Emil Geyer
Emil Geyer, * 29. November 1872 Swoikowitz (Mähren), † 1. August 1942 KZ Mauthausen, Jurist, Schauspieler, Regisseur, Dramaturg, Lehrer, Theaterdirektor, Intendant, Kunstsammler.
Biografie
Als Emil Goldmann, ältester Sohn der vielköpfigen Familie des Gutspächters Jakob Goldmann und dessen Ehefrau Amalie in Mähren geboren, übersiedelte er nach der Matura am Gymnasium in Znaim nach Wien und studierte Rechtswissenschaften. Die Promotion erfolgte 1895. Anschließend ging er zum Studium der Nationalökonomie nach Berlin, wandte sich allerdings rasch der Schauspielerei zu. Er lernte unter anderem Max Reinhardt kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte. Vermutlich in Zusammenhang mit seiner Konversion vom jüdischen zum evangelischen Glauben nahm Emil Goldmann um 1902 den Künstlernamen Emil Geyer an.
Nach Stationen in Düsseldorf und Berlin kam Emil Geyer 1912 nach Wien und übernahm die Leitung der Neuen Wiener Bühne. Er brachte vor allem zeitgenössische Dramen, nicht selten im Konflikt mit der Theaterzensur, auf die Bühne. Nachdem sich seine Ehefrau, die Schauspielerin Ellen Neustädter-Geyer, von ihm getrennt hatte, ging Emil Geyer 1922 nach Berlin und arbeitete als Oberregisseur und Direktionsstellvertreter bei dem Theaterunternehmer Eugen Robert. Nach dem Suizid von Ellen Neustädter-Geyer kehrte er 1926 nach Wien zurück und wurde von Max Reinhardt mit der Leitung des Theaters in der Josefstadt (bis 1933) betraut. Ab 1930 fungierte er zudem als bevollmächtigter Direktor des Max Reinhardt Seminars. Geyer arbeitete mit zahlreichen Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur zusammen, darunter Karl Farkas, Georg Wilhelm Pabst, Egon Friedell, Richard Beer-Hofmann, Else Lasker-Schüler, Lina Loos und Attila Hörbiger.
Nach dem "Anschluss" 1938 wurde Emil Geyer als Jude im Sinne der Nürnberger Gesetze aus dem Max Reinhardt Seminar entlassen. Vermutlich war er gezwungen, sein Eigentum, insbesondere Teile seiner Kunst- und Büchersammlung sukzessive zu verkaufen. Der Verbleib seiner Kunstsammlung, darunter Gemälde von Oskar Kokoschka, Egon Schiele, Paul Signac und Wassily Kandinsky, ist bis dato ungeklärt. Während er seiner Tochter Eva Geyer und deren Ehemann, dem Gynäkologen und Kunstsammler Paul Singer zur Flucht in die USA verhelfen konnte, gelang es Emil Geyer nicht mehr, das Land zu verlassen. Mehrere Hilfegesuche an enge Vertraute im Exil blieben ungehört. Emil Geyer wurde in eine Sammelwohnung in der Krugerstraße übersiedelt und im Mai 1942 wegen "versuchter illegaler Auswanderung" von der Gestapo erkennungsdienstlich erfasst. Am 31. Juli 1942 wurde er in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert und tags darauf ermordet.
Korrespondenzstücke von und an Emil Geyer befinden sich unter anderem in der Wienbibliothek im Rathaus und dem Theatermuseum.
Quellen
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Geyer, Emil [Signatur: TP 015186]
- Meldezettel (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)
Literatur
- Lexikon der österreichischen Provenienzforschung: Emil Geyer [Stand: 17.10.2020]
- Österreichisches Biographisches Lexikon: Geyer, Emil [Stand: 27.10.2020]
- Theatermuseum: Online Sammlung. Suchabfrage: Emil Geyer [Stand: 27.10.2020]
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Opfersuche, Suchbegriff: Emil Goldmann [Stand: 27.10.2020]
- Sophie Lillie: "Was einmal war – Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens". Wien: Czernin Verlag 2003, S. 405 f.
Emil Geyer im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.