Anna Freud

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Anna Freud, um 1930
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Freud, Anna
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr.iur.h.c., Dr.med.h.c., Dr. of Science h.c.
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  34022
GNDGemeindsame Normdatei 118535307
Wikidata Q78485
GeburtsdatumDatum der Geburt 3. Dezember 1895
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 9. Oktober 1982
SterbeortSterbeort London 4074335-4
BerufBeruf Psychoanalytikerin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 22.10.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde London; Krematorium Golder's Green
Grabstelle
BildnameName des Bildes Anna Freud.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Anna Freud, um 1930
  • 9., Berggasse Ordination (Wirkungsadresse)
  • 1., Rudolfsplatz Jackson Nursery (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 11. Dezember 1975, Übernahme: 20. Februar 1977)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Übernahme: 2. Dezember 1975)

Anna Freud, * 3. Dezember 1895 Wien, † 9. Oktober 1982 London, Psychoanalytikerin.

Biografie

Anna Freud kam als sechstes Kind von Sigmund und Martha Freud, geborene Bernays, im Dezember 1895 in Wien zur Welt. Von 1901 bis 1903 besuchte sie eine private Volksschule im 1. Wiener Gemeindebezirk und wechselte dann in eine Volksschule im 9. Bezirk. Die 5. Volksschulklasse sowie ihre Mittelschulstudien absolvierte sie in der Privatschule "Cottage Lyzeum", 19., Gymnasiumstraße 79, die sie bereits im Alter von 15 Jahren, im Jahr 1911, mit der Reifeprüfung beendete. Nach Aufenthalten in Italien und England begann sie 1915 eine Tätigkeit als Lehramtskandidatin an der Volksschule des "Cottage Lyzeums", wo sie auch nach bestandener Lehramtsprüfung (1917) bis 1920 unterrichtete.

Von Anfang an interessierte sich Anna Freud für die psychoanalytischen Studien ihres Vaters und besuchte von 1915 seine Vorlesungen und Seminare an der Universität Wien. Außerdem nahm sie an den Stationsvisiten Paul Schilders und Heinz Hartmanns an der Psychiatrischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus teil. Von 1918 bis 1921 absolvierte sie eine Lehranalyse bei ihrem Vater. Auf dem Internationalen Psychoanalytischen Kongress in Budapest hatte sie 1918 ihren ersten öffentlichen Auftritt. Von da an nahm sie regelmäßig an den Sitzungen der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung teil, deren Mitglied sie im Jahr 1922 wurde. Ihren sogenannten "Probevortrag" hielt sie zum Thema "Schlagephantasien und Tagträume". 1923 eröffnete sie ihre eigene Praxis gegenüber der Ordination ihres Vaters in der 9., Berggasse, in der sie vor allem mit Kindern arbeitete. Im selben Jahr veröffentlichte sie in der Zeitschrift "Imago" ihre erste kinderanalytische Arbeit, und zwar mit dem Titel "Ein hysterisches Symptom bei einem zweieinhalbjährigen Kinde". 1924 nahm sie ihr Vater in sein "Geheimes Komitee", das aus seinen engsten Mitarbeitern bestand, auf.

1925 wurde das Lehrinstitut der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung gegründet, in dem Anna Freud von Beginn an als Lehranalytikerin tätig war. Im selben Jahr wurde sie Schriftführerin des Lehrausschusses. 1927 erschien das auf ihren Vorlesungen am Lehrinstitut basierende Buch mit dem Titel "Einführung in die Technik der Kinderanalyse", in dem sie die von ihr entwickelte Analysetechnik erörterte und darstellte.

Im Jahr 1927 wurde sie Sekretärin der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung, im Oktober des Jahres 1931 auch Sekretärin der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung und 1933 deren zweite Obmann-Stellvertreterin. Mit letzterer Funktion oblag ihr die tatsächliche Leitung der Gesellschaft. Nach der Emigration Helene Deutschs im Jahr 1934 übernahm Anna Freud ein Jahr später die Leitung des Wiener Lehrinstituts.

Mit Dorothy Burlingham und Edith Jackson eröffnete sie im Februar 1937 eine Kindertageskrippe, die sogenannte Jackson Nursery, im 1. Bezirk, Rudolfsplatz. Diese Einrichtung wurde jedoch 1938 aufgelöst, ebenso stellte man den Internationalen Psychoanalytischen Verlag unter "kommissarische Leitung". Am 23. März 1938 wurde Anna Freud einen ganzen Tag von der Gestapo auf dem 1., Morzinplatz verhört. Durch Intervention von Prinzessin Marie Bonaparte und der amerikanischen Botschafter Bullitt und Wilsey gelang Anna Freud 1938 mit ihrer Familie die Ausreise nach England. Am 23. September 1939 starb ihr Vater Sigmund Freud im englischen Exil. Anna Freud veranlasste die Herausgabe seiner Gesammelten Werke und bewahrte seinen Nachlass.

In England wurde sie Mitglied der British Psychoanalytical Society und war sowohl als Lehranalytikerin als auch im Lehrausschuss tätig. Außerdem setzte sie die Zusammenarbeit mit Dorothy Burlingham fort − die beiden eröffneten 1941 das erste von drei Kriegskinderheimen, die "Hampstead War Nurseries", für Kinder, die durch Krankheit, Tod oder kriegswichtige Arbeit von ihren Familien getrennt worden waren.

Ihr erstes Projekt nach dem Krieg war die Gründung von "The Hampstead Child Therapy Course and Clinic" (1984 umbenannt in Anna Freud Centre), die sie über 30 Jahre lang leitete, internationales Ansehen genoss und neue Standards der kinderpsychoanalytischen Ausbildung schuf.

1971 kam Anna Freud im Rahmen des Internationalen Psychoanalytischen Kongresses, der mit ihrer Zustimmung in Wien stattfand, wieder in ihre Geburtsstadt. Auch in den Folgejahren besuchte sie Wien immer wieder. Am 6. Mai 1980 hielt sie die Sigmund-Freud-Vorlesung in Wien. Dies war zugleich ihr letzter Besuch. Anna Freud starb am 9. Oktober 1982 in London.

Wirken

Anna Freuds Hauptwerk "Das Ich und die Abwehrmechanismen", das im Jahr 1936 erschien, leistete für die Entwicklungspsychologie und die neu entstehende analytische Ich-Psychologie einen wesentlichen Beitrag. Ab 1945 war sie Mitherausgeberin der Zeitschrift "The Psychoanalytic Study of the Child", diese Zeitschrift wird nach wie vor publiziert. Im Jahr 1965 veröffentlichte sie das Werk "Normality and Pathology in Childhood", das 1968 in der deutschen Übersetzung mit dem Titel "Wege und Irrwege in der Kinderentwicklung" erschien.

Das wissenschaftliche Œuvre Anna Freuds umfasst über 150 Publikationen auf dem Gebiet der Psychoanalyse. Sie war am Aufbau des Freud-Archives in der Library of Congress, Washington, beteiligt sowie an der dreibändigen Freud-Biografie von Ernest Jones.

Anna Freud wurde mit zahlreichen Ehrentiteln führender Universitäten bedacht wie zum Beispiel mit dem "Dr. iur. h. c. der Yale-University" (1968), dem "Dr. iur. h. c. der Universität Sheffield" (1970), mit dem "Dr. med. h. c. der Medizinischen Fakultät der Universität Wien" [zum ersten Mal in der Geschichte dieser Universität erhielt ein/e Nicht-Mediziner/in ein Ehrendoktorat der Medizin] (1972) sowie dem "Dr. of Science h. c. der Columbia-University, New York" (1978).

Seitens der Stadt Wien zeichnete man Anna Freud durch die Verleihung des "Ehrenringes" aus (Überreichung durch den österreichischen Botschafter in London am 20. Februar 1977), die Republik Österreich ehrte sie mit der Verleihung des "Großen Goldenen Ehrenzeichens" (1975).

2011 wurde nach ihr der Anna-Freud-Park benannt. Der Freudplatz im 2. Bezirk ist Anna Freud und ihrem Vater gewidmet.

Quellen

Literatur

  • Birgit Johler / Monika Sommer / Alexandra Steiner: Anna Freud in Wien. Spaziergänge zu den Orten der Psychoanalyse. Wien: Turia + Kant 2016.
  • Brigitta Keinzel / Ilse Korotin: Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben – Werk – Wirken. Wien: Böhlau 2002, S. 194–201
  • Elisabeth Young-Bruehl: Anna Freud. Eine Biographie (2 Bände). Wien: Wiener Frauenverlag 1988 (Reihe Frauenforschung; Bände 30/31)


Anna Freud im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks