurde 1946 freigesprochen.
"Mein kleiner Erwin, mein liebes Kind!"
Slaninas Verfahrensakt ist wegen der beiliegenden Beweisstücke von höchstem historischen Wert. Der Akt enthält einige Briefe, die Eduard Göth seiner Familie zukommen lassen konnte. Durch Bestechung eines Aufsehers mit teuer erstandener Butter sowie Eiern wurden die Briefe aus dem Gefängnis am Mittersteig hinausgeschmuggelt. Göth schildert in den Briefen sehr persönlich seine Situation. Sie war geprägt von "geistiger Einsamkeit, Hunger, Kälte und Schmutz" und von der Sorge um seine Familie.
Er setzte sich auch mit der Frage des eingegangenen Risikos auseinander: "Ihr werdet mich nicht ganz verstehen. Ihr werdet denken, daß ich in der Freiheit meine Familie vergessen hätte. Nein! Ich habe Euch über alles geliebt. Ihr ward fast mein ganzer Lebensinhalt. Doch meine Kampfnatur ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Wenn tausende in den Kerkern schmachten - wenn durch den Krieg ein Massenmord an Millionen vollbracht wurde - da konnte ich nicht teilnahmslos bleiben."
Göth selbst konnte nicht in Erfahrung bringen, wieso er verhaftet wurde und wer ihn verraten hatte. Aus einem der Briefe ist ersichtlich, dass er seine Lage als hoffnungslos einschätzte. Bald erfuhr er von den belastenden Aussagen des ebenfalls verhafteten Johann Otto Haas. Dieser war vermutlich ebenso wie Göth im Keller der Gestapo gefesselt misshandelt worden: "Seid nicht rachsüchtig - aber seid auch nicht milde, denn jene, die uns gequält haben, waren keine Menschen", schreibt er diesbezüglich nach draußen.