Elfriede von Dassanowsky
Elfriede (Elfi) von Dassanowsky, * 2. Februar 1924 Wien, † 2. Oktober 2007 Los Angeles, Sängerin, Musikerin, Filmproduzentin.
Biografie
Als Tochter des Beamten Franz Leopold von Dassanowsky und dessen Ehefrau Anna, geborene Grünwald, wurde Elfriede von Dassanowsky in eine alte österreichische Adelsfamilie geboren. 15-jährig nahm sie Unterricht an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien bei Emil von Sauer (Klavier), Paula Mark-Neusser (Gesang) sowie Eduard Volters und Wilhelm Heim (Schauspiel). Sie zählt damit zu den jüngsten dort jemals zugelassenen Studierenden. 1941/42, noch vor Abschluss ihrer Studien, erteilte sie Curd Jürgens im Auftrag des Regisseurs Karl Hartl Klavierunterricht. Obwohl es sie zum Film zog, lehnte sie 1944 einen Starvertrag der UFA Berlin ab. Als überzeugte Österreicherin weigerte sie sich, nationalsozialistischen Organisationen beizutreten, was ihr eine zweijährige Zwangsarbeit in einer Zigarettenfabrik eintrug. Ihre Mutter konnte allerdings erreichen, dass sie den Arbeitsdienst in einem Hospital versehen durfte.
Ihr Bühnendebüt 1946 als Susanna in "Figaros Hochzeit" am Stadttheater St. Pölten war der Auftakt für eine erfolgreiche Bühnenkarriere mit Auftritten unter anderem in Wien und Hamburg. Ihr großer Stimmumfang erlaubte Elfriede von Dassanowsky die Ausführung von Sopran- und Mezzopartien. Ihr Repertoire umfasste unter anderem die Agathe im "Freischütz", die beiden Titelpartien in "Hänsel und Gretel", die Inez und die Azucena in "Il Trovatore", die Lola in "Cavalleria rusticana", die Mimì in "La Bohème", die Titelpartie in "Carmen" sowie zahlreiche Operettenrollen, darunter den Prinz Orlofsky in der "Fledermaus". An der Eröffnung mehrerer Wiener Musiktheaterbühnen beteiligt, war sie von 1948 bis 1953 Star in zahlreichen Operettenrevuen. Auch trat sie als Kabarettistin und Pianistin auf und wirkte als Konzert- und Liedersängerin in Österreich und Deutschland. Zudem lehrte sie an ihrer einstigen Ausbildungsstätte, der Akademie für Musik und darstellende Kunst, und arbeitete als Schauspielerin. Von den alliierten Oberkommissaren in Wien wurde sie als Repräsentantin der Wiener Musikkultur im Rahmen von Soloaufführungen ausgewählt und war Ansagerin für Allied Forces Broadcasting und BBC.
Ebenfalls bereits 1946, im Jahr ihres Bühnendebüts, gründete die 22-Jährige gemeinsam mit den Regisseuren Emmerich Hanus und August Diglas die Filmproduktionsfirma Belvedere-Film und trug als Produzentin dazu bei, das österreichische Filmschaffen nach dem Krieg wiederzubeleben und in Europa bekannt zu machen. Stars wie Nadja Tiller und Oskar Werner hatten bei der Belvedere-Film ihre ersten Rollen. Nachdem die Belvedere-Film 1951 schließen musste, wurde Dassanowsky Verwalterin und Casting-Direktrice bei Phoebus International Film in Hamburg.
Mitte der 1950er Jahre heiratete Dassanowsky in Kanada den gebürtigen Ungarn Laszlo de Csonka. Bald darauf übersiedelte sie in die USA und ließ sich 1962 in Los Angeles dauerhaft nieder. Ihre Pläne, als Produzentin in Hollywood zu arbeiten, scheiterten. Stattdessen arbeitete sie 15 Jahre lang als Stimmtrainerin für verschiedene Hollywood-Größen sowie als Klavierlehrerin. Zudem machte sie sich durch den Import österreichischer Büromaschinen als Geschäftsfrau einen Namen. Von Bedeutung war auch ihre Tätigkeit auf dem Gebiet des Kulturaustauschs zwischen den USA und Österreich. 1999 gründete sie gemeinsam mit ihrem Sohn Robert Dassanowsky (* 1960) die Belvedere-Film mit Sitz in Los Angeles und Wien neu und arbeitete bis zu ihrem Tod als deren Koproduzentin.
Elfriede von Dassanowsky wurde 2000 als erste Österreicherin mit dem "Living Legacy Award" des amerikanischen Women's International Center (WIC) ausgezeichnet. 2009 rief Robert Dassanowsky die Elfriede-von-Dassanowsky-Stiftung (The Elfi von Dassanowsky Foundation and Fund) ins Leben, die jährlich einen Preis für Filmemacherinnen verleiht. Die International Astronomers Union (IAU) benannte 2014 einen Asteroiden nach der Sängerin (4495 Dassanowsky). Eine Gedenktafel, der Elfi-Dassanowsky-Hof und der Elfi-Dassanowsky-Park erinnern in Wien an die vielseitige und vielfach geehrte Künstlerin.
Eine Autobiografie mit dem Titel "Elfi, oder die Puppe unter dem Tisch. Skizzen einer Autobiographie" blieb unvollendet.
Quellen
Literatur
- Christine Dobretsberger: In Eigenregie. Zum 100. Geburtstag von Elfi Dassanowsky. In: Wien Museum Magazin, 30.01.2024
- Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 557 f.
- Elfriede von Dassanowsky 1924-2007. In: Der Standard, 09.10.2007 [Stand: 05.06.2023]
- US-"Living Legacy Award" für Filmpionierin Elfi von Dassanowsky. In: Der Standard, 12.03.2000 [Stand: 05.06.2023]
- Österreichisches Musiklexikon online: Dassanowsky, Elfi von [Stand: 02.06.2023]
- Fembio: Elfi von Dassanowsky [Stand: 02.06.2023]
- The Elfi Dassanowsky Foundation [Stand: 02.06.2023]