Ferdinand Marian
Ferdinand Marian (eigentlich Hasch(k)owetz), * 22. Mai 1859 St. Corona am Schöpfl (Niederösterreich), † 19. Juni 1942 Eisenerz (Steiermark), Sänger (Bass).
Biografie
Der Sohn eines Försters studierte von 1879 bis 1881 Gesang am Konservatorium (der Gesellschaft der Musikfreunde) in Wien. 1883 debütierte er unter seinem eigentlichen Namen am Theater in Olmütz (Olomouc), 1884/85 sang er in Temesvar (Timişoara/Rumänien) und 1885/86 in Budweis (České Budějovice), wo er seinen Namen änderte. Nach Engagements in Augsburg, Köln, Linz (1888/89) und Graz (1889/90 und 1895/96) wirkte er seit 1890 in Wien. Zuerst arbeitete er am Theater an der Wien und seit 1896 an der Hofoper (heute: Staatsoper), an der er bis 1921 Ensemblemitglied war. Er verkörperte zahlreiche mittlere und kleinere Rollen, öfters auch mehrere Rollen in einer Oper, unter anderem in Richard Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg", in Carl Maria von Webers "Der Freischütz", in Giacomo Puccinis "La Bohème" und in "Die Fledermaus" von Johann Strauss (Sohn), in der er auch als Frosch auftrat. Er wirkte in zwei Uraufführungen mit: am 22. Jänner 1900 in Alexander von Zemlinskys "Es war einmal" und am 15. März 1913 in "Das Spielwerk und die Prinzessin" von Franz Schreker. Zum letzten mal trat er am 27. August 1919 als alter Zigeuner in "Der Troubadour" von Giuseppe Verdi auf, danach lebte er als Gesangslehrer bis etwa 1925 in Wien, dann in seinem Haus in Trofaiach.
Ferdinand Marian war mit der Sängerin Magdalena Caroline (auch Madelaine), geb. Jerg (1857–1933) verheiratet. Sie wirkte an Operettenbühnen in Wien und Budapest, verlor aber um 1890 ihre Stimme und musste daher ihre Karriere aufgeben. Sie war seither als Gesangslehrerin tätig. Der gemeinsame Sohn Ferdinand Marian (1902–1946) war Theater- und Filmschauspieler. Er spielte vorwiegend an Theatern in Deutschland, seit 1933 trat er auch in Filmen auf. In der Rolle des Verführers erreichte er eine große Bekannt- und Beliebtheit. Er war Teil der nationalsozialistischen Propagandamaschinerie und spielte unter anderem in dem antisemitischen Hetzfilm "Jud Süß" die Hauptrolle. Nach 1945 war er von der Filmindustrie geächtet und erhielt Berufsverbot.
Literatur
- K. J. Kutsch/Leo Riemens: Großes Sängerlexikon (4., erweiterte und aktualisierte Auflage. Unter Mitarbeit von Hansjörg Rost) Band 4. München: K. G. Saur 2003
- Friedrich Knilli: Ich war Jud Süß. Die Geschichte des Filmstars Ferdinand Marian. Mit einem Vorwort von Alphons Silbermann. Berlin: Henschel 2000
- Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig: Paul List 1903