Franz Martin Schindler
Franz Martin Schindler, * 25. Jänner 1847 Motzdorf, Bezirk Dux, Böhmen (Mackov, Tschechien), † 27. Oktober 1922 Wien, Theologe, Sozialpolitiker.
Biografie
Schindler war der Bruder des Theologen und Kirchenpolitikers Josef Schindler (* 25. Februar 1854 Motzdorf, † 19. Mai 1900 (Bad) Wörishofen, Bayern). Er studierte am bischöflichen Priesterseminar in Leitmeritz katholische Theologie (1869 Priesterweihe) und ging 1874 zum Theologiestudium an die Wiener Universität (1877 Dr. theol.). Ab 1878 war er Professor für Moraltheologie in Leitmeritz, ab 1887 an der Wiener Universität. Zu seinen Schülern zählten Ignaz Seipel und Friedrich Funder. Ab 1889 wirkte er aktiv in der Christlichsozialen Partei, war an der Ausarbeitung von Programmen beteiligt, gehörte 1892 zu den Begründern der Leo-Gesellschaft, deren Generalsekretär er 1917 wurde, sowie der christlichsozialen Tageszeitung Reichspost, deren Herausgabe auf dem dritten österreichischen Katholikentag in Linz beschlossen wurde und die ab 1. Jänner 1894 erschien. Franz Martin Schindler war Vizepräsident des Katholischen Wohltätigkeitsverbandes für Niederösterreich, kurze Zeit auch dessen Präsident sowie Vizepräsident des Reichsverbandes der katholischen Wohltätigkeits-Organisationen. Er gehört gemeinsam mit Maximilian von Vittinghoff-Schell zu den tragenden Persönlichkeiten der Entstehung der Caritas.
Neben zahlreichen anderen Publikationen veröffentlichte er 1907-1911 ein dreibändiges "Lehrbuch der Moraltheologie" und war ab 1895 Herausgeber der Jahrbücher der Leo-Gesellschaft sowie ab 1896 des zehnbändigen Werks "Das soziale Wirken der katholischen Kirche in Österreich".
Komturkreuz des Franz-Joseph-Ordens (1906), Mitglied des Herrenhauses (1907-1918).
Franz-Martin-Schindler-Denkmal (1, Universität)
Literatur
- Silvia Ursula Ertl: Geschichte der Caritas der Erzdiözese Wien. Die verbandliche Organisierung 1897-1921. Linz: Wagner Verlag 2022
- L. Reichhold: Franz Martin Schindler. Von der Sozialreform zur Sozialpolitik. Wien: Karl-von-Vogelsang-Institut 1989
- L. Mayr: Der Moraltheologe Franz Martin Schindler, Diss. Univ. Wien. Wien 1984
- Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974 - lfd.
- Wilhelm Kosch: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. 4 Bände. Bern: Francke 1949-1958
- Friedrich Funder: Aufbruch zur christlichen Sozialreform. Franz Schindler. Der Weggenosse Luegers und A. Liechtensteins. Wien: Herold [u.a.] 1953
- Wilhelm Kosch: Das katholische Deutschland. Biographisch-bibliographisches Lexikon. Augsburg: Literarisches Institut von Haas und Grabherr 1938
- Neue Freie Presse, 28.10.1922
Franz Martin Schindler im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.