Eva Rosenfeld
Eva Marie Rosenfeld, * 5. Jänner 1892 New York, † 17. August 1977 London, Psychoanalytikerin.
Biografie
Eva Rosenfeld kam 1892 nach drei Söhnen als erste Tochter des Ehepaares Theodor und Rose Rosenfeld in New York zur Welt und wuchs in Berlin in einer kulturaffinen Umgebung auf. Ihre Tante war die Sängerin Yvette Guilbert, Evas Vater war Theaterimpresario. Als er 1907 starb, musste Eva Rosenfeld zum Unterhalt der Familie beitragen. Sie fand eine Anstellung als Erzieherin in einem Berliner Heim für Mädchen aus unterprivilegierten Schichten.
1911 heiratete sie ihren Cousin, den Juristen Valentin Rosenfeld, und zog zu ihm nach Wien. Das Paar bekam vier Kinder, doch zwei Söhne starben bereits 1918 an der Ruhr, eine Tochter kam 1927 bei einem Bergunfall ums Leben.
Nach dem Tod ihrer beiden Söhne richtete Eva Rosenfeld in ihrem Haus eine Ausbildungsstätte für junge Mädchen in Not ein, die Unterricht in Haus- und Gartenarbeit erhielten. Unter ihren Schülerinnen war auch eine als schwer erziehbar geltende Patientin ihrer Freundin Anna Freud. Mit Freud und deren Partnerin Dorothy Tiffany Burlingham gründete Eva Rosenfeld 1927 in der Wattmanngasse 11 in Hietzing eine private Volksschule, in der die Kinder nach psychotherapeutischen Grundsätzen unterrichtet wurden. Die Wohnung des Ehepars Rosenfeld im Haus Wattmanngasse 11 wurde 1917 vom Wiener Architekten Adolf Loos eingerichtet.
Ab 1929 absolvierte Eva Rosenfeld eine Psychoanalyse bei Sigmund Freud. Nach der Trennung von ihrem Mann ging sie 1931 nach Berlin zurück, wo sie in Ernst Simmels Sanatorium Schloss Tegel arbeitete und eine psychoanalytische Ausbildung am Berliner Lehrinstitut begann. 1935 wurde sie Mitglied der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV). Mit ihrer Mutter und ihrem einzigen überlebenden Kind, einem Sohn, emigrierte sie 1936 aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach London. Hier begann sie bei Melanie Klein eine weitere Analyse, die sie jedoch in Konflikt mit Anna Freud brachte, da die beiden Psychoanalytikerinnen unterschiedliche Denkschulen vertraten. In ihrer eigenen Arbeit versuchte Eva Rosenfeld, einen Mittelweg zwischen Freud und Klein einzuschlagen. Sie eröffnete eine Praxis in Oxford, schloss sich der British Psychoanalytical Society an, hielt Vorträge und Referate und führte Lehranalysen durch.
2001 erwarb das Sigmund-Freud-Museum den Nachlass von Eva Rosenfeld.
Literatur
- Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3, P−Z. Wien [u. a.]: Böhlau 2016
- Anna Freud: Briefe an Eva Rosenfeld. Basel [u. a.]: Stroemfeld / Nexus 1994
- Psychoanalytikerinnen. Biografisches Lexikon: Eva Rosenfeld [Stand: 25.01.2019]
- Nachlass von Eva Rosenfeld im Sigmund Freud Museum [Stand: 25.01.2019]
- Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz Verlag 1987, S. 497