Erich Ziffer
Erich Ziffer, * 28. Februar 1883 Peterswald, Österreichisch Schlesien (Petrvald, Tschechien), † Herbst 1942 Konzentrationslager Treblinka, Architekt.
Biografie
Ziffer stammte aus kleinbürgerlich-jüdischem Elternhaus, nach dem frühen Tod der Eltern ermöglichte ein wohlhabender Großhändler aus Olmütz, der sein Vormund wurde, den Besuch der Realschule in Jägerndorf/Krnov. Anschließend übersiedelte Ziffer nach Wien und studierte an der Technischen Universität unter anderem bei Carl König. Nach absolviertem Architekturstudium sammelte Ziffer 1908 zuerst bei Karl Mayreder Baupraxis, ging anschließend nach Ostpreußen und in die Schweiz, ehe er 1912 nach Wien zurückkehrte, um sich als selbständiger Architekt niederzulassen. In der Frühzeit seiner Selbständigkeit arbeitete er mit dem Architekten Arthur Grünberger zusammen, mit welchem er studiert hatte. Um 1920 besuchte Erich Ziffer die Bauschule von Adolf Loos.
Da nur eine relativ geringe Anzahl von selbständigen Bauten belegbar ist, dürfte Erich Ziffer auch in einem Architekturbüro unselbständige Arbeit verrichtet haben. 1911 wurde nach seinen Plänen das Wohnhaus Neustiftgasse 115 errichtet, 1913 baute er gemeinsam mit Arthur Grünberger eine Villa in der Peter-Jordan-Straße 94 sowie ein Wohnhaus in der Auhofstraße 7a. Das Doppelhaus Hockegasse 88 entstand 1924 wieder in Ziffers alleiniger Planverfasserschaft.
Die Hinwendung zur Bauschule von Adolf Loos bedeutete in Ziffers Schaffen einen Bruch, der selbst bei der geringen Anzahl an realisierten Werken deutlich vor Augen tritt: War er 1912 noch durch Arthur Grünberger und die von dessen Lehrer Friedrich Ohmann kommende stark ornamentale Richtung geprägt, wendet er sich unter dem Einfluss von Adolf Loos der kubischen Bauform und einer möglichst puristischen Baugestaltung zu.
Nach dem "Anschluss" emigrierte der Architekt mit seiner Gattin in die Tschechoslowakei. Als 1939 das nationalsozialistische Deutschland auch den Rest der Tschechoslowakei annektierte, wurde Erich Ziffer 1939 in ein Sammellager nach Mährisch-Ostrau/Ostrava gebracht, von dort nach Theresienstadt und 1942 in das Vernichtungslager Treblinka deportiert, wo er höchstwahrscheinlich im Herbst 1942 ermordet wurde. Da die näheren Umstände ebensowenig wie ein genaues Todesdatum eruiert werden konnten, ließ ihn seine Witwe 1948 für tot erklären.
Literatur
- Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz Verlag 1987, S. 252; Abb. auf S. 251