Elisabeth Freundlich
Elisabeth Freundlich, * 21. Juli 1906 Wien, † 25. Jänner 2001 Wien, Schriftstellerin, Journalistin.
Biografie
Elisabeth Freundlich wurde in eine großbürgerliche jüdische Familie geboren. Ihr Vater war der Rechtsanwalt Jacques (Jakob) Freundlich, ein Mitbegründer und späterer Präsident der Arbeiter-Zentralbank. Schon während ihres Studiums der Germanistik, Romanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien arbeitete sie als Dramaturgin und Regisseurin für das Neue Wiener Schauspielhaus, wobei sie das Pseudonym Elisabeth Lanzer benützte – Lanzer war der Mädchenname ihrer Mutter Olga. 1931 promovierte Elisabeth Freundlich mit der Dissertation "Clemens Brentano und die Bühne".
1932/1933 arbeitete sie für die Zeitschrift "Die Wiener Weltbühne". Damals schrieb sie auch an ihrem ersten – verschollenen – Roman. Wiederholt reiste sie nach Paris, wo sie Lehrveranstaltungen an der Sorbonne besuchte und sich später auch in Hilfskomitees für die spanische Republik engagierte.
Im März 1938 gelang ihr mit ihren Eltern die Flucht über Zürich nach Paris, wo sie Sekretärin der von ihr mitbegründeten Vereinigung österreichischer Schriftsteller und Künstler, der "Liga für das geistige Österreich", wurde. Daneben arbeitete sie journalistisch für Zeitschriften und das deutschsprachige Programm des französischen Rundfunks.
1940 gelangte es Elisabeth Freundlich, über Südfrankreich und Spanien schließlich in die USA zu gelangen. Hier absolvierte sie an der Columbia University die Ausbildung zur Bibliothekarin und unterrichtete an verschiedenen Hochschulen Deutsch. Seit 1941 arbeitete sie als Sachbearbeiterin am Metropolitan Museum. Daneben gab sie die Literaturbeilage der Zeitschrift "Austro American Tribune" heraus, für die sie Mitarbeiter wie Hermann Broch, Albert Ehrenstein, Ernst Lothar, Alfred Polgar oder Berthold Viertel gewinnen konnte.
1945 heiratete Elisabeth Freundlich den Schriftsteller und Philosophen Günther Anders (eigentlich Günther Siegmund Stern). Die Ehe hielt bis 1955. Die beiden kehrten 1950 nach Österreich zurück. Elisabeth Freundlich arbeite als Schriftstellerin und Übersetzerin, von 1953 bis 1978 war sie Kulturkorrespondentin für die Tageszeitung "Mannheimer Morgen", berichtete aber auch in anderen Zeitschriften wie "Die Gemeinde", den "Frankfurter Heften" oder im "Jahrbuch des Instituts für deutsche Geschichte an der Universität Tel-Aviv" über NS-Prozesse und gestaltete (Schulfunk)-Sendungen für den ORF.
Der Durchbruch als Schriftstellerin gelang der mittlerweile 80-Jährigen spät. Ihr bereits im Exil entstandener Roman "Der Seelenvogel", der die Geschichte einer jüdischen Familie im Wien der Lueger-Zeit schildert, wurde nach dem Krieg noch von den Verlagen noch abgelehnt und erschien erst 1986. Von Medien und Publikum wurde er durchaus zustimmend aufgenommen. Auch die im selben Jahr publizierten Bände "Die Ermordung einer Stadt namens Stanislau" und "Finstere Zeiten", der vier Geschichten, die zwischen 1944 und 1966 entstanden sind, vereint, spielen vor einem zeitgeschichtlichen Hintergrund. So schildert die Autorin etwa in der Erzählung "Statt einer Ehrensalve" die Ressentiments, mit denen viele aus dem Exil Zurückkehrende im befreiten Österreich konfrontiert waren. 1992 veröffentlichte Elisabeth Freundlich unter dem Titel "Die fahrenden Jahre" ihre Erinnerungen.
Quellen
Literatur
- Österreichisches biographisches Lexikon: Elisabeth Freundlich
- Ilse Korotin [Hrsg.]: biographiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1: A – H. Wien: Böhlau 2016